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Erinnerungen eines Sportreporters: Röhrls Bruch mit Opel
Fotos: Opel, Peter Klein privat

Triumph und Ende keiner Freundschaft

Peter Klein blickt zurück auf den weiteren Verlauf der Rallye-WM-Saison 1982, die teilnehmenden Österreicher und warum es zum Bruch zwischen Röhrl und Opel Teamchef Fall kam.

Peter Klein für den Motorline Paddock Corner

Es war sicher nicht leicht, von Walter Röhrl respektiert und auch akzeptiert zu werden. In deutschen Fernsehstudios wirkte er oft arrogant und überheblich, als mache er sich über den Moderator mild lächelnd lustig. Nur wer erkannt hatte, dass Röhrl gar nicht kompliziert war, ein Mann auf kerzengerader Linie der auf kluge Fragen eben kluge Antworten gab, der fand auch Zugang zum „Langen“ aus Regensburg.

Zu den Bayern haben ja auch wir Österreicher eine weit bessere Beziehung,- schon der verständlichen Dialektik wegen. Und so ist es wohl logisch, dass Röhrl in Österreich nicht nur viele Fans, sondern auch heute noch Freunde hat. Allen voran Sepp Haider, Rudi Stohl, Franz Wittmann (bei dem er im Adamstal immer wieder seine Golfrunden dreht) und natürlich Helmut Deimel, dem wir unvergleichliche Filme auch über Röhrl zu verdanken haben!

Ich denke es war bei einer Zwangsrast in Eldoret, im Norden von Kenia, wo Röhrl meinte: „Schau, no imma do, die Lada“ und weiter „wiast segn, dea kummt a ins Zü noch Nairobi, dea is net zum umbringan.“ Fünf Jahre später wurde Stohl sein Testpilot für die Safari 1987. Zurück ins Jahr 82, Röhrl hatte auf Korsika Rang Vier geholt, Mikkola sah erneut kein Ziel und so blieb Michelle Mouton als 7. die einzige Konkurrentin. Nach fünf WM-Läufen hatte Röhrl schon 57 WM-Punkte gesammelt, Mouton 32, allerdings wurden damals nur die besten acht Ergebnisse des Jahres für die Fahrer-Weltmeisterschaft gewertet.

Noch immer hoffte man bei Audi auf die bevorstehenden sieben Schotterrallyes, doch auch bei Opel hatte man den Rechenstift schon bei der Hand. Griechenland sollte den Umschwung bringen, so dachte man in Ingolstadt und brachte gleich vier Quattros an den Start: Mikkola, Mouton, den Italiener Michele Cinotto und einmal mehr Österreichs Franz Wittmann. Rudi Stohl konnte nicht an den Start gehen, seine Lada wurde aus Kostengründen per Schiff von Mombasa nach Europa gebracht, zu spät für Griechenland wo alljährlich Anfang Juni die brutalste Schotterrallye Europas ausgetragen wurde.

Allrad war gefragt, Audi der klare Favorit und schon auf der ersten Sonderprüfung über mehr als 42 km eine Demonstration von Mikkola – und der fast schon gewohnt mäßige Start von Wittmann der mit eineinhalb Minuten Rückstand nur die neuntschnellste Zeit erreichte. Co-Pilot Peter Diekmann maulte etwas über seine Großmutter die schneller fahren würde und brachte Franz zur Weißglut und in Bestform. SP Loukissia Zweiter hinter Alen und dann die erste Bestzeit auf Aliki, mehr als eine halbe Minute schneller als Mouton noch vor Röhrl – Mikkola out. Es folgten einige Topzeiten, aber auch wenige Aussetzer wo Franz völlig unverständlich Zeit verlor, dennoch, Wittmann spielte mit im Kreise der ganz Großen. Deshalb auch hier ein Trailer von Helmut Deimels grandiosem Portrait: Franz Wittmann – das Feuer in mir!

Trailer Franz Wittmann – das Feuer in mir!


Nach dem ersten Tag der Zwangsrast von Kalambaka, nach 338 Sonderprüfungskilometer kam ich wieder mal mit Walter ins Gespräch. „Wieso is da Rudi net do?“, wollte er wissen und „da Fraunz foat monchmoi Zeitn, di vasteh i ned.“ Ich wollte wissen, was er genau damit meinte, dazu Röhrl: „Do gibt ea ma am Kilometa oa Sekundn, foat Bestzeitn und daun wida is umgekeat.“ Nach 31 Sonderprüfungen führt Mouton vor Röhrl und Wittmann, dahinter Salonen, Henri Toivonen, McRae und Shekhar Mehta, doch dann fällt Wittmann aus: Lenkungsschaden.

In der Zwangsrast von Lagonissi, nach mehr als 600 SP-Kilometern und fast zwei Drittel der Strecke treffe ich Röhrl wieder und im Gegensatz zu fast allen anderen ist „der Lange“ fit und voller Tatendrang. Röhrl der Asket, sportlich auf Skiern und am Rennrad. Schon vor der Rallye war er auf seinem Drahtesel zum Ausgleich täglich rund 80 km gefahren, bis nach Cap Sounion zum Poseidon-Tempel und wieder retour. „Du muasst in dem Spurt afoch fit sein, sunst valiast di Konzentration. Schau da den Hannu ( Mikkola ) au, vua zwoa Joa no gaunz gean gsuffa hot a jezd mindest 10 Kilo weniga!“ Und weiter: „schod uman Fraunz, er is bessa gforn ois wia in Portugal und hätt locka wida Dritta wern kenna.“

Walter wirkte keineswegs entspannt, trotz aktuellen zweiten Zwischenrangs und ich wollte wissen, warum? „Seit Portugal hob i meine Zweifel. I hob noch Fiat gwusst, mit Opel kaunst zwoa gegen Audi net gwinna, oba ärgern kaun is scho – und daun bricht da die Lenkung und dea Englenda do, no jo…“ Der Engländer war Opel - Teamchef Tony Fall, der Nachfolger von Helle Bein, den Röhrl sehr vermisste. Auch die von Fall eingeschleusten britischen Mechaniker fanden nicht das Vertrauen Röhrls, für ihn waren Männer wie Herbert Fabian, Bernhard Zech und Jochen Berger maßgebend und wie die Zukunft zeigen sollte, war Walter Röhrls instinktives Misstrauen berechtigt gewesen.

Zuletzt gewann in Griechenland also Mouton vor Röhrl und Toivonen, aber auch Österreich war im alten Stadion von Athen vertreten: das Duo Heisler/Blieberger sicherte sich auf Rang Zehn den ersten WM-Punkt.

In Neuseeland baute Röhrl mit Rang Drei hinter den Toyota-Werksfahrern Waldegard und Eklund wieder aus, Audi erneut nicht am Start. Doch in Brasilien schlug Mouton mit ihrem Sieg vor Röhrl zurück und mit der Rallye in Finnland kamen die ersten Streichresultate. Dort ging Röhrl nie an den Start („Du muasst a Finne sei und an Hundatanogl do im Hirn hobn, sunst kaunst duat net gwinna“) Es gab dann einen doppelten Erfolg für Audi durch den Finnen Mikkola und dem Schweden Blomquist,- doch die Französin Mouton baute einen Unfall – und Röhrl hatte wieder einmal recht.

In Ingolstadt zweifelte man bereits an Mouton als Weltmeisterin,- man setzte ab sofort auf den Markentitel und in San Remo erneut auf das Duo Blomquist/Mikkola und tatsächlich gab es zum zweiten Mal die Plätze Eins und Zwei für Audi, Röhrl erneut Dritter doch eigentlich war dieser Podestplatz schon ein Streichresultat. Aber noch hatte Michelle Mouton Chancen auf den Fahrer-Weltmeistertitel, jedoch nur mit zumindest einem Sieg an der Elfenbeinküste und einem Platz vor Röhrl beim letzten WM-Lauf in Großbritannien.

Ein weiterer Unfall brachte Mouton um jede Chance, auch Mikkola sah nicht das Ziel in Abidjan, nur Röhrl durfte wirklich feiern: überlegener Sieg ohne einem einzigen Trainingskilometer mit historischem Vorsprung von mehr als eineinhalb Stunden vor Eklund, eine weitere dreiviertel Stunde dahinter Björn Waldegard. Damit war Röhrl zum zweiten Mal Weltmeister, diesmal auf Opel und hatte seine Schuldigkeit getan.

Es sollte auch der letzte Lauf des Jahres, die RAC-Rallye gefahren werden. Doch am Tag vor dem Start kam es zum absoluten Bruch zwischen dem britischen Teamchef Tony Fall und dem damals 35jährigen Walter Röhrl. Die Gründe schilderte Walter wenig später im „Aktuellen Sportstudio“ und seinen klaren Worten zu lauschen ist besser, als jedes geschriebene Wort.

Beitrag Rückblick WM 1982 Sportstudio ZDF


Beim nächsten Mal ist noch einmal Rudi Stohl ein Thema und zwar seine zweite Himalayarallye, bei der ein ORF-Team mit Startnummer 35 mitten im Bewerb fuhr.

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