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ARC: Kärnten-Rallye

„Außer es passiert ein Wunder…“

Wolfgang Troicher, Veranstalter der Yiippi- und Jacques Lemans-Rallye sieht schwarz – in dieser Form sei die Veranstaltung nicht mehr finanzierbar…

Michael Noir Trawniczek

Die Jacques Lemans Kärnten-Rallye galt bislang eigentlich als Vorzeige-Rallye der Austrian Rallye Challenge (ARC) – während viele ORM-Veranstalter unter einem Starterschwund leiden, konnte Troicher sich über volle Nennlisten freuen und heuer sogar die Yiippi-Sprintrallye einen Tag vor der JL-Rallye einführen…

Doch der Schein trügt – steigende Unkosten und zugleich weniger Unterstützung von Land und Sponsoren haben Veranstalter Wolfgang Troicher dazu veranlasst, schon im Vorfeld via Presseaussendung Alarm zu schlagen: Die Zukunft der Rallye würde wackeln, wurde verlautbart und auch bereits in den lokalen Massenmedien publiziert.

War das also möglicherweise das letzte Kärntner Rallyefestival? motorline.cc hat bei Wolfgang Troicher nachgefragt…

Wolfgang, im Vorfeld des Kärntner-Rallyewochenendes wurde publiziert, dass die Zukunft der Rallye wackeln würde – was bedeutet das konkret?

Das bedeutet, dass wir finanziell sehr am Limit sind und dass wir heuer wahrscheinlich ein Minus bauen werden und dass es laut meiner Hochrechnung auch für das nächste Jahr bereits klar ist, dass wir mit dem Budget nicht durchkommen werden.

Warum ist das so?

Weil es gewisse Unterstützungen nicht gibt und gewisse Dinge so viel teurer geworden sind, dass wir im kommenden Jahr noch einmal 20.000 Euro drauflegen müssten, die wir jetzt schon nicht haben. Daher kann ich mir nicht vorstellen, dass es nächstes Jahr hier noch eine Rallye geben wird.

Es geht also nicht nur um 7.000 Euro, die im Vorfeld kommuniziert wurden, sondern um wesentlich mehr?

Ja, klar. Es gibt allein bei der Versicherungssumme eine Erhöhung von insgesamt 2.500 Euro für die Sprint- und die Jacques Lemans-Rallye. Es wurde auch vom Land die Unterstützung mit Absperrgittern, Verkehrstafeln und dergleichen eingestellt – das betrifft in Zukunft jeden Veranstalter. Nicht nur die Rallye, auch das GTI-Treffen und das Rallye-Treffen bekommen diese Unterstützung nicht mehr. Zusammen mit dem Straßenreinigungsfahrzeug, das bisher vom Land gestellt wurde, würde uns das rund 15.000 Euro kosten. Und da ist jetzt schon absehbar, dass das nicht möglich ist – außer es passiert ein Wunder.

Welches Wunder könnte das sein?

Vielleicht steht irgendwo ein Heinzelmännchen mit viel Geld auf und sagt: ‚Hier ist das Geld, das gebe ich dir!‘ Aber im Moment ist das eher nicht der Fall, denn wir müssten eigentlich noch mehr Budget haben, um diese Rallye abhalten zu können – damit wir auch gewisse Profis dazukaufen können. Damit ich mir auch Sorgen ersparen kann – wo ich sagen kann: ‚Das sind bezahlte Leute, die haben ihren Job hundertprozentig zu machen!‘

Wir machen es derzeit so, dass wir freiwillige Leute als Helfer haben, wo ich immer wieder nachschauen muss, ob das auch so gemacht wurde, wie es gemacht gehört – und das geht auf die Substanz meiner Gesundheit. Auch das ist ein Grund, warum ich mir das in der Form nicht mehr antun werde.

Auf motorline.cc gibt es gerade die Befragung der ARC- und ORM-Piloten, ob die ARC und die ORM zusammengeführt werden sollen – deine Meinung dazu?

Ich bin natürlich gegen diese Zusammenführung, weil diese Zusammenführung die Challenge in das Niemandsland schicken würde. Man kann nicht erwarten, dass die ARC-Fahrer hinten nach fahren, wie bei der Lavanttal-Rallye, wo am zweiten Tag noch rund 90 Teams gestartet sind. Da hast du schmutzige Straßen, es sind keine Zuschauer mehr da und auch keine Presse. Das hat es bereits gegeben, so haben wir begonnen – wir sind mit der ARC gewachsen, sie wurde eine eigenständige Rennserie.

Natürlich gibt es jetzt die finanziellen Probleme – auch für andere Veranstalter. Da wird es vielleicht auch das Problem, dass der eine oder andere Veranstalter, vielleicht eben auch ich, im nächsten Jahr nichts mehr machen kann. Und dann wird die Challenge noch kleiner werden. Aber: Warum soll sie nicht kleiner werden? Wir brauchen keine acht Rallyes im Jahr – die ARC-Teams haben auch nicht das Über-Budget, also werden sie wahrscheinlich auch mit einer kleineren Serie zufrieden sein.

Ich kann mir vorstellen, dass wir einmal einen ORM-Veranstalter nehmen und das [eine gemeinsame Rallye, d. Red.] dort ausprobieren, um zu sehen: Wie kommt das bei den ARC-Teams an?

Das Zweite ist, dass diese Herrschaften [die ORM-Veranstalter, d. Red.] sich auch auf eine finanzielle Unterstützung der Challenge durch die Veranstalter einstellen müssten. Wenn ich heute mit der ARC über den Alpe Adria Cup im Ausland fahre, kriegen wir auch von diesen Veranstaltern einen Zuschuss für unsere Serie, damit wir überhaupt bei ihnen fahren. Es kann nicht sein, dass wir bei uns die Hauptkosten tragen müssen – wir haben 25.000 Euro nur reine Versicherungskosten bei der Challenge, ohne die anderen Kosten gerechnet, im nächsten Jahr wird das noch mehr sein. Wir zahlen 1.800 Euro Kalendergebühr – das tragen wir in der Challenge. Und die ORM-Veranstalter kriegen dann unsere Starter und müssten dann natürlich auch etwas dazu beitragen. Das wäre meine Bedingung.

Während die ORM an einem Starterschwund leidet, hat die ARC immer mehr Teilnehmer, zugleich jedoch gehen ihr die Veranstalter verloren – eigentlich eine kuriose Situation…

Das ist wirklich kurios. Aber das ist halt einmal die Situation, die wir haben. Natürlich wäre es schöner, wenn uns die Veranstalter nicht davongehen würden. Aber wir müssen jetzt einmal aus dem das Beste machen. Und nicht gleich wieder sagen: Okay, gehen wir woanders hin. Das hat keinen Sinn.

Wir wollen jetzt unsere Gedanken ordnen – wir von der Challenge haben beschlossen, dass wir so weiter machen wollen wie bisher, wenn wir dabei einen Lauf im Ausland haben. Man könnte auch überlegen, anstatt einer Schneerosen- oder Jacques Lemans-Rallye eine Sprintrallye abzuhalten. Die Finanzierung wäre für den Veranstalter einfacher – und für den Fahrer wahrscheinlich auch. Das wäre eine Probe wert.

Die ARC-Fahrer sollen jetzt ihre Meinung bei der motorline.cc-Umfrage kundtun – es ist sicher ein positives Zeichen, dass man hier sowohl in der ORM, als auch in der OSK wissen möchte, welche Richtung die betroffenen Fahrer nun einschlagen wollen…

Ja, die Fahrer sind ja die Kunden und sie müssen wissen, was sie wollen. Wenn man wirklich in der ORM hinten nach fahren muss, dann bin ich sicher, dass die Mehrzahl sagen wird: ‚Nein, das wollen wir nicht!‘

Ein Teil wird diese Idee vielleicht annehmen – nur wird man sicher nicht hinten nach fahren wollen, sondern man wird sich von Haus aus einen ORM-Lauf oder zum Beispiel drei ORM-Läufe aussuchen und dann also gleich in der ORM mitfahren. Dann hat er nach drei Rallyes sein Budget verbraucht und wird dann im Prinzip auf die Challenge pfeifen. Und das wiederum wäre gar nicht gut…

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