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ARC: Rallye Zwettl

Kurt Göttlicher im R5: „Nicht denken!“

Bei der Rallye Zwettl wird Kurt Göttlicher sein Debüt in einem modernen R5-Boliden geben. Nach einem Test zeigte sich der 63-Jährige begeistert und verblüfft: „Das ist ein Tanz auf der Rasierklinge – das wird alles andere als eine leichte Übung!“

Fotos: privat & Christa Feichtner

„Wenn ich es jetzt nicht mache, dann mache ich es nie wieder“, sagt Kurt Göttlicher völlig unprätentiös - ein besseres Argument dafür, im „hohen Alter“ von 63 Jahren noch einen R5-Boliden bei einer Rallye einzusetzen, gibt es nicht. Und der österreichischen Neid- und „Wadelbeißer“-Gesellschaft fährt Göttlicher gleich einmal mit dem Heck seines R5 ins Gesicht: „Ich muss mich niemandem gegenüber rechtfertigen! Der Neid ist allgegenwärtig bei uns – viele sagen sicher: ‚Der alte Trottel muss R5 fahren! Soll er doch einem Jungen helfen und ihn fahren lassen!‘ Warum sollte ich? Ich bin am Beginn meiner Karriere tagsüber als Postler und in der Nacht als Taxifahrer arbeiten gegangen, damit ich mir den Rallyesport leisten kann…“

Nach einem veritablen „Bauchfleck“ bei der Schneerosen-Rallye, in deren Vorfeld es nach einer groß angekündigten „Bombenüberraschung“ plötzlich keinen passenden homologierten Rennsitz für den Großgewachsenen gab, ist es am kommenden Samstag endlich so weit: Kurt Göttlicher zündet bei der Rallye Zwettl eines der modernen R5-„Raumschiffe“, im Rallyesport die zweithöchste Kategorie nach dem World Rally Car.

Walter Mayer und die „Sinnfrage“

Einen R5 pilotiert bei der Rallye Zwettl auch Walter Mayer, der Gießhübler Autohändler übertrumpft Göttlicher zumindest im Wettkampf um Lebensjahre, er wird im kommenden Jahr 70 und hat erst unlängst in einer Presseaussendung sehr ehrlich über die „Sinnfrage“ nachgedacht, die sich bei seinen Einsätzen langsam ergeben würde: „Da kannst du noch so viel trainieren, an deiner Fitness arbeiten. Fakt ist, dass es von Jahr zu Jahr mühsamer wird. Die körperliche Anstrengung, das Nachlassen der Sehkraft – alles Faktoren, die man einfach nicht beeinflussen kann, die eben das Alter mit sich bringen. Und das macht dann in Summe den Rückstand auf die Spitze aus – abgesehen von den vielen technischen Problemen, die ich bei den letzten Rallyes hatte.“

Genau diese Probleme machen die Rallye Zwettl für Walter Mayer zur Entscheidungsgrundlage über seine weiteren Einsätze „auf Asphalt“, wie er betont. Auf dem festen Untergrund nämlich verhielt sich sein Peugeot 208 T16 R5 bislang „bockig“, oder wie es Mayer formuliert: „Das Auto zeigt den Grenzbereich nicht an, er reißt abrupt ab, du verlierst von einem Moment auf den anderen die Bodenhaftung – da ist es natürlich schwierig, ein Vertrauen aufzubauen. In ganz Europa klagen Piloten über die gleichen Probleme mit diesem Auto.“

Dass sich Kurt Göttlicher mit 63 nach seinem Comeback im Jahr 2010 auf einem historischen Ford Sierra Cosworth nun ebenfalls in die moderne Top-Kategorie wagt, ringt Mayer zum einen Respekt ab, zum anderen jedoch prophezeit er: „Der Umstieg wird kein leichter werden. Die Abläufe sind im R5 viel schneller, am Anfang kommst du kaum mit dem Denken nach.“

“Andere Milchstraßensysteme“

Womit Mayer quasi ins Volle gegriffen hat – denn nach einem Testtag erklärte ein wie ein 18-Jähriger nach der ersten Fahrstunde sprudelnder Kurt Göttlicher: „Du darfst in diesem Auto nicht denken! Das ist eine reine Kopfsache! Es war sensationell – es sind einfach andere Milchstraßensysteme! Ich habe 43 Jahre lang gekuppelt – aber in diesem Auto musst du dank dem sequentiellen Getriebe gnadenlos die Gänge reinreißen! Man denkt viel zu viel – mein Geist sagt mir dann: ‚Oida, was ist los mit mir?‘“

Was Kurt Göttlicher am kommenden Samstag braucht, ist ein völlig anderer Fahrstil. Göttlicher sinniert: „Meinen Sierra habe ich stets geschont, habe früher geschalten, um den Motor nicht zu überdrehen – im R5 ist alles ganz anders! Allein der Start mit dem Launch-System ist eine riesige Herausforderung. Mit dem Sierra bin ich quasi zusammengewachsen – wenn du diese schonende Fahrweise gewohnt bist, ist das alles andere als leicht. Der R5 fährt sich wie ein Gokart, die Lenkung ist viel direkter.“

Göttlicher fügt hinzu: „Wenn du das wirklich gut kannst, ist es ein Tanz auf der Rasierklinge – Hut ab vor Piloten wie Niki Mayr-Melnhof, der in der Staatsmeisterschaft manchmal sogar mit den WRCs mithalten kann. Mit einem R5 bist du stets am Limit unterwegs – wobei ich dazusagen muss: In meinem Alter geht man nicht mehr ans absolute Limit. Wir fahren hier mit 180 durch den Wald, man kann sich auch wehtun. Anfangs habe ich mir sehr schwer getan, es wurde aber mit jedem Kilometer etwas besser“

„Nachher kann ich weiter blöd daherreden“

Bei dem Test mit seinem Einsatzteam Stohl Racing hatte Kurt Göttlicher den Luxus, einen Hyundai i20 R5 und einen Citroen DS5 R5 vergleichen zu dürfen. „Ich habe gefunden, dass der Citroen besser ist, daher setze ich ihn bei der Rallye Zwettl ein.“

Teamchef Manfred Stohl habe sich bei ihm erkundigt, wie er mit dem alten Sierra dermaßen schnelle Zeiten fahren und sogar mit den modernen Rallyeautos mithalten konnte – 2014 wäre Göttlicher beinahe Champion der gesamten Austrian Rallye Challenge geworden. Göttlicher lacht: „Im Sierra gegen den R5 – das ist wie wenn du mit einem Leiterwagen gegen einen Ferrari antrittst. Ich fuhr einst bei der Jännerrallye einen VW Käfer mit 45 PS – 45 PS, das musst du dir einmal vorstellen! Heute fahren wir mit dem Hänger, auf dem der R5 steht schneller als damals…“

Eigentlich hat Kurt Göttlicher nur einen Grund, dieses Abenteuer R5 zu wagen – der schelmisch veranlagte Charakterkopf sagt augenzwinkernd: „Nach dieser Rallye kann ich mitreden! Ich will einfach gerne weiter lästern über die Buben im heutigen Rallyesport, es gibt doch nichts Schöneres als blöd daherzureden…“

Echte und Beinahe-„Buben“

Einer dieser „Buben“ heißt Gerald Rigler, ist mit 47 der eindeutig jüngste Mann im dreiköpfigen R5-Spitzenfeld der Braustadt-Burg Rallye Zwettl und gilt in seinem Zellhofer Motorsport Ford Fiesta R5 Evo2 als großer Topfavorit.

Nicht unterschätzen darf man den Champion der ARC des Vorjahres: Der 32-jährige Ungar Dani Fischer hat seinem Subaru Impreza CG8 einen neuen Motor eingepflanzt - der Allrad-Bolide darf somit wieder als „bärenstark“ bezeichnet werden.

Ein „echter Bube“, vor allem im Vergleich zur Spitzengruppe, ist der regierende Champion der Junior-ARC, der 24-jährige Marvin Lamprecht. Der Werkzeugbautechniker aus Merkengersch konnte seinem Mitsubishi Lancer Evo VII den „Wurm im Mitteldifferential“ austreiben – beim Auftakt zu seiner erst zweiten Saison preschte Lamprecht vor bis auf Platz vier, nur aufgrund eines Formalfehlers wurde daraus schließlich Platz sieben…

Insgesamt werden am kommenden Samstag 54 Teams bei der Braustadt-Burg Rallye Zwettl starten, darunter fünf historische Fahrzeuge, die in der ARC traditionsgemäß die Prüfungen eröffnen werden.

Slalom-Rekordstaatsmeister im Schlusswagen

Als 55. und letztes Auto wird der Schlusswagen über die Prüfungen fahren – er wird von keinem geringeren als Alfred Fries pilotiert, der als mehrfacher Slalom-Staatsmeister Geschichte schrieb.

„Rallye Journal“ ab Mittwoch

Ab Mittwoch erscheint das heuer neu gegründete „Rallye Journal“, das per Post versandt und auch im Großraum Zwettl gratis erhältlich ist. In diesem Magazin findet man alle Infos rund um die Braustadt-Burg Rallye Zwettl.

Das „Rallye Journal“ liegt an folgenden Locations auf:
Trafik Eichhorn, Hamerlingstr. Zwettl
AVIA Tankstelle Zwettl Kremserstraße
ÖAMTC Stützpunkt Zwettl
Stadtpub Blemenschütz Zwettl
Gasthaus BAR KUBA Zwettl
Zum fliegenden Holländer Zwettl
Gasthaus Hacker Zwettl
Sparkasse Zwettl
XXX Lutz Zwettl
Cafe MAX Zwettl
Bergwirt Schrammel Moidrams
Service Zone Hengstberger Gr. Weissenbach
INFO Zentrum Hauptplatz Zwettl
Voksbank Zwettl
RAIKA Zwettl

Am Samstag gibt es das „Rallye Journal“ zudem an allen Actionpoints (ACP), diese sind allesamt mit Verpflegungsposten ausgestattet.

LIVE – Zeitenservice & Stimmen der Piloten

Das Zeitenservice kann wie immer in der ARC über folgenden Link anbgerufen werden:
rallye-daten.de/

Wie schon im Vorjahr können die Stimmen der Piloten über eine Live-Application angehört werden.

LIVE über folgenden Link:
mixlr.com/michael-noir-trawniczek/

Die Einstiegszeiten:
9.40 Uhr: Stimmen nach SP 2
12.00 Uhr: Stimmen nach SP 4
18.25 Uhr: Stimmen vor dem Ziel

Unmittelbar im Anschluss an die Live-Übertragungen können diese hier nachgehört werden:
mixlr.com/michael-noir-trawniczek/showreel/

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