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Rally Bohemia 2019

S. Wagner nur knapp am Podium vorbei

Bei der Rally Bohemia rund um Mladá Boleslav erreichte Simon Wagner im Škoda Fabia R5 Platz vier und übertraf damit die Erwartungen.

Fotos: Jan Smerda

Bei der als fünfter Lauf der tschechischen Rallyemeisterschaft ausgetragenen Rally Bohemia rund um Mladá Boleslav erreichte Simon Wagner mit seinem von Eurosol Racing eingesetzten Škoda Fabia R5 den vierten Gesamtrang und übertraf damit alle Erwartungen. Der Mauthausener musste sich neben den beiden Škoda-Werkspiloten Kalle Rovanperä und Jan Kopecký, die normalerweise in der WRC2 antreten, nur Jan Černý geschlagen geben und platzierte sich vor vielen alteingesessenen einheimischen Toppiloten.

Nachdem Simon Wagner bei der Rally Bohemia bereits in den vergangenen beiden Jahren gute Resultate - damals noch in einem zweiradgetriebenen Fahrzeug - einfahren konnte, entschied sich der Youngster, seine R5-Asphaltpremiere ebendort auszutragen. Er traf auf ein Starterfeld mit 14 R5-Fahrzeugen und zwei World Rally Cars älterer Generationen.

Bei der Rallye, die in der mittelböhmischen Region nördlich von Prag ausgetragen wird, handelt es um die Heimveranstaltung des in Mladá Boleslav stationierten Werksteams von Škoda und damit um eines der größten Highlights im tschechischen Motorsportkalender. Entsprechend fand sich neben Wagner und den Werksfahrern die versammelte tschechische Rallyeelite bei der Rally Bohemia ein, um über 160 Wertungskilometer um jede Zehntelsekunde zu kämpfen.

Noch am vergangenen Dienstag, also nur einen Tag vor Beginn der Besichtigung, war unklar, ob Wagner überhaupt an den Start gehen könnte. Die kurzfristige, gesundheitsbedingte Absage von Beifahrer Sigi Schwarz stellte das Projekt quasi in letzter Minute infrage. Da auch Stammbeifahrer Gerald Winter für den Lauf nicht zur Verfügung stand, blieben Wagner nur wenige Stunden, um Ersatz zu organisieren oder den Start abzusagen. Fündig wurde er schließlich bei Anne Stein, der Beifahrerin seines Bruders Julian, mit der er heuer bereits einen Testlauf bestritten hat.

Dass die Entscheidung, trotz der kurzfristigen Änderung an den Start zu gehen die richtige war, stellte Wagner bereits am frühen Freitag Nachmittag beim Shakedown unter Beweis, als er zur Überraschung aller in vier Durchgängen vier Topzeiten in den teilweise recht feuchten Asphalt brannte und die Generalprobe für die Rallye als zweitschnellster Fahrer abschloss. "Bereits im Shakedown wurden wir binnen weniger Stunden mit den verschiedensten Witterungsbedingungen konfrontiert und konnten uns gut auf das als sehr wechselhaft vorausgesagte Wochenende einschießen", so Wagner. "Ich habe mich auf Anhieb sehr wohl im Auto gefühlt. Die letzten Läufe haben wir genutzt, um unter Wettbewerbsbedingungen immer wieder verschiedene Fahrwerkseinstellungen am Škoda Fabia R5 auszuprobieren. Das hat sich jetzt offenbar bezahlt gemacht."

Dass es sich bei den sehr guten Shakedownzeiten nicht um Zufallstreffer handelte, machte der 25jährige noch am selben Abend auf den ersten beiden der insgesamt zwanzig ausgetragenen Sonderprüfungen deutlich. Am Ende des Tages fand sich Wagner zeitgleich mit Kalle Rovanperä, der für Škoda in einer verbesserten Version des Fabia R5 an den Start ging, auf Platz drei der Gesamtwertung wieder.

Im Verlauf des Samstags hatte das Team rund um Simon Wagner nicht nur mit den ständig wechselnden Witterungsbedingungen und schwierigen Reifenentscheidungen, sondern vor allem auch mit der Startposition zu kämpfen. Da Wagner in der Startreihenfolge hinter den in die Meisterschaft eingeschriebenen Fahrern als letztes R5- Fahrzeug einsortiert wurde, fand er insbesondere durch den immer wieder einsetzenden Regen spürbar andere Streckenbedingungen vor als seine direkte Konkurrenz.
"Jedes Auto wirft beim 'Cutten' mehr Dreck auf die Strecke. Von daher hast du es mit Startnummer 15 schon ein bisschen schwerer als am Anfang des Feldes - und bei dem unberechenbaren Wetter erwischte uns da hinten leider auch der eine oder andere Schauer mehr", berichtete Wagner, "aber dass es hier nicht einfach wird, vorn dabei zu sein, war mir von Anfang an bewusst, und unsere Erwartungen waren bei der Klasse des Starterfeldes eh nicht zu hoch. Mit einer Platzierung unter den Top 7 wäre ich ehrlichgesagt schon zufrieden gewesen, obwohl das Ziel natürlich immer ist, so weit wie möglich nach vorn zu kommen."

Bereits nach dem ersten vollen Rallyetag standen fünf Top-5-Zeiten, davon zwei zweitschnellste, und der angepeilte siebente Gesamtplatz für das für den RS Club Wolfsberg startende Team zu Buche. "Auf Sonderprüfung elf dachten wir für einen Moment schon, alle Chancen auf ein gutes Ergebnis verloren zu haben", erzählte die Beifahrerin. "Bereits nach knapp zwei Kilometern trafen wir in einem tiefen 'Cut' einen Stein und beschädigten uns den rechten Vorderreifen. Wenige Meter danach stand das vor uns gestartete Fahrzeug, das sich eben an dieser Stelle das Rad ganz ausgerissen hatte. Wir entschieden uns dafür, nicht auf der Prüfung zu wechseln, sondern diese mit dem Platten zu Ende zu fahren, und versuchten den zu erwartenden Zeitverlust so gering wie möglich zu halten."

Umso überraschender war, dass die Offiziellen im Ziel eine drittschnellste Zeit für Wagner ins Tableau schrieben, denn - unglaublich, aber wahr - von den dreizehn vor Wagner in die Sonderprüfung gestarteten Fahren konnten nur zwei diese ohne Reifenschaden beenden. In die zweite Etappe startete Wagner schließlich als Siebenter und freute sich nicht nur über die verbesserte Startposition, sondern auch über klare Wetterverhältnisse.

"Der Sonntag Vormittag blieb erfreulicherweise trocken, sodass auch die Streckverhältnisse eindeutiger waren als am Vortag", sagte Wagner, der sich am Sonntag auf sechs der sieben Sonderprüfungen in den Top 5 platzieren und somit auf einen starken vierten Gesamtrang vorkämpfen konnte. "Auf SP 16 habe ich mir einen kleinen Fehler erlaubt, und [wir haben] uns in einem überraschend schmutzigen Abzweig eingedreht. Das hat einige Zeit gekostet und ist ärgerlich, aber der Rest des zweiten Tages lief dafür umso besser."

Ein besonderes Ausrufezeichen setzten der Mauthausener und seine Beifahrerin ausgerechnet auf der mit über 21 Kilometern längsten und vorletzten Sonderprüfung der Rallye, auf der die vorderen Piloten - abgesehen von Jan Černý und Miroslav Jakeš, die auf Nummer Sicher gegangen waren und aus dem letzten Service Regenreifen mitgenommen hatten - ausnahmslos auf harten Slickreifen unterwegs von einem kräftigen Regenschauer überrascht wurden. Unter schwierigsten Bedingungen erzielte das Duo eine viertschnellste Zeit und blieb dabei weniger als eine halbe Sekunde pro Kilometer hinter Kalle Rovanperä und sogar vor Lokalmatador Jan Kopecký.

Eine weitere Top-3-Zeit auf der letzten Sonderprüfung rundete das erfolgreiche Wochenende ab und bescherte Wagner/Stein nicht nur einen über allen Erwartungen liegenden vierten Platz, sondern auch den Pokal für das beste "Mixed"-Team. "Ich bin glücklich über das, was wir hier gezeigt haben, und unheimlich dankbar dafür, dass ich diese Chance bekommen habe", sagte Wagner im Ziel. "Dieses Wochenende hat gezeigt, dass wir definitiv auf dem richtigen Weg sind und uns auch international mit starker Konkurrenz messen können. Die Reaktionen, die uns aus ganz Europa erreicht haben, zeigen, wie weit unser Einsatz für Aufmerksamkeit gesorgt hat und ich hoffe, dass wir dieses Jahr noch weitere Läufe bestreiten können. Daran werde ich auf jeden Fall weiterarbeiten und bedanke mich noch einmal bei meinen Sponsoren und Unterstützern für ihr Vertrauen."

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