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Rallye: Exklusiv

Vergebene & neue Chancen

Geplatzter Sensations-Coup: Franz Wittmann senior als ORM-„Galionsfigur“! Woran noch zu arbeiten ist, was zuversichtlich stimmt…

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Planai-Classic/Martin Huber, ADAC, Harald Illmer

Mit der Zulassung von World Rally Cars und möglichst vielen weiteren Fahrzeugtypen sowie einer Neuordnung der Divisionen, Klassen und Pokale haben die Oberste Nationale Sportkommission (OSK) und die Interessensgemeinschaft der ORM-Veranstalter (IG Rallye) auf eine im Frühjahr 2015 abgehaltene, groß angelegte Befragung der Protagonisten reagiert – mit dem neuen Reglement sollten jene Voraussetzungen geschaffen werden, die mehrheitlich für den ersehnten Aufschwung der heimischen Rallye-Staatsmeisterschaft für nötig erachtet wurden…

Verpasst: Wittmann als „Mister ORM“

Wie motorline.cc aus gut informierten Kreisen erfuhr, wurden für die Saison 2016 noch weitere, zum Teil sensationelle Neuerungen geplant. Der Coup schlechthin wäre jener gewesen, wonach niemand geringerer als Franz Wittmann senior als „Galionsfigur“ der ORM auftritt und einer geeinten IG Rallye als Präsident vorsteht. Der zwölffache Staatsmeister soll sich bereit erklärt haben, sich für den heimischen Rallyesport einzusetzen – und das nicht nur medial, denn Wittmann wollte auch jene Kontakte nützen, die er in seiner Zeit als Präsident des heimischen Golf-Verbands knüpfen konnte.

Ob solchermaßen auch, wie es offenbar angedacht war, ein Seriensponsor für die ORM gefunden werden hätte können, bleibt vorerst unbeantwortet – weil es in der IG Rallye nicht nur Befürworter des Wittmann-Plans gegeben habe, wurde der Coup schnell wieder ad acta gelegt. Einmal mehr gab es Uneinigkeit bei den Veranstaltern. Auch beim langen ORF Sport plus-Bericht, im Vorjahr von allen ORM-Rallyes in Anspruch genommen, gab es keine gemeinsame Linie der IG Rallye(motorline.cc hat berichtet). Es ist ein offenes Geheimnis, dass die ORM einen zentralen Promoter benötigen würde, wie das heutzutage in allen Top-Rennserien üblich ist…

Verpasst: GT2 & GT3 à la Zeltner

Auch bei der Öffnung der Regelwerke hätte man, so behaupten kritische Stimmen, noch konsequenter vorgehen können. So wollte man in Österreich auch jene GT-Rallyefahrzeuge der Gruppen GT2 und GT3, vornehmlich also jene infernalisch brüllenden Porsche sehen, die in Deutschland seit Jahren die Herzen der Rallyefans höher schlagen lassen, allen voran Ruben Zeltner in seinem „brüllenden Zebra“. Laut dem für 2016 erstellten ORM-Reglement sind die heckangetriebenen Kultautos gemäß eines DMSB-Datenblatts startberechtigt – als sich herauskristallisierte, dass der DMSB diese nationale Zulassung 2016 nicht mehr fortsetzen wird und stattdessen nur noch nach RGT-Bedingungen gefahren werden darf, wurde in der OSK-Rallyekommission offenbar nicht auf entsprechende Hinweise reagiert. Der ursprüngliche Plan, die betreffenden Fahrzeuge in Österreich zuzulassen, hätte mit einer Änderung des Passus „laut DMSB-Datenblatt“ umgesetzt werden können, heißt es in der Rallye-Szene. Kritisiert wird mancherorts auch, dass zwar alte World Rallye Cars mit Zweilitermotoren startberechtigt sind, man damit aber nicht in der ORM sondern nur im Rallye-Pokal (ORC) punktberechtigt ist.

Gewünscht: Teams in die Kommission

Ein weiterer Einwand, der motorline.cc zugetragen wurde, betrifft die Zusammensetzung der OSK-Rallyekommission, in der unter anderem künftige Regelwerke erarbeitet bzw. vorbereitet werden. Im Gegensatz zu den meisten professionellen Rennserien sei dort kein Vertreter der Rennställe vorgesehen. Dass der Fahrervertreter sowohl Piloten als auch Teams vertritt, sei heutzutage nicht mehr zeitgemäß, wird reklamiert. Tatsächlich müssen die Teams der ORM mit dem jeweiligen Reglement leben und innerhalb dieser Vorgaben ihren „Rallye-Alltag“ bestreiten, sie würden bei der Erstellung neuer Regeln dank ihrer Praxis-Erfahrung einen wesentlichen Beitrag in Bezug auf die Umsetzbarkeit leisten und der Meisterschaft mitunter gewisse Irrwege ersparen, argumentieren einige Teambesitzer. Dem Vernehmen nach wird über eine entsprechende Aufnahme eines Teamvertreters in der OSK-Rallyekommission nachgedacht…

Geschafft: Importeure als Sponsoren & wieder Live-TV

Die Reform der heimischen Rallye-Staatsmeisterschaft ist, so zeigen die hier erwähnten Themen, noch lange nicht abgeschlossen und auch so etwas wie eine „Work In Progress“. Anders als in früheren Zeiten gibt es nunmehr, so hat man den Eindruck, eine große Bereitschaft, die Stellräder der ORM laufend an die Erfordernisse anzupassen und auch auf neue Erkenntnisse möglichst flexibel zu reagieren.

Die Zulassung der aktuellen World Rally Cars dürfte ihre Früchte tragen, wenngleich Gerwald Grössing wegen beruflicher Expansion 2016 möglicherweise komplett ausfällt, im positiven Fall jedoch würde er mit einem Ford Fiesta WRC die ORM bereichern. Hermann Neubauer stellt sein neues ORM-Projekt am 2. Februar vor – er ist top motiviert, ob es ein WRC oder ein R5 sein wird, ließ sich der Salzburger nicht entlocken. Sicher ist, dass er Serienstaatsmeister Raimund Baumschlager herausfordern möchte.

Frischer Wind würde der ORM sicher gut tun, doch schon jetzt gibt es Erfolge: 2016 werden gleich zwei Importeure jeweils als Namenssponsor einer ORM-Rallye fungieren.

Im Vorjahr gab es erstmals seit rund zehn Jahren wieder eine Live-Übertragung von einer ORM-Rallye im TV zu sehen, die Waldviertel-Rallye konnte so mit dem bislang kleinesten Starterfeld den höchsten Werbewert in der Geschichte der Kultveranstaltung erzielen.

Übrigens: Die Idee mit Franz Wittmann als ORM-Gallionsfigur klingt immer noch sehr interessant – und was nicht ist, kann ja noch werden…

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