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Erinnerungen eines Sportreporters: Begeisterung – Dünger für das Gehirn ...
Fotos: Tina-Maria Monego privat, Daniel Fessl, Harald Illmer

Begeisterung – Dünger für das Gehirn ...

Tina-Maria Monego lässt ihre bisherige Karriere Revue passieren und erzählt über ihren größten sportlichen Erfolg, mit welchem Piloten sie besonders gerne fährt und bei wem sie Angst am Beifahrersitz hatte.

Peter Klein für den Motorline Paddock Corner

Ich gebe zu, diese Überschrift ist geklaut und stammt aus der Feder des von mir sehr geschätzten Gerald Hüther, einem Neurobiologen aus Deutschland, dessen Lebensweisheiten in vielen Büchern dokumentiert sind. „Biologie der Angst“ kann ich gerne weiterempfehlen oder auch „Etwas mehr Hirn, bitte“. Aber zurück zum „geborgten“ Titel, den ich im Falle Monego so treffend finde. Vielleicht nicht gerade bei den ersten Rallyes, die sie bestritten hatte, denn trotz aller Begeisterung und Lebenslust hielten sich die Erfolge da noch in Grenzen.

Im zarten Alter von 25 Jahren will man ja „Sieger“ sein, ist trotz Spaß und Geselligkeit auch ehrgeizig. Ein 44. Rang macht nun mal nicht zufrieden und wenn man jedes zweite Mal nicht ins Ziel kommt, machen sich vielleicht auch Zweifel breit. Und dann wird Tina beim zehnten Einsatz neben Leidenschaft und Spaß, Temporausch und Faszination, auch die brutale Härte des Rallyesports bewusst. In der Servicezone von Pinggau, bei der Boschrallye 2002 ist es unheimlich still, nur leises Raunen, manch tränenreiche Gesichter. Es gab einen Unfall, war zu hören. Ein Mensch ist tot, eine Co-Pilotin, Jutta Gebert. (siehe Story Nun bist Du frei)

„Was ging damals in dir vor?“, will ich von Tina wissen. „Kamen Zweifel am Tun auf, war da ein Gedanke sofort aufzuhören?“ Ein spontanes Kopfschütteln: „Nein, auf keinen Fall! Du weißt beim ersten Mal schon was Du tust, worauf du dich einlässt, dass ES einfach passieren kann. Natürlich ist man im ersten Moment fassungslos, traurig, einfach sprachlos und die Rallye wurde sofort abgebrochen. Ich saß damals bei Marcus Leeb im Fiat und wir fuhren dann noch zwei Rallyes miteinander, danach hab ich einige Chauffeure verbraucht“, lächelt Tina verschmitzt.

„Polesznig, Kramer, den Andi Wetzelsberger aus Bayern und erstmals Karim Pichler, bei dem eine Rallye richtig Spaß machte, das war bei meiner ersten Jänner-Rallye. Und dann kamen zwei sehr angenehme und auch erfolgreiche Jahre mit Martin Ertl im Citroen Saxo“.

Eigentlich ein hübsches Paar, dachte ich mit im Herbst 2003 in Admont, als es einen Klassensieg zu feiern gab, aber vermutlich ließ der Erfolg die Beiden so glücklich aussehen. Ein Jahr später ging diese Partnerschaft zu Ende und nach einem kurzen Gastspiel bei Walter Kovar im Mitsubishi, klopfte Franz Wittmann junior, damals gerade mal 21 Jahre jung, für die Jänner-Rallye bei Tina an. Es war die Zeit der „jungen Wilden“ und plötzlich waren nicht nur der „Junior Franz“ sondern neben Hannes Danzinger auch Andreas Aigner, Michael Kogler oder Niki Glisic in den Medien präsent und auch Toto Wolff bewies damals Talent. Ja genau, der aktuelle Motorsportchef bei Mercedes in der Formel 1.

Tina-Maria wechselte vom Fahrtechnikzentrum Sankt Veit nach Marchtrenk und begann in Linz mit dem Studium für Sozialwirtschaft mit Schwerpunkt Logistik. Das alles erfuhr ich 15 Jahre später und heute denke ich mir, man sollte sich in meiner Branche als Sportredakteur viel mehr auch mit dem Leben des Sportlers neben dem Sport informieren.

Drei Stunden sind vergangen und nach dem gemeinsamen Abendessen ¬– Roland, der Mann an Tinas Seite hatte köstlichen Fisch zubereitet – interessiert mich nun die Zeit mit Franz Wittmann junior. „Wir sind sechs Rallyes gemeinsam gefahren“, erzählt Tina, „ein Supertalent, aber immer superstressig. Ich glaube, er wollte dem Vater immer beweisen, dass auch er richtig gut ist. Neben der Rallye haben wir uns prächtig verstanden, hatten viel Spaß miteinander. Vater Franz hat ihn aber immer wieder zum Besichtigen gedrängt, wir fuhren manche Prüfungen zehn Mal vor der Rallye ab. Franz war dann auch sauschnell, aber ich denke, er kannte nicht sein Limit, seine Grenze.“

„Hast Du eigentlich auch einmal Angst gehabt, denn Unfälle gab es ja einige in Deinem Rallyeleben“, wollte ich wissen. Sie lächelt und nickt: „Dass Du das gerade jetzt fragst, ja, ich hatte einmal Angst und ja, beim jungen Wittmann! Es war in Pinggau und Franz hatte extrem vorsichtig begonnen, sogar Toto Wollf war eine halbe Minute schneller als wir gewesen. Ab der zweiten Sonderprüfung aber war dann Attacke angesagt und wir flogen einmal richtig ab in die Botanik. Bei Highspeed schob der Mitsu über alle vier Räder und mir schoss das Adrenalin bis in die Haarspitzen, wir sind aber dann doch noch 9. Gesamt geworden.“

Ich blättere in meinen Unterlagen und stelle fest: „Du bist ja auch mit dem Gerwald Grössing gefahren!“ Tina nickt und erzählt: „Das waren aber nur ein paar Rallyes, Franz Wittmann sen. hat mich damals weiterempfohlen“, lächelt sie „von Lehensherr zu Lehensherr quasi, aber wir waren doch ziemlich erfolgreich. Es war überhaupt ein verrücktes Jahr! Ich hab den LKW-Führerschein gemacht, Bungee Jumping im Jauntal, Fahrtechnik in Marchtrenk mit den ÖSV-Skidamen und als Abschluss im November das beste Ergebnis mit Gerwald, der Sieg in der Gruppe N bei der ADAC-Rallye in Deutschland. Aber ich war nur Aushilfe, Gerwalds Lieblings-Co ist ja Sigi Schwarz.“

„Und dann hast Du wieder den Fahrer gewechselt, nach 52 Rallyes und 18 Piloten saß dann im Jänner 2006 Kris Rosenberger links von dir!“ Da strahlt Frau Monego voller Begeisterung über das ganze Gesicht: „Der Kris, mit dem machte Rallyefahren den meisten Spaß, egal ob im historischen Lancia, im VW oder im Porsche, das waren meine schönsten Jahre im Rallyezirkus.“

Darüber, über Erfolge und Niederlagen, über einen schweren Unfall mit Hermann Neubauer, über ferne Reisen mit Manfred Stohl und über ihre Einsätze bei „Ärzte ohne Grenzen“ in den Kriegsgebieten von Syrien und dem Irak erzähle ich dann kommende Woche hier auf Motorline.cc!

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