RALLYE

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter
Erinnerungen eines Sportreporters: Alles Müller – oder Ilka?
Fotos: Ilka Minor privat

Alles Müller – oder Ilka?

Nach dem Rückzug von Markus Mitterbauer und einem Sparprogramm von Niki Schelle hatte Ilka Petrasko Sorgen um die motorsportliche Zukunft. Doch dann kam Manfred Stohl ins Spiel.

Peter Klein für den Motorline Paddock Corner

2001 sollte das Jahr der Bewährung werden und auch eine Entscheidungshilfe sein. Im Jahr zuvor war Ilka bei 17 Rallyes am Start und hatte auch im technischen Büro Vollzeit gearbeitet. Doch Markus Mitterbauer hatte seine Karriere beendet, um sich nun voll um den elterlichen Betrieb zu kümmern, Niki Schelle hatte für Deutschland ein Sparprogramm und Ilka blickte ein wenig sorgenvoll in die Rallyezukunft. Sie dachte an Neuseeland und Griechenland mit Manfred Stohl und erzählt auch heute noch gerne über ihre einzige Rallye mit Vater Rudi Stohl in Afrika.

Doch der Junior wechselte vorerst nur die Autos, fuhr mit Peter Müller im Mitsubishi die Monte Carlo, dann mit dem Toyota WRC in Deutschland, doch Hauptsponsor OMV wollte mehr internationale Rallyes im Programm haben. Beim italienischen Team Top Run wurde Geld investiert um beim WM-Lauf in Spanien einen (Fast-)Werks-Fiat zu fahren. Also dachte Manfred Stohl, der Punto ist ein kleines Auto mit weniger PS, also kleine Co-Pilotin mit wenig Gewicht, auch hatte er mit ihr gute Erfahrungen gemacht. Anruf bei Ilka und die Nennung wurde fixiert. Beim ersten Service vor der ersten Sonderprüfung sah man dann all die Stars in ihren WRCs, von Bugalski bis Mäkinen, Auriol bis Carlos Sainz, Markko Märtin, Petter Solberg, Richard Burns, Colin McRae und auch ein Kärntner mit einem Subaru WRC,- Achim Mörtl.

Es war aber auch das Jahr der großen Neuentdeckungen wie Sebastien Loeb im Werks-Citroen Saxo, Francois Duval im Ford Puma, oder Andrea Dalavilla, wie Stohl im Fiat Punto. „I kumm mit dea Guakn ned zrecht“, fluchte Manfred, dabei fuhr er kaum langsamer als Citroens Zukunftshoffnung Loeb, oder auch Duval. Der technische Ausfall kam nicht überraschend und auch San Marino war nicht das Gelbe vom Ei. Nach dem Zeremonienstart in Athen baute Stohl eine folgenschweren Unfall auf der Etappe bei dem Ilkas Oberschenkel brach – doch sie feierte schon sechs Monate später ihr Comeback in Wales und spätestens ab diesem Zeitpunkt war Manfred auch von dem Menschen Ilka Petrasko überzeugt und die Partnerschaft ging 2002 mit 14 Rallyes im Ford Focus WRC weiter.

Die „Monte“ im Toyota Corolla wäre schon einmal ein guter Einstand gewesen, doch SP Sisteron kostete mehr als sieben Minuten Verspätung und am Ende blieb nur Rang 16. Dann die Premiere Im Ford WRC und die Spitze von Stohl gegen Baumschlager der im Jahr zuvor im Focus zwar sieben Mal auf dem Podest,- aber nie ganz oben stand. „Ich werde im Burgenland beweisen, dass man mit dem Ford sehr wohl gewinnen kann“, meinte Manfred keck, lieferte sich mit dem genialen Duo Sperrer/Carlsson im Peugeot 206 WRC ein unerbittliches Gefecht und feierte – auch Dank Ilkas perfekter Ansage – den angesagten Sieg.

Nach zwei Abgängen im Lavanttal und auf Zypern ging die Erfolgskurve aber steil bergauf. Zwei weitere Einsätze bei der Phyrn Eisenwurzen und der Boschrallye und es folgte der nächste Sieg in Ilkas Heimat, der Castrol-Rallye in Kärnten. Rang fünf auf Madeira und dann der standesgemäße Sieg bei der OMV-Rallye, fast eine Minute vor Sperrer im Peugeot WRC und der Hauptsponsor ist hochzufrieden. Ilka und Manfred waren sich im Auto näher gekommen, verstanden einander ohne große Worte, doch was die persönliche Beziehung anbelangt, gab es nichts, was erwähnenswert wäre.

Stohl hatte seine Michaela – und Ilka ihren Gavin – einen Ford-Werkstechniker – als Partner gefunden. Zwischen dem Erfolgsduo gab es kaum ein privates Wort, Manfred, fast ein Egomane – ohne deshalb Egoist zu sein – egozentrisch, aber nicht rücksichtslos oder Narziss, orientierte sich stets nach dem Erfolg. Nicht umsonst zählt Georg Danzers „Große Dinge“ zu seinen Lieblingsliedern...

In Neuseeland warf die Beiden ein Reifendefekt schon in der ersten Sonderprüfung auf Rang 76 – danach fuhren sie mit dem Gruppe-N-Mitsubishi nur noch Topzeiten und verblüfften die Fachleute mit Gesamtrang 22 im Schlussklassement. Zurück nach Österreich ein weiteres Sekundenduell mit Raphael Sperrer und flugs wieder über den großen Teich nach Australien wo gleich 18 Worldrallycars am Start waren.

Und dort, auf schwierigstem, rollenden Schotter lieferten Stohl/Minor eines ihre vielen Meisterstücke. Erneut im seriennahen Mitsubishi vom italienischen Top Run Team gab es einen überlegenen Start-Ziel Sieg bei den seriennahen Autos und noch dazu den ersten Welmeisterschaftspunkt mit dem 10.Gesamtrang. Stohl bewies einmal mehr seine Weltklasse auf Schotter – und vergaß manchmal, dass zu solchen Ergebnissen einfach ZWEI gehören.

Wieder zurück in Österreich gab es für die Teilnehmer der Waldviertelrallye Fahrunterricht auf Schotter aus dem Hause Stohl. Längst hatte Manfred erkannt, dass er sich auf die Ansagen seiner Co-Pilotin blind verlassen konnte, dass sie einfach keinen Fehler machte. Und so gab es eine Lektion für die WRC-Piloten Sperrer, Kopecky jun. Balasz und Pech. Nach dem ersten Tag und neun Sonderprüfungen hatte Sperrer als Zweiter schon eine knappe Minute Rückstand,- die Mitbewerber aus Tschechien, Ungarn und Slowenien annähernd zwei Minuten und mehr.

Am darauffolgenden Tag, im Ziel der 12. Sonderprüfung Grafenschlag über26 Kilometer ein fassungsloser Raphael Sperrer dem es Tränen in die Augen trieb: Stohl/Minor waren um unfassbare 34 Sekunden schneller gewesen. Der Meistertitel für den Oberösterreicher aus Kirchdorf war vorerst nur ein schwacher Trost. Nicht weniger als 31 WRC-Piloten standen auf der Startliste für das WM-Finale in Cardiff, der Hauptstadt von Wales. Stohl/Minor lieferten erneut eine Qualitätsbestätigung mit Rang 12 knapp hinter Gilles Panizzi, aber noch vor Profis wie Erikkson, Kresta und Latvala. Längst stand beim Hauptsponsor OMV fest, dass nach der so erfolgreichen Saison die Partnerschaft mit dem Duo Stohl/Minor weitergehen sollte. Man begab sich auf die Suche, denn nun sollte ein Werksauto her... Wie es weitergeht, erfahrt ihr demnächst hier auf Motorline.cc!

Ähnliche Themen:

News aus anderen Motorline-Channels:

Erinnerungen eines Sportreporters: Alles Müller – oder Ilka?

Weitere Artikel:

Achims Sport am Montag

Kolumne: Alles wie gehabt?!

Max Verstappen bügelt wieder alle in Japan her und Simon Wagner arbeitet seine Gegner im Lavanttal auf! Und der Rest? Mit zu wenigen Ambitionen und zu farblos.

Lavanttal-Rallye: Nach SP2

Zwei Fragen nach zwei Prüfungen

Der Auftakt zur 46. LASERHERO Lavanttal-Rallye powered by Dohr-Wolfsberg ist erfolgt / An der Spitze duellieren sich mit Simon Wagner und Hermann Neubauer zwei alte Bekannte / Die Verfolger warten noch ab

Lavanttal-Rallye: Nach SP9

Wagner-Doppelführung nach Neubauer-Dreher

Bei der 46. LASERHERO Lavanttal-Rallye powered by Dohr-Wolfsberg zieht ein fehlerloser Simon Wagner auf und davon / Zwischen- und Ausfälle bremsen die Konkurrenten des Staatsmeisters

Lavanttal-Rallye: Wetter

. . . und auch der Sommer sagt sich an

Auf der meteorologischen Nennliste zur 46. LASERHERO Lavanttal-Rallye powered by Dohr-Wolfsberg am 5. und 6. April finden sich mit Sonnenschein und Wärme zwei Teilnehmer der angenehmen, aber unzuverlässigen Art