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Das waren die Wagner-Festspiele im Regen von Weiz

Bei seinem ersten Allrad-Start in Weiz holte der Oberösterreicher Simon Wagner den Sieg im zweiten Rallye-StaatsmeisterschaftsIauf. Die 2WD-Wertung ging nach Tschechien und der Sieg in der Historischen Europameisterschaft nach Spanien.

Premieren-Charakter hatte die heurige Ausgabe der Rallye Weiz. Nachdem der oststeirische Motorsportklassiker im letzten Jahr wegen Corona nicht zur Austragung kommen konnte, erfolgte diesmal ein glamouröses Wiedersehen. Unter perfekter Einhaltung sämtlicher gesundheitsbehördlicher Covid-Vorgaben war erstmals nach fast eineinhalb Jahren wieder einmal ein Staatsmeisterschaftslauf mit Publikum möglich. Und dieses nahm die Möglichkeit ebenso dankbar wie aber auch verantwortungsbewusst wahr.

Zum anderen sorgte die Rallye Weiz 2021 mit einer Österreich-Premiere für Aufsehen. Rekord-Staatsmeister Raimund Baumschlager suchte erstmals mit einem voll elektrisch angetriebenen Boliden gegen die herkömmlichen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor den sportlichen Vergleich über eine volle Rallyedistanz.

Veranstalter war wieder der Rallye Club Steiermark mit seinem gesamten Funktionärsstab. Neben der österreichischen Meisterschaft kamen auch wie schon 2019 die FIA European Historic Rally Championship (EHRC), also die offizielle Europameisterschaft für Historische Fahrzeuge, sowie die European Rally Trophy (ERT) zur Austragung.

Toll bewährt hat sich neben dem schon gewohnten Service- und Startbereich beim Gasthof Strobl auch das in unmittelbarer Nähe liegende JUFA-Hotel Weiz als neues Rallye-Headquarter, wo die Rallyeleitung, Zeitnahme, Mediacenter sowie der Meeting Room für die anwesenden Stewards von FIA und AMF untergebracht waren.

Nicht neu, aber wieder umso erfolgreicher war die von der „Jungen Stadt Weiz“ organisierte Opening Party am Donnerstag in der Europa-Allee mitten in der City. Unzählige Motorsportfans nutzten dabei mit großer Begeisterung die Gelegenheit, mit den Rallye-Assen zu plaudern, deren Autos aus nächster Nähe zu bewundern, Autogramme zu sammeln, Selfies fürs private Fotoarchiv zu schießen oder einfach nur wieder einmal Rallye-Feeling von der ersten Minute an zu genießen. „Das war neuerlich ein unglaubliches Bekenntnis der hiesigen Bevölkerung zur Rallye Weiz“, freute sich OK-Boss Mario Klammer über den riesigen Zuspruch.

Bei schon traditionell wechselhaften Bedingungen (Freitag Sonne, Samstag Regen) wurde dem Fanansturm auf die Wertungsprüfungen dann Rallyesport der Extraklasse geboten. Mario Klammer: „Ich möchte mich bei den vielen Fans bedanken, dass sie die Rallye Weiz erstens neuerlich zu einem echten Fest gemacht haben und sich zweitens wirklich sehr vorbildlich an die Auflagen laut unserem Covid-Konzept gehalten haben. Bedanken möchte ich mich auch bei unseren Sponsoren, den vielen Helfern aus den Bereichen Feuerwehr, Polizei und Rettung. Den zehn Anrainergemeinden, der Stadt Weiz sowie unserem eigenen Funktionärsstab, der unermüdlich schon vor der Rallye und während der Veranstaltung sowieso im Einsatz war, möchte ich ebenfalls ein riesiges Dankeschön sagen.“

Zum sportlichen Verlauf

Die Rallye Weiz 2021 begann auf spektakulärste Art. Kris Rosenberger zertrümmerte seinen Skoda Fabia gleich zum Auftakt mittels Vierfach-Überschlag, entstieg dem Wrack mit Copilot Sigi Schwarz jedoch gottlob unverletzt. Den nächsten Höhepunkt setzte Ex-Staatsmeister Hermann Neubauer mit einem Crash im Rundkurs von Anger, bei dem er sich die Schulter aus- und sich selbst aus jenem Bewerb kegelte, den er bislang drei Mal gewonnen hatte.

Ein Zwischenfall mit Folgen, denn damit war der Weg für Simon Wagners Sieg praktisch bereits geebnet. Der 28-jährige Oberösterreicher mit EM-Erfahrung gilt heuer als Neubauers härtester Widersacher um den ORM-Titel und bewies in Weiz, warum dies so ist. Seelenruhig und hochkonzentriert schiffte er seinen Skoda Fabia Rally2 durch den samstägigen Starkregen und ließ seinen ersten Verfolger, den jungen Tschechen Erik Cais zwar Talent beweisen aber trotzdem nicht an sich rankommen. Letztendlich trennten die beiden 32,7 Sekunden.

Rallye-Weiz-Sieger Simon Wagner: „Das ist nach den Turbulenzen zuletzt im Schneebergland ein super Sieg für mich. Ich habe sowohl im Trockenen als auch heute im Regen kaum Fehler gemacht. Erik Cais ist ein sehr schneller junger Mann, der in der Europameisterschaft ganz vorne ist und demnächst in Rom fährt. Ihn auf Distanz zu halten, war nicht so leicht. Das hier sind ganz, ganz wichtige Punkte für die Meisterschaft. Ich bin sehr glücklich.“

Den dritten Platz holte nach einem starken zweiten Tag der, auf den vielleicht die meisten Augen (und Ohren) gerichtet waren. Raimund Baumschlager beendete den Vergleich eines vollkommen elektrisch angetriebenen Boliden mit Benzinern über eine komplette Rallyedistanz auf dem Podium und übertraf damit seine eigenen Erwartungen.

„Das ist ein unglaubliches Ergebnis für mich. Zum ersten Mal eine komplette Rallye mit einem elektrisch angetriebenen Auto zu bestreiten und dann noch am Podium zu stehen, da finde ich fast keine Worte. Momentan sehe ich nur Positives. Das war ein super Job von allen rund um uns. Von der AMF, die ein faires Reglement gefunden hat, angefangen bis zu meinem Team. Vielen Dank an die Ingenieure von Kreisel für die tolle Arbeit.“

Hochzufrieden konnte auch der Oberösterreicher Johannes Keferböck mit seiner Performance sein. Er lieferte sich ein zweitägiges, packendes Match um Rang vier mit dem steirischen Skoda-Kollegen Günther Knobloch. Und gewann dieses letztendlich um den Hauch von 2,9 Sekunden.

Das ewig junge Duell um den besten Skoda-S2000-Piloten entschied diesmal der Weizer Stefan Fritz für sich. Sein Birkfelder Freund Gernot Zeiringer hatte dabei um über eine Minute das Nachsehen.

Auch in der 2WD-Wertung gab es lange Zeit klare Verhältnisse. Der Steirer Roland Stengg im Opel Corsa Rally4 warf auf dem Rundkurs in Naas auf SP 11 seine Chance jedoch weg. Ein Ausrutscher kostete zwei Minuten und auch den möglichen Sieg. Profiteur davon war der Tscheche David Stefan (Peugeot 208). Er kam insgesamt um 23,3 Sekunden schneller ins Ziel als der Steirer Michael Röck, der ebenso einen Opel Corsa Rally4 aus dem Hause Stengg pilotierte. Platz drei ging an Christoph Lieb (Opel Adam).

ORM Junior: Die Wertung der besten Nachwuchspiloten ging an das steirische Trio Michael Röck, Christoph Lieb (beide Opel) und Fabian Zeiringer (Peugeot).

Im Österreichischen Rallye Cup (ORC) gewann der niederösterreichische Mitsubishi-Pilot Martin Kalteis vor dem Oberösterreicher Michael Lengauer (Subaru) und dem Niederösterreicher Gerald Bachler (Subaru).

Der Weiz-Sieger im Österreichischen Rallye Cup 2000 (ORC 2000) ist Peter Klamminger (VW Golf) aus der Steiermark vor Luca Pröglhöf (NÖ/Ford Fiesta) und Manfred König (ST/Honda Civic).

Da sämtliche Weiz-Teilnehmer an der Historischen Europameisterschaft auch zur Österreichischen Historischen Staatsmeisterschaft zählen und dort auch punkteberechtigt sind, gilt das ganz unten stehende Zwischenergebnis der EHCR auch für die HRM.

Im österreichischen Historischen Cup (HRC) ging der Sieg wie in der HRM an den Spanier Daniel Alonso Villaron (Ford Sierra). Der Tiroler Alfons Nothdurfter ((Ford Sierra) und der Steirer Mathias Hass (BMW) folgen sauf den Plätzen zwei und drei.

Rallye Weiz 2021, Endstand ORM nach 14 Sonderprüfungen:
1. Simon Wagner/Gerald Winter A/A Skoda Fabia Rally2 1:36:16,1 Std
2. Erik Cais/Jindriska Zakova CZ/CZ Ford Fiesta Rally2 +32,7 Sek
3. Raimund Baumschlager/Jürgen Heigl A/A Skoda Kreisel RE-X1 +2:37,5 Min
4. Johannes Keferböck/Ilka Minor A/A Skoda Fabia Rally2 +2:49,9 Min
5. Günther Knobloch/Jürgen Rausch A/A Skoda Fabia Rally2 +2:52,8 Min
6. Björn Satorius/Jörn Limbach D/D Ford Fiesta Rally2 +5:58,8 Min
7. Martin Kalteis/Markus Zemanek A/A Mitsubishi Evo VII +6:07,3 Min
8. Michael Lengauer/A. Thauerböck A/A Subaru Impreza +6:38,5 Min
9. Christoph Zellhofer/Christina Ettel A/A Suzuki ZMX +8:43,5 Min
10. Stefan Fritz/Klaus Ostermann A/A Skoda Fabia S2000 +9:05,5 Min
11. Enrico Windisch/Kurt Huber A/A Audi A1 R4 +9:54,7 Min
12. Gernot Zeiringer/Bianca M. Stampfl A/A Skoda Fabia S2000 +10:23,6 Min
13. David Stefan/Josef Kral CZ/CZ Peugeot 208 +10:55,7 Min
14. Gerald Bachler/Hubert Zach A/A Mitsubishi Evo VI +11:03,4 Min
15. Michael Röck/Birgit Gangl A/A Opel Corsa Rally4 +11:19,0 Min

Sonderprüfungsbestzeiten: Simon Wagner 5, Erik Cais 5, Hermann Neubauer 4.

Die wichtigsten Ausfälle: Martin Rossgatterer (Ford Fiesta R4, Unfall SP 11), Kris Rosenberger (Skoda Fabia Rally2, Unfall SP 1), Daniel Mayer (Peugeot 208 R2, technisch, SP 3), Hermann Neubauer (Ford Fiesta Rally2, Unfall SP 6), Karl Wagner (Porsche 911, technisch, SP 6), Riccardo Holzer (Mitsubishi Evo 6.5), technisch SP 7), Robert Zitta (Subaru WRX, Unfall SP 7), Kevin Raith (Ford Fiesta Rally2, Unfall SP 7), Georg Reitsperger (Porsche 911, technisch, SP 8), Markus Steinbock (Hyundai 120i, technisch, SP 9)

Nächster Staatsmeisterschaftslauf 2021: 31. Juli / 1. August, OBM Hartbergerland Rallye

FIA Historic European Rally Championship (EHRC)
Die Historischen Europameisterschaft begann heute aus nationaler Sicht mit einer Enttäuschung. Vierfach-Europameister Karl Wagner musste seinen geplanten Restart leider wieder zurückziehen. Der Elektronikdefekt an seinem Porsche 911 konnte leider nicht eruiert werden. Der Italiener „Zippo“, der heuer bislang alle EM-Läufe gewonnen hat und somit Wagners größter Gegner im Titelkampf ist, brachte im Gegensatz Österreicher seinen Audi Quattro wieder in Schuss und ging am zweiten Tag neuerlich ins Rennen. Mit neuem Turbo unter der Haube startete er eine riesige Aufholjagd. Einen Rückstand von sechseinhalb Minuten verringerte der Audi-Pilot in acht Prüfungen auf 52,5 Sekunden(!). Den Spanier Daniel Alonso Villaron (Ford Sierra Cosworth) konnte er jedoch nicht mehr einfangen. Hinter dem in Österreich bestens bekannten Paolo Pasutti (It/Porsche) fuhr der Steirer Helmut Schwab mit seinem Mitsubishi Turbo auf den bemerkenswerten vierten Platz. Dass sich mit Alfons Nothdurfter (Ford Sierra), Mathias Hass (BMW), Johann-Georg Lindner (Ford Escort), Gert Göberndorfer (Opel Ascona) und Lukas Schindelegger (Ford Escort) noch weitere fünf(!) Österreicher in den Top ten wiederfinden, darf als wahrlich starkes Ergebnis gesehen werden.

FIA Historic European Rally Championship (EHRC) in Weiz, Endstand nach 14 Sonderprüfungen:
1. Daniel Alonso Villaron/C. Estevez ESP/ESP Ford Sierra 1:49:53,6 Std
2. „Zippo“/Denis Piceno IT/IT Audi Quattro +52,5 Sek
3. Paolo Pasutti/Giovanni Campeis IT/IT Porsche Carrera RS +2:22,7 Min
4. Helmut Schwab/Christian Baier A/A Mitsubishi Turbo +2:44,6 Min
5. Alfons Nothdurfter/Jürgen Nolte A/A Ford Sierra Cosworth +3:02,6 Min
6. Mathias Hass/Ursula Rosenberger A/A BMW 318 +3:37,6 Min
7. Ernie Graham/Karen Graham GB/GB Ford Escort RS 1800 +3:52,3 Min
8. J.-Georg Lindner/Hermelinde Schütter A/A Ford Escort RS2000 +4:19,5 Min
9. Gert Göberndorfer/Mario Koller A/A Opel Ascona B +4:39,5 Min
10. L. Schindelegger/H. Schindelegger A/A Ford Escort RS2000 +5:02,3 Min

FIA European Rally Trophy (ERT)
Der Sieg in der FIA European Rally Trophy ging an Simon Wagner vor dem Tschechen Erik Cais und Johannes Keferböck (alle Skoda Fabia Rally2).

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