
WRC Rallye Estland: Bericht | 20.07.2025
Sensationeller Premierensieg für Oliver Solberg
Ein Anruf, zwei Testtage und ein Traum: Oliver Solberg brilliert bei der Rallye Estland 2025, siegt erstmal in der WRC und sorgt für einen Toyota-Meilenstein. Schwarz/Ettel auf Platz elf der WRC2.
Oliver Solberg hat bei der Rallye Estland 2025 seinen ersten Gesamtsieg in der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) gefeiert und damit nicht nur ein emotionales Comeback in der Rally1-Kategorie hingelegt, sondern auch Toyota den 100. Sieg in der WRC-Geschichte beschert. Der 23-jährige Schwede ist damit nach Kalle Rovanperä und Jari-Matti Latvala der drittjüngste Sieger eines WRC-Laufs.
Solberg, der erst zwei Wochen vor der Rallye überraschend den Anruf von Toyota erhalten hatte, ersetzte kurzfristig Sebastien Ogier im GR Yaris Rally1. Zusammen mit Beifahrer Elliott Edmondson dominierte er die Schotterrallye mit neun Bestzeiten auf den insgesamt 20 Prüfungen - mehr als zwei Jahre nach seiner letzten Rally1-Teilnahme für Hyundai.
"Nach all den Jahren, dem vielen Probieren und Träumen - wir haben es geschafft", zeigte sich ein zu Tränen gerührter Solberg im Ziel überwältigt.
Triumph 20 Jahre nach dem letzten Sieg von Vater Petter
Bereits auf der zweiten Wertungsprüfung am Freitag übernahm Solberg die Führung und gab sie bis zum Ziel am Sonntag nicht mehr ab. Trotz nur zwei Testtagen mit dem Toyota in Finnland lieferte er eine fehlerfreie und reife Vorstellung ab. Am Ende setzte er sich mit einem Vorsprung von 25,2 Sekunden gegen Lokalmatador Ott Tänak im Hyundai durch. Dessen Teamkollege und amtierender Weltmeister Thierry Neuville sicherte sich mit 48,3 Sekunden Rückstand den dritten Platz. zu den Ergebnissen
Tänak kämpfte über weite Strecken mit der Abstimmung seines i20 N Rally1 und machte am Samstag einen seltenen Fehler, als er in der neunten Prüfung beim Anbremsen Zeit verlor. Solberg hingegen baute mit vier weiteren Bestzeiten seinen Vorsprung auf über 21 Sekunden aus. Auch am Sonntag zeigte er keine Nerven, obwohl er den GR Yaris zuvor noch nie bei Regen gefahren war. Er gewann zwei weitere Prüfungen und entschied zusätzlich die Super-Sonntag-Wertung für sich.
20 Jahre nach dem letzten WRC-Sieg seines Vaters Petter Solberg in Großbritannien und 28 Jahre nach dem letzten schwedischen Gesamtsieg durch Kenneth Eriksson in Neuseeland ist Oliver Solberg nun selbst auf der obersten Stufe des Podiums angekommen. Beifahrer Edmondson reiht sich als 16. britischer Co-Pilot mit einem WRC-Gesamtsieg in die Geschichtsbücher ein.
Tänak fährt an die WM-Spitze
Im Kampf um Platz zwei lieferte Tänak den Fans in seiner Heimat eine packende Show. Am Samstag wechselte er sich mit Neuville sechsmal auf den Positionen ab. Am Sonntag behauptete er sich schließlich gegen seinen Teamkollegen, der durch eine umstrittene 10-Sekunden-Strafe wegen eines Frühstarts auf WP18 zurückgeworfen wurde. Neuville bezeichnete die Entscheidung als "super unfair". Da Solberg nicht für die Herstellerwertung gemeldet war, verbuchte Hyundai durch Tänak und Neuville dort einen Doppelsieg.
Mit seinem zweiten Platz übernahm Tänak (162 Punkte) die Führung in der Fahrerwertung, einen Punkt vor Elfyn Evans (Toyota, 161 Punkte), der mit erneut schwacher Leistung und über 1:43 Minuten Rückstand nur Sechster wurde. Der Waliser überholte am Sonntag noch seinen Teamkollegen Takamoto Katsuta, der mit technischen Problemen ausfiel.
Für Toyota verlief das Wochenende abgesehen von Solbergs Glanzleistung enttäuschend. Kalle Rovanperä, der zuvor dreimal in Folge in Estland gewonnen hatte, fand erneut keinen Rhythmus mit den neuen Hankook-Reifen und belegte nur Rang vier. Immerhin konnte er mit dem Sieg auf der Powerstage Schadensbegrenzung betreiben.
Nächstes Schotterspektakel in Finnland
Adrien Fourmaux (Hyundai) kämpfte sich nach zähem Beginn auf Rang fünf vor. Toyota-Youngster Sami Pajari hatte am Freitag mit Bremsproblemen zu kämpfen und wurde Siebter. Das beste Ergebnis für M-Sport-Ford lieferte Martins Sesks als Achter ab. Josh McErlean und Gregoire Munster komplettierten die Top 10.
In der WRC2-Kategorie feierte Robert Virves (Skoda) trotz gesundheitlicher Probleme seinen ersten Sieg vor dem ebenfalls aus Estland stammenden Georg Linnamäe (Toyota), sehr zur Freude des Publikums in Tartu. Fabio Schwarz und der Österreicher Bernhard Ettel landeten auf dem elften und vorletzten Platz der WRC2.
Weiter geht es in der Rallye-WM 2025 schon in zwei Wochen (31. Juli bis 3. August) mit der nächsten schnellen Schotterrallye in Finnland.