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Erinnerungen eines Sportreporters: 110 – 1973 – 2021
Fotos: Wikipedia, Archiv Motorline, Audi, XPB, Lancia

110 – 1973 – 2021

Die "Monte" gilt als eine der traditionsreichsten Rallyes überhaupt und wird seit 110 Jahren ausgetragen. Peter Klein wirft einen Blick zurück auf die Anfänge, die glorreichen 80er-Jahre und die heuer startenden Österreicher.

Peter Klein für den Motorline Paddock Corner

110

Vor 110 Jahren gab es unter dem regierenden Fürst Albert I. von Monaco (nein, nicht der, sondern jener von 1848 bis 1922, dessen eigentlicher Name Albert Honorè Charles Grimnaldi lautete, die erste Rallye Monte Carlo. Erster Sieger war ein Franzose namens Henri Luis Rogier mit einem französischen Automobil der Marke Turcat-Mery. Dabei galt die Vorliebe des Fürsten gar nicht so sehr dem Motorsport, sondern der Erforschung der Ozeane. Auf diesem Gebiet gelangen ihm sensationelle Funde wie zum Beispiel der geschuppte Tiefseetintenfisch (was aber dem geneigten Leser dieser Zeilen vermutlich herzlich egal sein wird). Der Fürst trieb sich die meiste Zeit auf den Meeren herum, keine Wunder also, dass auch seine beiden Ehen nicht lange hielten, was aber bekanntermaßen bei den Grimaldis nicht als Seltenheit gilt.

Henri Rougier and the 25Hp Turcat-Mery before the inaugural Monte Carlo rally

Albert I. war es auch, der die immensen Gewinne aus dem Casino in die monegassische Infrastruktur widmete,- damals gab es nicht einmal 20.000 Einwohner, heuer sind es bereits knapp 40.000. Die ursprünglichen Sternfahrten aus Genf, Paris, Berlin, Wien und Brüssel wurden im Verlauf der Jahre verändert, viele österreichische Teilnehmer gingen zum Beispiel auch in Bad Homburg an den Start. Tatsächlich wurde die Rallye Monte Carlo bisher nicht 110 – sondern erst 88 Mal und 1973 erstmals als Markenweltmeisterschaft durchgeführt. Damals, vor 48 Jahren war auch ein Österreicher am Start, nämlich der vor rund fünf Wochen verstorbene Klaus Russling aus Kärnten.

1973

1973 war das Jahr von Alpine Renault mit dem überlegenen Sieg in der Marken-Weltmeisterschaft bei einer Beteiligung von 20 verschiedenen Automarken – heute wäre das nicht mehr vorstellbar! Bei der „Monte“ 1973 gab es 278 Teilnehmer – 32 davon brachten eine Alpine an den Start. Darunter auch Klaus Russling mit Startnummer 35, vor ihm die Creme de la Creme der besten Piloten. Im Endklassement gab es sechs Renault Alpine unter den ersten Zehn, Fahrer wie Timo Mäkinnen, Anders Kulläng, Jean Ragnotti oder Rauno Aaltonen fand man zwischen den Rängen 11 und 18, was über die Qualität der besten Zehn wohl alles aussagt! Klaus Russling wurde 27. – es blieb seine einzige Teilnahme an der berühmten Rallye Monte Carlo.

Es dauerte weitere 13 Jahre bis ein Österreicher sich endlich unter den besten Zehn platzieren konnte. Natürlich war es Franz Wittmann, der 1986 gemeinsam mit Kenneth Eriksson für VW-Motorsport in der Weltmeisterschaft fuhr, die Beiden belegten im Endklassement die Ränge 9 und 10. Zuvor war Walter Röhrl schon zwei Mal Weltmeister geworden und hatte die „Monte“ sowohl mit Fiat, als auch mit Opel, Lancia und 1984 mit dem Audi Quattro gewonnen.

In diesem Jahr soll es an einem Servicepunkt in den französischen Alpen folgende Geschichte gegeben haben, die ich euch gerne erzähle. Röhrl war erst kurze Zeit vor dem neuen Jahr von Audi verpflichtet worden und hatte bei Stig Blomquist auf Allrad „Fahrunterricht“ bekommen. Sein Nachfolger bei Lancia war der sauschnelle Franzose Jean-Claude Andruet. Röhrl hatte sichtlich gut den Allrad gelernt und dominierte schon bald deutlich, als sich am Serviceplatz vor der SP „Sisteron Andruet“ dem „Langen“ näherte. „Du wirst zwar die Rallye, aber nicht diese Sonderprüfung gewinnen“, gab Jean-Claude von sich und weiter: „Diese Prüfung führt durch meine Ortschaft, an meinem Haus vorbei, das ist meine Sonderprüfung! Röhrl nickte artig, gab sich voller Demut und gewann die knapp 37 km lange Prüfung mi 58 Sekunden Vorsprung.

Angeblich vergoss Andruet ob der Schmach unzählige Tränen und hatte Röhrl ab sofort nicht mehr lieb. Aus österreichischer Sicht lieferte in der Folge Manfred Stohl beim ersten WM-Lauf des Jahres immer wieder herausragende Ergebnisse. Gesamtneunter 2000 mit dem Gruppe N Mitsubishi, Zehnter und damit Zweiter in der Gruppe N im Jahr darauf. 2005 fuhr er im Citroen auf Rang Sechs und 2006 mit dem Peugeot 307 gar auf den 4. Gesamtrang.

2021

Mit 279 SP-Kilometern gibt es heuer zwar die kürzeste Rallye Monte Carlo aller Zeiten, auch fehlen längst die legendären Sonderprüfungen „Col de Turrini“ oder „Sisteron“, für unsere heimischen Teilnehmer wird es aber deswegen keineswegs einfacher. Keferböck sammelte vor sechs Jahren erste Eindrücke mit Rang 37, für Hermann Neubauer ist es überhaupt die Premiere in der Weltmeisterschaft. Von Vorteil ist, dass unser Staatsmeister mit Bernhard Ettel einen sehr routinierten Co-Pilot an seiner Seite hat. Noch mehr Erfahrungen mit der „Monte“ hat Ilka Minor an der Seite von Johannes Keferböck. Beide haben meiner Meinung eine realistische Chance auf einen Rang zwischen 12 und 20.

Für mich bleiben die Bilder der 80er Jahre unvergesslich, das Pfeifen des Turbos im Quattro und die fast schon selbstmörderische Begeisterung der Rallyefans am „Col de Turini“ ...

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