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Sanfte Evolution

Der neue Range Rover Evoque vereint die markante Silhouette seines Vorgängers mit der Eleganz seines größeren Bruders Velar. Erster Test.

mid/rs

Evoque 1.0 war für die Marke Land Rover/Range Rover ein großer Coup. Noch nie verkaufte sich ein Modell so gut: Rund 800.000 Exemplare weltweit fanden Käufer, seit 2011 setzt der kleine Brite neue Maßstäbe für kompakte SUV. Die meist bieder-brave Konkurrenz ließ der Evoque teils ganz schön alt aussehen und heimste folgerichtig 215 internationale Preise ein.

Dass Range Rover selbst sein Erfolgsmodell als Trendsetter sieht, klingt nicht einmal übertrieben - denn die Verkaufszahlen des Evoque ebneten vermutlich erst den Weg für weitere designbetonte Kompakt-SUV wie den BMW X2 oder den VW T-Roc.

Eine solvente und designorientierte Kundschaft soll nun auch der zweite Evoque bedienen. Die ähnlichen Proportionen täuschen, denn die neue Generation hat praktisch keine Teile von der ersten übernommen. Eine völlig neu entwickelte Karosserie (die "Premium-Transversale-Architektur" von Jaguar Land Rover) soll bessere Raumausnutzung und mehr Fahrdynamik sowie Komfort bringen. Alle Motorvarianten (außer dem handgeschalteten Diesel) arbeiten mit 48 Volt-Mild-Hybrid-Technologie. Als Weltneuheit zeigt "ClearSight Ground View" am Monitor den Untergrund, auf dem sich der Evoque gerade bewegt.

Geblieben sind Länge und markante Proportionen des Vorgängers, vor allem die aufsteigende Fenster- und die nach hinten abfallende Dachlinie. Hinzugekommen sind unter anderem die versenkbaren Türgriffe, wie man sie vom Velar her kennt. Und dessen sogenannter "Reduktionismus" im Design mit betont glatten Flächen und klaren Linien. Der Evoque 2.0 steht offensichtlich zur Optik seines Vorgängers, ist aber trotzdem klar als dessen Nachfolger erkennbar.

Und er setzt optimierte Raumausnutzung obendrauf: Längerer Radstand bringt trotz gleicher AUßenlänge von 4,37 Metern zwei Zentimeter mehr Kniefreiheit hinten. Und die Kopffreiheit vorne profitiert von der leicht gewachsenen Höhe des Fahrzeugs. Der Kofferraum ist um immerhin 16 Liter größer geworden. 591 Liter im Normalzustand sind im Klassenvergleich ein recht guter Wert, maximale 1.383 Liter sind allerdings weniger als viele Rivalen.

Doch kleine Makel in Sachen Nutzwert verzeiht man dem neuen Range Rover Evoque dank seiner extravaganten Optik und seiner Fahreigenschaften. Denn er ist mit dem von uns gefahrenen Top-Diesel (240 PS) sowie auch im zehn PS stärkeren, mittleren Benziner extrem leise und dabei durchzugsstark und spritzig in der Leistungsentfaltung.

Vor allem der Diesel mit seinen 500 Nm Drehmoment schiebt stets mächtig an. Lediglich das Zusammenspiel mit der 9-Gang-Automatik könnte bei beiden Aggregaten harmonischer sein - etwa am Ende kräftiger Beschleunigungsphasen, wenn es unangenehm lange dauert, bis die Automatik eine höhere Gangstufe wählt. Insgesamt reichen die Motor-Varianten des neuen Evoque beim Diesel von 180 bis 240 PS, beim Benziner von 200 bis 300 PS. Ein Plug-in-Hybrid und eine rein elektrische Variante sollen bald folgen.

Cruisen statt Kurven lautete wohl die Vorgabe bei der Fahrwerksabstimmung, denn so ruhig und souverän sich der Evoque beim Dahingleiten gibt, so wuchtig wirkt er manchmal bei extrem flotter Gangart mit schnellen Richtungsänderungen. Dahinter steckt sicher auch das Leergewicht von stolzen 1.955 Kilo beim von uns getesteten D240 AWD Automatik MHEV Sd4. Klassenprimus VW Tiguan bringt schlimmstenfalls 1.815 kg auf die Waage. Immerhin: Wer entspannt bis nur etwas flott unterwegs ist, genießt durchaus eine Agilität, wie man sie in dieser Fahrzeugklasse erwarten kann.

Nochmals gesteigert hat sich die Offroad-Tauglichkeit des vermeintlichen Boulevard-Schönlings. Range Rover-typisch lässt sich der Evoque auf jeden Untergrund einstellen, optional sind wesentliche Hilfestellungen wie die Bergabfahrkontrolle an Bord. Und: Grundsätzliche Gelände-Disziplinen wie die Wattiefe haben sich verbessert, denn der Neue kann jetzt 60 Zentimeter tiefes Wasser durchqueren - das sind zehn Zentimeter mehr als der bisherige Evoque.

Weiterer Pluspunkt der neuen Generation: Ihr edler Innenraum. Der hat an praktischem Nutzwert zugelegt, unter anderem mit zusätzlichen Ablagen. Vor allem aber glänzt das Evoque-Interieur mit glattflächiger und hochwertiger Eleganz - wie auch beim Außendesign ganz im Stile des größeren Range Rover Velar. Lobenswert: Wer sein Auto nachhaltig gestalten möchte, greift statt zu Leder zu einem neuen Eukalyptus-Textil-Gewebe, das sich bei unserer Testfahrt sehr angenehm anfühlte und dabei strapazierfähig wirkte.

Imposant am kompakten Range Rover sind viele technische Feinheiten wie seine "durchsichtige Motorhaube". Besonders im schweren Gelände ist es sehr wertvoll und beruhigend, auf Knopfdruck am Monitor den Untergrund vor und unter dem Fahrzeug zu sehen. Das Bild setzt sich dabei aus aktuellen und soeben aufgezeichneten Aufnahmen der Fahrbahn zusammen. Ebenfalls sehr hilfreich: Ein digitaler Innenspiegel zeigt ein besonders weiträumiges Abbild (50 Grad) von dem, was sich hinterm Evoque abspielt - vor allem bei voller Besatzung und Beladung eine wesentliche Unterstützung.

Insgesamt erfüllt der neue Range Rover Evoque bravourös seinen Premium-Anspruch. Generation 2.0 schafft es, den besonderen Reiz des Vorgängers in den nächsten Modellzyklus zu übertragen. Dass Geld dabei keine allzu entscheidende Rolle spielen darf, ist nichts Neues. Dafür kommt der Evoque-Kunde weiterhin in den Genuss von reichlich Exklusivität und Extravaganz. Ab 40.800 Euro (Deutschland: 37.350 Euro) ist der neue Range Rover Evoque per Anfang April zu haben.

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