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Im Zeichen des Löwen!

2006 sollte im Peugeot 307 WRC das erfolgreichste Jahr für Ilka Minor und Manfred Stohl in der Rallye-WM werden, Ilkas Karriere ging aber auch danach bis heute mit unterschiedlichen Fahrzeugen und Piloten weiter, wir haben über 140 Bilder!

Peter Klein für den Motorline Paddock Corner

Im Jänner 2006 wusste ich bereits, dass mein letzter Beitrag für den ORF jener über den letzten Rallye-WM-Lauf in Wales im November sein würde. Hauptsponsor OMV hatte für dieses Jahr ein tolles Projekt gestartet, die Norweger Henning Solberg und Co-Pilot Cato Menkerud ins Team geholt und mit dem französischen Team Bozian praktisch die Peugeot 307 WRC übernommen. Solberg war schon zwei Jahre zuvor im Team von Bozian gefahren, die Chemie unter den Piloten stimmte einfach und angeblich gab es die ersten Gespräche schon im Jahr zuvor.

„Papa“ Bozian hatte auf Zypern die ersten Fäden gesponnen, mich erinnerte er in seiner liebenswerten, brummigen Art an einen ganz Großen des französischen Films, an Jean Gabin. Gerne mal eine Zigarre in der Hand, in der anderen das Glas mit französischem Landwein und „Papa“ Bozian hatte auch bald seinen persönlichen Liebling gefunden – Manfred Stohl. Marcus Grönholm war zu Ford gewechselt und bildete mit Hirvonen ein extrem starkes Duo, Stobart stellte mit Latvala und Wilson ein weiteres Ford-Team.

Kronos Racing betrieb nun das Werksteam Citroen mit Loeb, Sordo und Pons, Subaru setzte weiter auf Ex-Weltmeister Petter Solberg und Chris Atkinson, Mitsubishi und Skoda waren ohnedies immer ernst zu nehmende Gegner. Wenn schon, denn schon, dachte man bei der OMV und nannte für alle 16 WM-Läufe. Vor Monte Carlo wurde getestet und der Peugeot 307 von beiden Piloten bejubelt. Henning war der ideale Teamgegner, immer einen Scherz auf den Lippen, dabei sauschnell und ein harter Konkurrent. 2006 sollte das erfolgreichste Jahr für Manfred Stohl werden – und damit auch für Ilka Minor.

Monte Carlo auf Rang vier zu beenden, war ein prächtiger Start mit dem neuen Team, doch schon Schweden brachte einen Rückschlag. Teamkollege Solberg hatte sich über eine lange Schneebank überschlagen und der nachfolgende Stohl konnte den Peugeot nirgendwo „anlehnen“ und blieb im Tiefschnee stecken.



Das Podest in Mexico konnte sich schon sehen lassen: Loeb vor Petter Solberg und dem Duo Stohl/Minor. Nach Rang 12 in Spanien meinte Manfred trocken: „Auf Asphalt muaß i no vü übn“ – und wurde prompt 7. auf Korsika. Die ersten SP-Bestzeiten gab es Ende April im Land der besten Steaks und schließlich den 4. Gesamtrang – auch Teamkollege Solberg beendet die „Rally Argentina“ und wurde Siebenter. Im Mai erlebten wir einen unlockeren Manfred Stohl, seine Lebensgefährtin zeigte sich schon recht rundlich und der werdende Vater diskutierte schon heftig über Babynamen und weniger über die Traktion des Peugeot oder dessen PS. Rang Sieben auf dem geliebten Schotter von Sardinien war bestenfalls eine Schadensbegrenzung und entsprach bei weitem nicht dem wahren Können von Manfred.

In Griechenland unterbrach Manfred die Besichtigung und flog nach Wien, die kleine Hanna wollte in die Welt, raus aus der Mama und der Herr Papa wollte dabei sein. Athen-Wien-Athen, die Gedanken in Wien, Stohl flog in der 14. SP „Avlonas 1“ von der Strecke und Henning rettet mit dem 5. Rang vier WM-Punkte für das OMV-Team. Deutschland bescherte dem Duo Stohl/Minor die beste Platzierung bei einem WM – Lauf auf Asphalt. Rang 5 noch vor Andreas Aigner im Skoda Fabia WRC, das tagelange Duell war herzerwärmend.

Finnland den Finnen, also gewann Grönholm und Stohl vergab schon auf der 6. SP mit Reifendefekt und Servicestrafzeit alle Chancen auf WM-Punkte. Diese Null-Nummer und der Ausfall von Griechenland sollten in der WM-Wertung am Ende den 3. Gesamtrang kosten, denn was danach kam war fast ausnahmslos großartig! Fünfte in Japan, Vierte auf Zypern, Rang Acht in der Türkei und dann das „Grande Finale“. Dritter Gesamtrang auf rolligem Schotter in Westaustralien und ebenfalls Dritte auf den feinen, festen Sandstraßen Neuseelands.

Besonders auffallend der Zeitunterschied auf der legendären, knapp 30 km langen SP „Whaanga Coast“ zu 2005. Im Jahr zuvor siegte Loeb mit 20:44 Min. – Stohl im Xsara 22:12 Min. nur auf P12. Ein Jahr danach, Pons fährt noch um den 3. Platz gegen Stohl 21:09 im Citroen, Stohl im Peugeot 21:21, also um 49 Sekunden schneller als im Jahr zuvor. Der krönende Abschluss dann in Wales und das unfassbare Duell gegen das Duo Petter Solberg/Phil Mills im Werkssubaru. Der norwegische Ex-Weltmeister verstand die Welt nicht mehr, als Stohl/Minor Bestzeiten fuhren.

Nach dem ersten Tag lag Stohl noch 22 Sekunden hinter Solberg am Ende des zweiten Tages war „Mister Hollywood“ fast 50 Sekunden zurück an dritter Stelle. Am dritten Tag kontrollierte Manfred nur noch und fuhr den zweiten Gesamtrang hinter Grönholm sicher ins Ziel. Wir bejubelten Stohl als besten und erfolgreichsten österreichischen Rallyefahrer aller Zeiten, noch nie zuvor hatte einer der wahrhaft großartigen heimischen Piloten am Ende einer Weltmeisterschaft ein vierten Gesamtrang erreicht. Aber niemand – auch ich nicht – dachten daran, dass noch nie zuvor ein österreichischer Co-Pilot/eine Co-Pilotin einen solchen vierten Rang erreicht hatte – sorry Ilka!



Für mich ging es danach direkt in die Pension, die Rallyeszene verfolgte ich natürlich weiter. Citroen hatte mit dem C4 WRC wieder das Kommando übernommen, das Kronos-Team fuhr mit dem Xsara weiter und dass Stohl/Minor wieder – auf Wunsch des Hauptsponsors – in dieses Team zurückkehrte, sah ich als großen Fehler. Die „feine Ware“ blieb den Werkspiloten Loeb und Sordo vorbehalten, Subaru und vor allem Ford rüsteten auch quantitativ mächtig auf. Ein sechster Rang in Mexico und Japan blieben noch die besten Ergebnisse.

Noch hielt die „Fahrgemeinschaft“ Stohl/Minor, noch kam Ilka wenn Manfred rief, aber Erfolge in Österreich ersetzten keine WM. Und in der Steiermark 2010 gab es nach einem schweren Unfall mit Manfred eine böse Rückenverletzung bei Ilka, prompt intensivierte sie ihr Fitnessprogramm. Der Teamerfolg mit dem zweiten Duo Aigner/Ertl in Mexico nur ein schwacher Trost und auch die Jahre in der Folge neben Henning Solberg bescherten zwar viel Spaß, aber nur eine Spitzenplatzierung,- Rang Drei 2011 beim WM-Finale in Wales.

Ilka hatte sich international Dank ihrer Qualität viel Anerkennung geholt, fuhr weiter mit Stohl national, mit Aigner, Henning Solberg und schließlich auch mit dem 22-jährigen Russen Evgeniy Novikov, dem man eine große Zukunft prophezeit hatte. Sensationeller 2. Rang auf Sardinien, noch einige fünfte und sechste Plätze und am Ende der Saison 2013 ein 7. Gesamtrang in der Fahrer-WM.

Ein tolles Team, Ilka blühte auf, fühlt sich endlich wohl, doch dann gab es kein Sponsorgeld und ein vielversprechendes Projekt war auch schon wieder beendet. Manfred Stohl rief nicht mehr an, die letzte gemeinsame Rallye fand 2012 im Waldviertel statt. Stohl/Minor belästigten die Konkurrenz im Mitsubishi mit Gasantrieb und wurden 2. hinter Baumschlager im neuen Skoda Fabia S 2000. Manfred fuhr danach oft in China mit männlichen Co-Piloten, die großen, gemeinsamen Erfolge vergangener Tage waren vergessen.

Es folgten Rallyes mit Henning Solberg, mit Andreas Aigner, Tamara Molinaro, Hiroki Arai und Johannes Keferböck, mit dem es in der heimischen Meisterschaft sehr gute Ergebnisse gab. 2017 gab’s mit Martin Prokop den 11. Gesamtrang bei der legendären Dakar in Südamerika. Schließlich kam es heuer doch noch zu Einsätzen in der Weltmeisterschaft, Eyvind Brynildsen, der fröhliche Norweger, holte Ilka ins Team hier ein tolles Foto der beiden.

Es ist früher Nachmittag bei meinem Lieblingsgriechen in Sooss und ich habe nur noch wenige Fragen. „Was war Deine glücklichste Zeit Ilka?“, wollte ich wissen und sie schaut mich erstaunt an. „Glücklich bin ich in der Natur!“ „Was war Dein größter sportlicher Erfolg?“ Da lächelt sie versonnen und sagt spontan: „Zypern, damals, der 2. Platz hinter Loeb/Elena, 2005 und dann noch 2006 Australien, Neuseeland und Wales.“

Ilka erzählt noch, dass sie nach wie vor für einen Ziviltechniker arbeitet, eben Rallyes fährt und seit fünf Jahren diplomierte Personal- und Mentaltrainerin und ist. Dass sie 3-fach diplomiert ist, verschweigt sie dezent. Sie liebt es in den Wäldern oder auch in Schönbrunn zu laufen, Skiwandern und viel Bewegung im Allgemeinen darf auch nicht fehlen. „Wie soll deine Zukunft aussehen“, will ich wissen und Ilka erstaunt mich einmal mehr: „Ich habe mein Leben ausgerichtet um 65 Jahre alt zu werden, das wäre doch genug!“ Und da fällt mir ihr Motto ein, welches sie von Colin McRae übernommen hat: „We`re here for a good time, not a long time!“

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