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ORM: Lavanttal-Rallye

Souveräner Harrach war nicht mehr zu biegen

Nach der falschen Reifenwahl am Freitagnachmittag konnte Baumschlager nicht mehr aufholen, Harrach sprang souverän in die Presche. 2WD: Ebner siegt.

Michael Noir Trawniczek
Foto: Daniel Fessl/www.motorline.cc

Es war einer der schönsten, berührendsten Momente der noch jungen ORM-Saison: Beppo Harrach sitzt in seinem Auto, umgeben von der Presse, die auf seine erste Stellungnahme wartet – soeben hat Beppo den Sieg bei der Lavanttal-Rallye dingfest gemacht, den ersten Sieg seit der Admont-Rallye 2012. Harrach hat noch einen Gratulanten am Telefonheadset, er sagt „Danke für das Vertrauen“ – da bricht es aus ihm heraus, es sind Tränen der Freude und der Erlösung…

Ditech-Boss Damian Izdebski beugt sich ins Auto, umarmt seinen Piloten, der nun um Fassung ringend sein Resümee in die Mikrofone spricht: „Man kann sich nicht vorstellen, wie sehr der Druck von einem abfällt. Der Andi [Schindlbacher, Co-Pilot, d. Red.] hat so hart gearbeitet, dass er [nach seinen Rückenproblemen im Vorjahr, d. Red.] wieder zurückkehren kann. Das Team hat dermaßen hart gearbeitet und immer an mich geglaubt. Ich bin überglücklich über diesen Sieg.“

In den Augen von Raimund Baumschlager wurde die Rallye schon am Freitagnachmittag, im ersten Durchgang entschieden, als der Rosenauer sich bei der Reifenwahl einen Fehltritt erlaubte und im plötzlichen Regen mit harten Slicks rund 40 Sekunden einbüßte. „Die konnten wir nicht mehr aufholen, zumal der Beppo auch am Samstag kräftig Gas gegeben und bis zum Schluss Druck gemacht hat. Aber man kann nicht immer gewinnen und der zweite Platz ist auch okay.“

Harrach konnte am ersten Tag sämtliche der vier Sonderprüfungen für sich entscheiden, am Samstag gelangen ihm vier, Baumschlager schnappte sich drei Bestzeiten. Auch der zweite Tag begann mit schwierigsten Konditionen, auf den Prüfungen gab es Nässe, Matsch, Nebel, Schneematsch und auch Eis. Am Ende hatte Beppo Harrach einen Vorsprung von 39,2 Sekunden. In der Tabelle der Division I der ORM konnte der Wiener damit den Rückstand auf Baumschlager von sechs auf vier Punkte reduzieren.

Rasender Forstwirt als dritte Kraft

Dass er den zweiten Platz vom Freitagabend nicht halten wird können, war Gerwald Grössing klar – doch der Forstwirt und sein legendärer Co-Pilot Sigi Schwarz konnten in ihrem Mitsubishi Lancer Evo IX R4 einen weiteren Quantensprung vollziehen und das Duell gegen Kris Rosenberger deutlich gewinnen. Auf die Spitze fehlte Grössing am Ende 1:43 Minuten, dafür konnte man den souverän agierenden Routinier Hermann Gassner senior satte 1,5 Minuten hinter sich halten. Grössing bilanzierte: „Wir hatten insgesamt zwei Reifenschäden und auch zwei Dreher, aber wir konnten uns als dritte Kraft klar etablieren. Jetzt freuen wir uns auf die Fortsetzung des Duells gegen Kris [Rosenberger, d. Red.].“

Der Volkswagen-Pilot konnte wegen anfänglicher Probleme an seinem VW Polo S2000 nicht von Beginn an die erhoffte Performance abrufen und landete hinter Gassner auf dem fünften Gesamtrang. Vor allem im verrückten ersten Durchgang des Freitags sorgte eine anlaufende Windschutzscheibe für erschwerte Bedingungen im Rosenberger-Boliden, auch danach gab es verschiedene Kleinigkeiten, vornehmlich im Bereich des Differenzials, die man während der Rallye „aussortieren konnte“, wie Rosenberger bestätigte. Ein solches Problem müsse man noch in Angriff nehmen, danach jedoch glaubt der Niederösterreicher, künftig von Beginn an seine maximale Performance abrufen zu können.

2WD: Am Ende siegt „der Rote“

„Der Blaue“ sei ihm egal, meinte Peter Ebner am Freitag lapidar – gemeint war sein Jaga Motorsport-Teamkollege Achim Mörtl, der den blau-weiß lackierten Citroen DS3 R3 des Teams fährt, Ebner sitzt im rot-weißen Auto der gleichen Spezifikation. Mörtl habe seine Felgen genommen, wodurch er im Gegensatz zu Mörtl keine wirkliche Reifenwahl hatte und Intermeds aufziehen musste, klagte Ebner am Freitag. Und rieb sich die Hände: „Und trotzdem war ich schneller als er.“ Irgendwie erinnerte die Situation an die Formel 1, an Red Bull Racing, an Vettel und Webber…

Doch auf SP 3 fiel Mörtl wie schon berichtet dem Aquaplaning zum Opfer - am Samstag startete Mörtl zwar unter Rally2-Regel, doch der Test unter Wettbewerbsbedingungen wurde wenig später beendet, Mörtl stellte den Ds3 endgültig ab.

Ebner feierte bei seiner Heimrallye schließlich als Gesamt-Sechster einen souveränen 2WD-Sieg, seinem noch verbliebenen Konkurrenten Michael Böhm fehlten am Ende beinahe 1,5 Minuten auf Ebner. Böhm, der im Gesamtklassement Platz sieben belegte, blickte auf eine turbulente Rallye zurück und erklärte: „Insgesamt hatten wir fünf Reifenscheiden – und wir hatten immer die falschen Reifen am Auto, nur am Schluss, im letzten Durchgang hat die Wahl gestimmt.“

Platz drei der 2WD ging an Rob Turk, der Slowene fuhr im Lavanttal zum ersten Mal mit einem Renault Clio R3 und erklärte, dass er im Zweirad-Boliden mehr Spaß hatte als vor zwei Jahren im S2000-Skoda...

Asja Zupanc erlebt verrückte SP 6

Nachdem sie am ersten Tag in den Top 10 lag, rutschte die slowenische Pilotin Asja Zupanc im Gassner-Mitsubishi Evo IX am Samstag auf Rang 14 ab, jedoch nicht ohne Grund. Zupanc und ihre Co-Pilotin Blanka Kacin erlebten am Samstagvormittag auf SP 6 einen ziemlich verrückten Unfall: Zunächst rutschte Zupanc in einen Schneehaufen und steckte dort fest.

Die beiden Sloweninnen waren bereits aus dem Auto ausgestiegen und wussten nicht, wie sie den Wagen flott bekommen – als plötzlich auch Alfred Kramer ins Rutschen kam und ans Heck des Zupanc-Evo stieß.

Da jubelte die Zupanc-Copilotin, denn durch den Anprall rutschte der Gassner-Evo aus seinem Schneehaufen-Gefängnis, die beiden Damen stiegen wieder ein und setzten die Fahrt fort…

Noch schöner wäre die Geschichte, wenn auch Kramer die Rallye fortsetzen und auch beenden hätte können, doch der Kärntner musste später im Service aufgeben. Zupanc erhielt übrigens Lob von ihrem Teamchef Hermann Gassner senior: „Sie ist hier sehr gut gefahren.“

Wollinger siegt im Opel Cup

Im größer gewordenen Opel Corsa OPC Rallye Cup gab es am Ende einen gewohnten Sieger: Vorjahrescupsieger Daniel Wollinger, der die Rallye mit einer Verkühlung in Angriff nehmen musste und am Freitag auch hinter Christoph Leitgeb auf Platz zwei des Cup lag.

Am Sonntag jedoch konnte Wollinger zulegen und Leitgeb etwas mehr als eine halbe Minute abknöpfen. Im Gesamtklassement landeten Wollinger und Leitgeb auf den guten Plätzen elf und zwölf, in der 2WD-Wertung sogar auf vier und fünf. Als drittschnellster Opel Cup-Pilot landete der Bayer Alois Scheidhammer auf Gesamtrang 22.

Historische: Linder schlägt die Porsche

In der Historischen Rallye-ÖM feierte Hans-Georg Lindner im Ford Escort RS2000 einen klaren Sieg über Porsche-Pilot Christian Rosner, der jedoch ebenfalls von einem grippialen Infekt beeinflusst war. Johannes Huber, ebenfalls auf Porsche, belegte Platz drei.

Im OSK Rallye Pokal der Division P1 gewann der Slowene Tim Novak im Skoda Fabia R2. In der P2 setze sich Mitsubishi Evo VII-Pilot Friedrich Poiss durch. In den Divisionen P3 und P4 hieß der klare Sieger jeweils Willi Rabl in seinem VW Golf Kitcar.

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