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AMF-Generalsekretär Fehlmann im Interview
Foto: Philip Lueger

Michael Fehlmann: „Rallye W4 wäre immens wichtig!“

Nach einem runden halben Jahr stellt sich der neue AMF-Generalsekretär Michael Fehlmann unseren Fragen - hauptsächlich zum Thema Rallye...

Noir Trawniczek

Nahezu zeitgleich mit Ausbruch der Coronavirus-Pandemie trat Michael Fehlmann seine Funktion als Generalsekretär von Austria Motorsport (AMF), als Nachfolger von Kurt Wagner an. Dass es seit dem März dieses Jahres ein anderes Leben ist, mit anderen und oftmals komplett neuen Aspekten, muss man wohl niemandem erklären. Im Motorsport gelang es seit den Covid19-„Lockerungsverordnungen“ unterschiedlich, den Sport wieder „hochzufahren“. Auf der Rundstrecke oder auch im Rallycross können nun wieder Rennen bestritten werden, Zuschauer werden noch relativ selten akzeptiert.

Ein „Problemkind“ ist die Rallye, was zu einem großen Teil an der Veranstaltungsform liegt, die sich weit über absperrbare Areale hinaus erstreckt. So wurde bislang jede Rallye in Österreich abgesagt, sogar die Jännerallye 2021 ist bereits Geschichte. Im Ausland jedoch gibt es wieder Rallyes, wenngleich es auch hier sehr viele Absagen gab. Die Hoffnungen Österreichs ruhen nun auf der Rallye W4 - ihre Abhaltung wäre ein wichtiger Meilenstein für den Rallyesport.

Die Austrian Rallye Challenge hat ein „Rallyetraining“ absolviert - mit 30 Teams und ohne Wertung. Doch im Zuge dieses Events gab es auch Unstimmigkeiten zwischen den Organisatoren und der AMF. Zugleich wurde offensichtlich, dass es noch viele fragen der Aktiven aber auch der Fans gibt. AMF-Generalsekretär Michael Fehlmann erklärte sich bereit, die Fragen unserer LeserInnen zu beantworten - anonym können Aktive und Fans über folgenden Link bis Donnerstag, 15. Oktober Fragen stellen:

de.surveymonkey.com/r/AMF2020

motorline.cc wird diese zusammen mit den Antworten wenige Tage danach veröffentlichen.

Danke, dass du dich bereit erklärt hast, die Fragen der Rallye- und Motosport-Community zu beantworten - heute wollen wir vorab ein paar der zurzeit „brennenden“ Themen anreißen. Die meistgehörte Frage lautet: Ist die AMF zuständig für die Entwicklung von einreichbaren Covid19- Präventionskonzepten?

Ich sehe das relativ einfach, muss ich gestehen - das mag für manche zynisch klingen aber als Verband müssen und wollen wir natürlich versuchen, die Veranstalter so weit wie möglich zu unterstützen. Das haben wir mit unseren Richtlinien versucht. Eine Art Muster-Präventionskonzept wie es von mancher Seite verlangt wird - wo drinnen steht, was drinnen stehen muss in einem Präventionskonzept, damit es eine Behörde akzeptieren kann gibt es vom Roten Kreuz und ähnlichen Institutionen.

Das veranstaltungsspeziifische Konzept kann der Verband nicht leisten - das muss der Veranstalter machen. Er muss bei der zuständigen Behörde ein Covid19-Präventionskonzept vorlegen und er ist auch der Einzige, der es auch erstellen kann.

Warum ist er der einzige?

Weil er naturgemäß als einziger die genauen Begebenheiten vor Ort und seinen geplanten Ablaufplan kennt. Und weil er den Kontakt mit seiner für ihn zusändigen Behörde hat - das gehört ja auch dazu - weil es unterschiedliche Behörden gibt, die auch unterschiedliche Ansprüche an das Konzept stellen. Und das wird nur in Abstimmung mit der Behörde funktionieren. Es gab auch Präventionskonzepte, die bei Ziviltechnikern um mehere tausend Euro in Auftrag gegeben wurden. Wo Pläne drinnen sind - richtige Pläne, keine Skizzen. Da muss ich ehrlich sein: Das kann und soll der Verband nicht leisten - weil wenn wir das für alle österreichischen Veranstaltungen im Motorsportbereich machen würden, wären wir mit unseren sieben ständigen Mitarbeitern sehr schnell am Limit. Wir haben ja auch gar nicht das nötige Fachpersonal für so etwas.

Ist die AMF jetzt diejenige, die unsere Rallye-Staatsmeisterschaft (ORM) abhält?

Nein, sie schreibt sie aus und vergibt das Prädikat eines Staatsmeistertitels.

Wie bei allen anderen Rennserien - beispielsweise auch jenen, die einen Promotor und in seltenen Fällen sogar einen Seriensponsor haben?

Genau. Die AMF schreibt die Serien aus und regelt sie - es muss bei einem solchen Titel einem Regulativ entsprochen werden. Wenn jeder mache könnte, was er will, hätte ein solcher Meistertitel keinen Wert.

Jetzt gab es das Rallye Training der Austrian Rallye Challenge (ARC) - da kam es im Vorfeld zu Komunikationsproblemen zwischen ARC und AMF - die ARC fühlt sich nun nicht ausreichend von der AMF unterstützt. ..

Was die Kommunikationsprobleme anbelangt, sind wir gerade gemeinsam dabei, diese aufzuarbeiten. Das wird in der kommenden Komissionssitzung natürlich ein Thema sein. Wir als Verband haben die Aufgabe, dass wir Motorsport möglich machen - und zwar geregelt, sicher und auch rechtlich abgesichert. Da arbeiten wir gerade daran, dass es möglich wird, unter den Corona-Bedingungen ausnahmsweise gewisse Abstriche zu machen. Damit Veranstaltungen stattfinden können. Das muss jetzt nicht unbedingt auf Meisterschaftsniveau sein - es geht darum, dass einfach wieder einmal gefahren wird. Und an diesen Rahmenbedingungen arbeiten wir gerade. Zur ARC muss ich sagen, dass sie heuer bei uns nicht als Rennserie angemeldet wurde - was auch an einem Fehler unsererseits liegt, weil wir eine Preiserhöhung für das Anmelden einer Serie nicht nachhaltig genug kommuniziert haben - die Preiserhöhung haben wir dann auch zurückgenommen aber dann hat sich schon Corona ein Bisschen angekündigt und es wurde von einer Anmeldung abgesehen. Trotzdem sitzen aber die Vertreter der ARC immer noch in der Rallye-Kommission...

Gutes Stichwort: Die Rallye-Kommission ist seit ich sie kenne gleich aufgestellt - nicht personell, sondern was die verschiedenen Vertreter anbelangt - da gibt es Vertreter aus allen möglichen Beereichen wie Veranstalter, Zulieferfirmen oder Fahrervertreter aus Moderne und Historik. Diejenigen aber, die Reglementänderungen dann praktizieren und manchmal auch finanzieren müssen und die vom Einsatz von Rallyeautos leben, die Rallyeteams also, sind noch immer nicht vertreten. Da hört man im Servicepark, solche Änderungen seien unmöglich - ist das so? Und was müsste geschehen, um die Kommission hinsichtlich ihrer Vertreter zeitgemäßer zu gestalten?

Da müsste meines Erachtens nach gar nichts geschehen - niemand ist auf Lebenszeit in der Kommission, Mitglied kann man werden und man kann diesen Status auch wieder verlieren. Aber da müsste ein Vorschlag eingebracht werden, dass man solche Änderungen in der Kommission bespricht - so etwas ist durchaus möglich!

Möglich wäre auch immer noch die Rallye W4 als Abschluss einer Worst Case Saison - Veranstalter Christian Schuberth-Mrlik ist immer noch top motiviert, die erste heimische Rallye seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie abzuhalten. Wie schätzt du die Chancen ein, dass wir heuer noch eine echte Rallye erleben - zumal sie ja auch eine Art „Bahnbrecher“ für die 2021 geplanten Rallyes sein könnte

Es wäre ganz, ganz wichtig, dass noch etwas statfindet - vor allem in der Rallye. Wir haben in diesem Segment die viel größeren Probleme - auf der Rundstrecke haben wir ja verhältnismäßig doch einiges weitergebracht, sogar relativ viel eigentlich für diese Zeiten. Ich habe vor einer Woche mit Christian telefoniert und ich kann deinen Eindruck, dass er sehr motiviert ist nur bestätigen und ich bin sehr froh - sein Optimismus ist extrem ansteckend: Ich habe mir in meinem Terminkalender fix eingetragen, dass wir am 13. bis 15. November vor Ort sein werden. Ich bin in Kontakt mit ihm und sage: Hoffen wir das Beste!

Dann sage ich vielen Dank für das Interview und für deine Bereitschaft, dich den Fragen der Community zu stellen.

Gerne. Beim Thema Corona muss ich nur vorausschicken, dass die eine oder andere Antwort vielleicht unbefriedigend ausfallen wird - weil in dieser Pandemie gewisse Faktoren oft nur schwer einzuschätzen sind.

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