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Sensationelles Ergebnis für Waldviertler Rallyeteam

Klassensieg für Schindelegger bei Rally Piancavallo

Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen, das Lukas und Helmut Schindelegger bei der Rally Piancavallo einfuhren, die somit auch den Gesamtsieg des Alpe Adria Rallye Cups für sich entscheiden konnten.

Das Rallyeteam Schindelegger aus Eberweis konnte Österreich letztes Wochenende äußerst würdig bei den italienischen Nachbarn in einer heiß umkämpften Rallye Piancavallo vertreten. Als einziges Team aus Österreich, welches überhaupt das Ziel erreichte, konnten sich Lukas und Helmut auch noch über ein sensationelles Ergebnis freuen: Klassensieg der Seriennahen Gruppe 2 bis 2 Liter Hubraum, zweiter Platz in der Gruppe aller Fahrzeuge der Periode 1976 bis 1981 und fünfter Platz in der historischen Gesamtwertung! Auch der Gesamtsieg des Alpe Adria Rallye Cups und die maximale Punkteausbeute sicherte sich das Team für die Wertung, welche Rallyes in Österreich, Italien und Slowenien umfasst.

Der Weg zu diesem Ergebnis war allerdings bei weitem nicht einfach. Das ansonsten für das ausgezeichnete Wetter bekannte Nachbarland begrüßte das Rallyeteam bei der Besichtigung schon mit wahnsinnig schönen Strecken und strahlendem Sonnenschein. Bereits auf der Besichtigung wurde ganz klar gezeigt, dass den heimischen Teams die Strecken schon sehr gut bekannt waren. Insgesamt 145 Teams mussten sich die Straßen im öffentlichen Verkehr teilen und dabei mit jeder Kurve vertraut machen, um den immens wichtigen Aufschrieb zu erstellen, welcher dann im Rennen vom Beifahrer vorgelesen wird, um den Fahrer zu informieren welche Kurven und Gefahren hinter der nächsten Ecke lauern.

Viele italienische Teams mussten nur mehr die bereits in den Vorjahren erstellten Aufschriebe kontrollieren und legten ein dementsprechend höheres Tempo vor, als Crews wie Lukas und Helmut, die zum ersten Mal diese Strecken befahren, und damit erst jede Kurve minutiös notieren mussten. Nicht umsonst wird der Schrieb von den Fahrern und Beifahrern auch oft als “Gebetbuch” bezeichnet, denn ein Fehler beim Aufschreiben oder Vorlesen kann schnell zu katastrophalen Unfällen führen, speziell wenn die Landschaft so unbarmherzig wie in den karnischen Alpen ist. Hier lauern Mauern, Abgründe, Brücken und Bäume auf jedes Fahrzeug, das sich erlaubt das Limit des vorhandenen Grips zu überschreiten.

Der Freitag, der Tag der Besichtigung, war damit geprägt vom bereits wechselhaften Wetter und konzentrierter Arbeit am Aufschrieb. Lukas und Helmut beendeten den Tag der Vorbereitung mit einem guten Gefühl. Die hunderten Kurven und Kehren waren alle notiert und die Kontrolle beim zweiten Befahren stellte sicher, dass keine Korrekturen mehr im Gebetbuch nötig waren. Somit war das Team bereit für den Startschuss am Samstag Nachmittag zur ersten Sonderprüfung.

Samstag, der Tag der ersten - und für das historische und nationale Feld - einzigen Sonderprüfung, sollte dann gleich eine Zitterpartie aufgrund des Wetters werden. Die Sonne lachte den ganzen Tag im Servicepark, doch alle Vorhersagemodelle sagten Regen in unterschiedlicher Menge vorher, doch wann und wo genau der Regen beginnen sollte und wie stark er werden würde war unbekannt.

Das Rallyeteam Schindelegger, bereits geprägt durch die Erfahrung wie es ist, wenn man mit den falschen Reifen wortwörtlich im Regen steht, entschloss sich schon weit vor der geplanten Startzeit für die sichere Wahl und stellte den Escort auf Regenreifen auf den Hauptplatz von Maniago, wo die Startrampe durchfahren, und damit die Rallye gestartet wurde. Das internationale Feld, welches vor dem Historischen fuhr, hatte noch vorwiegend eine Reifenwahl für trockene Verhältnisse getroffen und wurde dann vom Wolkenbruch auf der ersten Sonderprüfung überrascht.

Die Folge davon war die Absage der Prüfung für das internationale Starterfeld und eine lange Wartezeit für die historischen Fahrzeuge direkt vor dem Start der Sonderprüfung 1. Diese lange Wartezeit sollte dem Rallyeteam Schindelegger fast zum Verhängnis werden, denn beim Restart wollte der ansonsten so treue Escort über Minuten nicht mehr anspringen. Durch Glück und gutes Zureden konnten Lukas und Helmut dann doch den Motor starten und entgingen so einer Zeitstrafe oder gar dem Ausfall.

Die erste Sonderprüfung der Beiden zeigte dann sofort, warum für das internationale Feld und später auch das nationale Feld hinter den historischen Autos neutralisiert wurde. Starkregen, Nebel und Blitzschläge sorgten für absolute Hochspannung, denn die Strecke führte genau durch die Gewitterzellen in den Bergen. Der Schrieb vom Vortag und auch die Ansage von Helmut erwiesen sich als lebenswichtig und goldrichtig, denn bei den teilweise unter 50 Metern Sicht fühlten sich zwar beide Piloten als viel zu langsam, aber die Zeit war mit dem siebten Gesamtrang überraschend gut und auch 0,4 Sekunden vor dem italienischen Konkurrenten um den Klassensieg.

Hochzufrieden und gespannt auf den nächsten Tag gingen Lukas und Helmut in die Nachtruhe. Für Sonntag waren zeitweise Regenpausen angesagt, doch daraus sollte nichts werden. Der mit Sonderprüfungen gefüllte Sonntag war von Unwettern und ununterbrochenem Starkregen geprägt, der sogar an den höher gelegen Passagen zu Hagel und Schneefall

Der Tag begann mit einem 45-minütigen Service für alle Teams. In diesem Service stellte sich heraus, dass die Startprobleme des Escorts vom Vortag fast zu einem Vergaserbrand und dem Totalverlust des Autos geführt hätten. Zum Glück war nur der Luftfilter etwas angebrannt und das Feuer breitete sich nicht aus. Damit konnte vom Team repariert werden und eine neue Einstellung des Rallye- Altmeister Walter Mayer an den Vergasern, die nur mit Gehör, Gefühl und einem Schraubenzieher gemacht wurde, sorgte wieder für einen runden Lauf des Motors. Damit gehörten die Probleme der Vergangenheit an, und Lukas und Helmut konnten sich voll auf den Kampf gegen das Wetter und die Strecke konzentrieren.

Wie eng es zuging konnte man sich kaum vorstellen. Auf Sonderprüfung 2 baute das Team mit einer erneuten siebten Gesamtzeit den hauchdünnen Vorsprung auf den Klassen-Konkurrenten auf 2 Sekunden aus. Noch viel überraschender war welche Boliden in der Gesamtwertung hinter den Beiden lagen. Gleich 3 einheimische Ford Sierra RS Cosworth hatten gleich mehrere Minuten Rückstand, obwohl deren Motorleistung, Allradantrieb und Baujahr zum umgekehrten Ergebnis führen hätte müssen.

Sonderprüfung 3 sollte dann wieder durch Unfälle und den damit verbundenen Unterbrechungen ein fast 2 Stunden Loch in den Zeitplan der gesamten Rallye reißen. Dass bei solchen Bedingungen und so vielen Vorkommnissen es aber trotzdem geschafft wurde alle Sonderprüfungen gewertet zu absolvieren, ist wohl der Hartnäckigkeit der Rallye-Organisation geschuldet, und verdient höchsten Respekt. Im Laufe des weiteren Tages wurde sogar durch verkürzte Regroupings und freie Einfahrten versucht, möglichst viel Zeitverlust wieder wett zu machen.

Als dann zum Restart der Sonderprüfung 3 aufgerufen wurde, konnte sich das Team Schindelegger noch einmal steigern, und ließ sogar in der Gesamtwertung der Prüfung einen Porsche 911 RSR 3.0 im strömenden Regen hinter sich. Der Vorsprung in der Klasse vergrößerte sich auf 14,5 Sekunden.

Im eigentlichen Mittagsservice, welches aber durch die Verzögerungen am Nachmittag stattfand, montierte dann das Team aus Sicherheitsgründen schon einmal vorsorglich die Zusatz- Lichtgalerie, denn es war schon zu ahnen, dass auf den noch zu fahrenden 3 Sonderprüfungen noch mehrere Karossen den Weg in die Mauern finden würden. Mit konstant schnellen Zeiten auf Gesamt Rängen 6 und sogar 5 bauten Lukas und Helmut den Vorsprung in der Klasse auf fast eine Minute aus, und konnten es sich dann erlauben, in der letzten Prüfung, auf der dann tatsächlich alle Lichter noch gebraucht wurden, eine sichere Fahrt abzuliefern und kein Aquaplaning mehr zu riskieren.

Nach über 12 Stunden Kampf gegen die Elemente, die Straße und die Uhr, durfte sich das Rallyeteam Schindelegger dann über gleich 3 äußerst originelle Trophäen freuen. Klassensieg der Gruppe 2 bis 2 Liter Hubraum. Zweiter Platz in der Gruppe aller Fahrzeuge in der Periode 1976 bis 1981 und fünfter Platz in der historischen Gesamtwertung. Als einziges Team aus Österreich überquerten Lukas und Helmut hochzufrieden die Ziellinie und sicherten sich auch noch zugleich die maximale Punkteanzahl im Alpe Adria Rallye Cup.

Der Dank des ganzen Teams gilt unseren Sponsoren, unserem Serviceteam und allen Helfern die es immer wieder möglich machen, dass wir auf diesem Niveau den Rallye-Sport betreiben dürfen. Auch ausdrücklich ein Dank und Lob an die Rallye Organisation! Deren Hartnäckigkeit und Liebe zum Rallyesport ist es erst zu verdanken eine Veranstaltung dieser Größenordnung und unter diesen Bedingungen auf die Beine zu stellen. Es müssen hunderte Helfer, Streckenposten und medizinische Beauftragte gewesen sein, die dem Wetter getrotzt und diese Veranstaltung möglich gemacht haben. Jede Minute der Vorbereitung und des Wartens vor den Prüfungen war es wert, diese wunderschönen Straßen im Renntempo absolvieren zu dürfen. Mille Grazie!!!

Das ganze Team hofft, dass sich auch die heimischen Veranstalter, wie im Burgenland, endlich ein Herz fassen und nicht nur den Rallyesport auf die Budgetfrage reduzieren und den Beispielen aus den Nachbarländern folgen. Dort zeigt man, dass die Corona Prävention und der Rallyesport sich nicht ausschließen müssen. Wie schon das ganze letzte Jahr ist nicht klar wann und wo das Rallyeteam Schindelegger das nächste Mal am Start stehen darf. Ein Fixpunkt stellt aber die Rallye in Vipavska Dolina dar, jeweils der zweite Lauf der Austrian Rallye Challenge und des Alpe Adria Rallye Cups. Sollte dieser Lauf Ende Juni stattfinden wird man Lukas und Helmut auf jeden Fall wieder in der Startliste finden.

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