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WRC: Deutschland-Rallye

Erste Deutschland-Rallye ohne den „König von Trier“

Erste Deutschland-Rallye ohne Seriensieger Loeb. Österreich ist vertreten mit Ilka Minor (mit Evgeny Novikov), Stohl Racing, BRR und Michael Kogler.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Daniel Fessl, minor.at, Photo4

In Deutschland stand die Rallye-Szene zuletzt nach dem fürchterlichen und fatalen Unfall von Janina Depping und Ina Schaarschmidt bei der Wartburg-Rallye unter Schock, beide Pilotinnen mussten bei dem Unglück ihr Leben lassen…

Mit der Deutschland-Rallye kann und wird den beiden gedacht werden. Zugleich wird der Rallyesport in Deutschland damit wieder ausgeübt – und das wohl auch ganz im Sinne der Opfer. Schließlich, so hart es auch klingen mag, geht das Leben weiter - auch wenn es für die Hinterbliebenen der Beginn einer langjährigen und schmerzhaften Trauerarbeit ist. Ihnen wünscht die motorline.cc-Redaktion viel Kraft aber auch Lebensfreude, denn diese muss und darf zurückkehren - je eher, desto besser…

Das Starterfeld in Trier

In Österreich (siehe „Meeting Point“) wird derzeit mitunter recht heftig über Markenvielfalt, die Zukunft des Rallyesports und die Einführung von GT-Fahrzeugen diskutiert…

Markenvielfalt wird man jedoch auf der Nennliste der Deutschland-Rallye vergeblich suchen – vielmehr präsentiert sich das etwas eintönige Fahrzeug-Spektrum unserer Zeit: In der großen Spielklasse sind, wie in der DTM, drei Marken vertreten: VW, Citroen und Ford via M-Sport.

Etwas bunter das Feld in der WRC-2, wo neben dem Skoda Fabia S2000 auch zwei Varianten des Ford Fiesta (RRC und R5), ein Citroen DS3 RRC sowie Gruppe N-Fahrzeuge von Subaru und Mitsubishi zum Einsatz kommen.

Ganz und gar unkompliziert dafür das eingeschriebene Feld in der WRC-3, in dem, und zwar "freiwillig", ausschließlich Citroen DS3 R3-Modelle zum Einsatz kommen…

In der WRC sind die „üblichen Verdächtigen“ am Start. Wer Sebastien Ogier bei diesem Asphalt-Event gefährlich werden könnte? Wohl wieder Thierry Neuville, der zuletzt aufzeigen konnte und der auf dem festen Belag bereits Erfahrung und gute Resultate aufweisen kann. Weitere Siegkandidaten sind, wenn keiner der beiden Genannten Probleme bekommt, nicht auszumachen – es könnte einen spanenden Kampf um Platz drei geben.

Sebastien Ogier kann sich rein theoretisch bereits in Deutschland zum neuen Weltmeister küren – wenn er seinen Punktevorsprung um 22 Punkte erhöht auf 122. Doch der Volkswagen-Pilot winkt ab: „Das ist rein mathematisch.“

Natürlich, dennoch weiß auch Ogier: Die WM 2013 hat er so gut wie gewonnen - und das schadet ihr. Die Rallye-Weltmeisterschaft droht in den nächsten Jahren ein Volkswagen/Ogier-Festival zu werden, das schon jetzt immer weniger Medieninteresse hervorruft. Eine kleine Welt, bestehend aus von Arabern erhaltenen Werks- und Privatteams, welche allesamt auf Bezahlfahrer setzen müssen - in diesem Umfeld werden auch die VW-Seriensiege entwertet...

Eines ist klar: Jener Mann, den sie wegen seiner Seriensiege den „König von Trier“ nannten, wird bei dieser Ausgabe der Deutschland-Rallye nicht am Start sein. Man wird sich daran gewöhnen müssen, dass Sebastien Loeb als Rallyepilot bald schon ein „Pensionist“ und Ogier der neue "Superseb" sein wird...

Novikov/Minor halten den Ball flach

Den Ball flach hält Evgeny Novikov, an dessen Seite wieder die österreichische Co-Pilotin Ilka Minor aus dem „Gebetsbuch“ liest. Novikov fehlt in Deutschland schlicht die Erfahrung – er debütierte im Vorjahr, doch diese Premiere war durchwachsen: Auf der ersten Etappe, welche durch die Weinberge führt, riss er sich ein Rad aus, auf Etappe 2 musste er wegen eines Defekts an der Vorderachse vorzeitig aufgeben.

An der nötigen Motivation mangelt es dennoch nicht, wie Ilka Minor versichert: „Wir sind top motiviert, auch wenn wir bei den letzten Rallyes vom Pech verfolgt wurden. Wir hoffen jetzt einfach, dass diese Strähne endet und die Spirale sich in die andere Richtung dreht.“

WRC-2: Stohl mit Kremer – BRR mit Paddon

In der WRC-2 setzt das österreichische Stohl Racing Team das Ford Fiesta RRC von Armin Kremer ein, der sich gegen Größen wie Robert Kubica im Citroen DS3 RRC, Eyvind Brynildsen und Karl Kruuda in brandneuen Fiesta R5 sowie Sepp Wiegand im deutschen Werks-Skoda S2000 und Hayden Paddon im von Baumschlager Rallye Racing eingesetzten Skoda S2000 wohl nur schwer durchsetzen wird können – auch wenn er bei seinem Testeinsatz in Weiz am Schluss ein optimales Setup fand und eine Bestzeit in den Asphalt brennen konnte. Ein Podiumsplatz jedoch wäre Kremer in der WRC-2 zuzutrauen.

In der WRC-3 sind Größen wie Sebastien Chardonnet oder Keith Cronin auf jeweils einem Citroen DS3 R3 unterwegs – auch wenn er in Deutschland einen Renault Clio R3 pilotiert, hat sich Michael Kogler nicht in der WRC-3 eingeschrieben und sucht auch gar nicht erst den Vergleich zu den auf der WRC-Welttournee befindlichen DS3-Piloten.

Michael Kogler im Feld der Privatiers

Kogler orientiert sich, wenn überhaupt, an den anderen Privatiers wie beispielsweise Nico Leschhorn, dem Sohn des Teambesitzers Ronnie Leschhorn (der einst die S2000-Einsätze von Franz Wittmann junior durchgeführt hatte), der einen Peugeot 207 R3 pilotiert.

Kogler fährt zum ersten Mal mit Leopold Welsersheimb, da sich Jürgen Heigl aus beruflichen Gründen auf die ERC-Einsätze mit Andi Aigner konzentrieren muss. Welsersheimb ist zwar ein junger Co-Pilot, jedoch bereits ziemlich erfolgreich mit Christian Mrlik sowie Ernst und Beppo Harrach unterwegs gewesen.

Kogler möchte in erster Linie Erfahrung und somit möglichst viele Kilometer sammeln, denn der Niederösterreicher fuhr noch nie bei der Deutschland-Rallye: „Ich möchte die Prüfungen kennenlernen und die Fahrt auf diesen weltbekannten Strecken auch genießen.“

Ein prominenter Privatier ist auch Wolf-Dieter Ihle, der Chef der gleichnamigen Rallyeschmiede, der als Fahrer genannt hat, der 1982 seine erste „Monte“ fuhr und dessen „Co-Pilot“ Felix Herbold jedoch ebenfalls als Pilot tätig ist. Wer von den beiden letztendlich den Renault Clio R3 bewegen wird, ist vorerst offen. Angeblich soll Herbold am Steuer sitzen…

Streckenführung mit Tradition

Die Streckenführung der Deutschland-Rallye hat bereits Tradition: Am ersten und am zweiten Tag geht es durch die Weinberge, die Prüfungen wie „Moselland“ oder „Grafschaft“ sind altbekannt. Eine Besonderheit ist der Start der Rallye, welcher diesmal bereits am Donnerstag um 16 Uhr in Köln auf der Domplatte stattfinden wird.

Am Samstag wird traditionell die mehr als 40 Kilometer lange SP „Arena Panzerplatte“ auf einem Truppenübungsplatz absolviert, welche zweimal befahren wird. Dort lauern am Streckenrand die weltberühmten Hinkelsteine. Fährt man zu nahe ran, berührt man sie, fädelt man ein, können ausgerissene Räder und mitunter haarsträubende Überschläge die Folge sein.

Am Sonntag wird noch zweimal die 24,58 Kilometer lange SP „Drohntal“ absolviert, beim zweiten Durchgang gilt diese auch als Powerstage. Der Zieleinlauf erfolgt wie immer vor der malerischen Porta Nigra in Trier.

PS: Am Freitag und am Samstag wird auf einigen Sonderprüfungen ein Feld von historischen Rallyeboliden rund 15 bis 20 Minuten im Anschluss an das WM- sowie das DM-Feld auf die Strecken geschickt. In dem rund 50 Autos starken „Classic“-Feld gibt es neben einer gesunden Markenvielfalt auch eine weitere österreichische Co-Pilotin zu bewundern: Bettina Forster navigiert an der Seite des deutschen Werner Fahnert in einem Alpine A 110 1800 aus dem Jahr 1975. Die Startnummer der beiden: 13.

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