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Rallye-WM: Interview

Langstrecken-SP: Todt rudert zurück

FIA-Präsident Jean Todt ist zur Einsicht gelangt, dass die Läufe der Rallye-WM auch weiterhin Langstreckenelemente enthalten dürfen.

Über das richtige Format von Rallye-WM-Läufen streiten viele Parteien seit langem. Während vonseiten der Hersteller kompaktere Rallyes mit kürzeren, TV-tauglichen Prüfungen gefordert werden, trauert FIA-Präsident Jean Todt mittlerweile ein wenig seinen aktiven Zeiten als Beifahrer hinterher, als WM-Rallyes in den 70er und 80er Jahren noch echte Marathonveranstaltungen waren.

Damals waren Prüfungen von über 50 Kilometern Länge, mit denen die Crews auch am vergangenen Wochenende bei der Korsika-Rallye konfrontiert waren, nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Für Todt gehören solche Prüfungen mit mehr als einer halben Stunde Fahrzeit zum Rallyesport dazu.

"Für mich ist der Rallyesport kein Sprint, sondern sollte eine Langstreckendisziplin sein", sagte Todt. "Ganz persönlich würde ich mir Nachtprüfungen wünschen. Ich fände es gut, wenn die Leute mitten in der Nacht bei Rallyes zuschauen könnten. Ich würde mir auch mehr Servicezonen wünschen." Er gab aber zu: "Ich verstehe, dass das eher die Vergangenheit des Rallyesports als seine Zukunft ist."

Todt ist mit dieser Kehrtwende im Vergleich zur bisherigen Position der FIA einer der wenigen, die in der Rallye-WM noch ein Ausdauerelement sehen wollen. Im vergangenen Dezember hatte der mittlerweile zurückgetretene FIA-Rallyedirektor Mahonen ein kürzeres Standardformat für WM-Rallyes vorgeschlagen; auch Hersteller präferieren in der Regel wie erwähnt Rallyes mit kürzeren Prüfungen.

"Einige Teams sträuben sich vehement gegen längere Etappen, und im vergangenen Jahr hatte man das Gefühl, dass sie damit in Paris und Genf [bei der FIA; Anm.] offene Türen einrennen", sagte ein Rallyeveranstalter. Auch Toyota-Teamchef Tommi Mäkinen ist der Meinung, moderne WRCs seien nicht für die Langstrecke gebaut, und plädiert daher für kürzere Prüfungen.

Todt hingegen findet, dass die Rallye-WM durch längere Prüfungen spannender würde. "Ich fand die erste Prüfung auf Korsika toll, weil es dort mehr Unwägbarkeiten gibt. Sie bekommen während der Prüfung keine Informationen, daher machen wirklich die Fahrer den Unterschied aus", so der FIA-Präsident.

"Wissen Sie, was eines meiner Probleme mit dem heutigen Motorsport ist? Die Autos sind zu zuverlässig", fuhr Todt fort. "Schauen Sie sich die Formel-1-WM an. Dort ist alles effizient, es wird unglaublich viel mit Simulatoren gearbeitet, die Autos fallen kaum noch aus. Das ist meiner Meinung nach nicht gut für den Sport. Ich mag es lieber, wenn alles etwas unvorhersehbar ist, so muss Rennsport sein."

Eine weniger hohe Zuverlässigkeit könne man nach Todts Meinung aber auch durch Regeländerungen erreichen: "Vielleicht sollten wir weniger Motoren, Kraftübertragungen oder Getriebe pro Saison zulassen, dann würde es günstiger." In Wahrheit haben solche Haltbarkeitsnormen (siehe Formel-1-WM) stets zu HÖHEREN Kosten geführt, weil die Entwicklung zuverlässigerer Technik teurer kommt als weniger komplexe Teile bei Defekt einfach auszutauschen. Dennoch habe Todt den neuen FIA-Rallyedirektor Yves Matton damit beauftragt, mit den Teams darüber zu reden und dann Vorschläge machen.

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