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ORM: ARBÖ-Rallye

„Auch wir brauchen einen Sponsor!“

Der erst 17-jährige Chris Brugger spricht über sein ORM-Debüt im Skoda S2000 und verrät, warum der Fabia nur vorerst ohne Sponsorenkleber auskam…

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Daniel Fessl/www.motorline.cc, Chris Brugger/Facebook

Für die Mehrzahl der heimischen Rallyefans ist der Stern des erst 17-jährigen Chris Brugger heuer über Nacht auf Österreichs Rallyehimmel erschienen. Plötzlich war er da: Blutjung - und schon mit einem S2000-Boliden unterwegs…

Bei der Kärnten-Rallye, einem Lauf zur Austrian Rallye Challenge (ARC), gab Chris Brugger im Frühjahr 2013 sein Debüt – das gesteckte Ziel, nämlich durchzukommen und Erfahrungen zu sammeln, konnte er bei dieser selektiven, durch wechselhafte Wetterkonditionen zusätzlich verschärften Rallye ohne Probleme umsetzen, der jüngste heimische S2000-Pilot landete gemeinsam mit seinem erfahrenen Co-Piloten Thomas Zeltner auf Platz vier.

Davor haben Chris und sein Vater Helmut Brugger quasi im Untergrund gearbeitet – der aus der Kart-Szene kommende Salzburger konnte abseits der öffentlichen Wahrnehmung verschiedene Rallyeboliden testen, der S2000 war dann die Krönung. Die Tests wurden mit Baumschlager Rallye Racing absolviert, das Team von Raimund Baumschlager setzt den Wagen bei den Rallyes ein, zudem agiert der Serienstaatsmeister als Lehrer und Mentor, und zeigte sich von Beginn an vom hohen Grundspeed und auch der Reife und Verlässlichkeit des 17-Jährigen begeistert.

Das Vater/Sohn-Duo Helmut und Chris Brugger hat damit einen Weg eingeschlagen, der in Österreich weniger üblich, im Ausland jedoch immer mehr zur gängigen Praxis geworden ist. Will einer wirklich ganz nach oben, muss er schon früh mit dem Sport beginnen.

Die heimische Rallyeszene spendete zu einem großen Teil Applaus und erkannte das große Potenzial für eine mögliche Weltkarriere – zugleich wurde das Projekt aber auch mit Skepsis, Neid und Missgunst konfrontiert. Wohl einer der Gründe, weshalb es die Bruggers in die weite Welt hinaus zieht…

Zunächst jedoch gibt Chris Brugger gemeinsam mit dem erfahrenen Klaus Wicha bei der ARBÖ-Rallye sein Debüt in der Rallye-Staatsmeisterschaft, im knallgelben Skoda Fabia S2000 mit der Startnummer 9.

Beim „Treffen der Gruppe B-Legenden“ auf dem Salzburgring stand auch Brugger für Mitfahrten zur Verfügung – dort nahm er sich auch kurz Zeit für ein Interview mit motorline.cc.

Chris, in Admont bestreitest du deine erste ORM-Rallye – wie ist deine Herangehensweise?

Ich werde das ganz locker angehen. Ich möchte vor allem wieder viele Erfahrungen sammeln – das ist doch wieder ein großer Schritt im Vergleich zur Jacques Lemans Rallye. Ich werde versuchen, sauber zu fahren und durchzukommen. Was am Ende dabei herausrausschaut, werden wir dann ja sehen.

Es sind noch einige andere S2000-Fahrzeuge am Start – nur: An welchem kannst du dich orientieren?

Das weiß ich auch noch nicht. Ich werde einfach versuchen, dass ich den Rückstand Schritt für Schritt reduziere und dass ich am Ende hoffentlich recht gut mithalten kann.

Die Sonderprüfungen sind für dich komplett neu - mit dem Skoda Fabia S2000 hingegen bist du schon ziemlich vertraut, oder?

Wir haben mit dem S2000 insgesamt 1.200 Testkilometer absolviert, davon jedoch 1.000 auf Schotter. Aber bei unserem letzten Test auf Asphalt bin ich bereits gut zurechtgekommen - ich hoffe, dass ich das auch bei der Rallye umsetzen kann.

Neben vielen positiven Stimmen gibt es auch Kritiker, die der Meinung sind, du seist zu jung für S2000-Einsätze. In wie weit tangiert dich das?

Das lese ich mir gar nicht erst durch. Das geht bei mir bei einem Ohr rein und beim anderen wieder heraus. Die sollen reden, was sie wollen – mich lenkt es nur ab, wenn ich daran denke.

Du fühlst dich also nicht zu jung?

Nein, auf keinen Fall.

Hast du ein Vorbild?

Zurzeit ist das Sebastien Ogier, weil er eigentlich alles rund um ihn in Grund und Boden fährt. Aber auch ein Thierry Neuville gehört dazu. Oder der Raimund, mit einem Haufen voller Staatsmeistertitel. Da gibt es viele Piloten, für die ich Hochachtung empfinde.

Viele erkennen bei dir die große Chance, so früh mit einem echten Rennfahrzeug im Rallyesport Erfahrungen zu sammeln - da besteht die Möglichkeit, es wirklich ganz nach oben zu schaffen. Hast du diesbezüglich ein konkretes Ziel vor Augen?

Natürlich will ich ganz nach oben, das ist klar. Aber das ist schwer. Jetzt müssen wir schauen, dass wir für nächstes Jahr einen Sponsor finden, sodass sich vielleicht der eine oder andere ERC-Lauf ausgeht, um solchermaßen wichtige Erfahrungen zu sammeln. Was sich dann daraus ergibt, werden wir sehen.

Du sagst, dass ihr nun einen Sponsor sucht. In der Gerüchteküche hieß es immer, der Chris Brugger könne aus dem Vollen schöpfen – man hatte nicht den Eindruck, dass er zwingend einen Sponsor braucht…

Dieser Eindruck war gewollt am Anfang, wir wollten möglichst viel Aufmerksamkeit erregen. Denn natürlich fällt es auf, wenn auf einem Rallyeauto überhaupt kein Sponsorenkleber zu sehen ist, noch dazu auf einem S2000. Aber natürlich geht uns das Geld auch irgendwann aus – und jetzt wird es eben Zeit, Sponsoren zu suchen. Das ist einfach notwendig.

Mit Raimund Baumschlager hast du neben dem professionellen Einsatz durch Baumschlager Rallye Racing auch einen höchst erfolgreichen und erfahrenen ‚Lehrer‘ an der Hand – wie ist es zu dieser Zusammenarbeit gekommen?

Begonnen habe ich eigentlich mit dem Manfred Pfeiffenberger, von ihm habe ich die Fahrtechnik gelernt. Dann sind wir durch Zufall beim Raimund gelandet, weil mein Vater einen S2000 ausprobieren wollte.

Und dann haben sie mich gefragt, ob ich einen S2000 auf dem Erzberg probieren möchte. Damit bin ich gleich recht gut zurechtgekommen, obwohl es zugleich mein allererstes Mal auf Schotter war.

Und da hat der Raimund zu uns gesagt, dass wir das ja nicht aufgeben dürfen und dass wir unbedingt weitermachen sollen…schlussendlich hat mein Dad das Auto gekauft und seither testen wir gemeinsam mit dem Raimund.

Er setzt sich zu mir ins Auto und erklärt mir fahrtechnische Dinge. Thomas Zeltner und Klaus Wicha helfen mir beim Erstellen des Aufschriebs - daher komme ich bei einer Rallye auch schon sehr gut zurecht.

‘To learn from the greats and become greater“ – ein Zitat von Michael Jackson, der offenbar in seinen frühen Jahren diesem Motto entsprechend sehr schnell sehr viel dazugelernt hat. Kann man sagen, dass dir das Knowhow der heimischen Rallye-Elite manch schmerzhafte Erfahrung erspart, die ein anderer zwangsläufig erst machen muss?

Ja, ganz genau. Ich hatte halt das Glück, dass ich zum richtigen Zeitpunkt zu diesem Test gekommen bin. Danach hat sich alles recht schnell sehr positiv einwickelt. Sie geben mir richtig gute Tipps und das ist schon enorm hilfreich. Am Ende ersparst du dir auch viel Geld, wenn du einen Thomas Zeltner oder einen Klaus Wicha neben dir sitzen hast.

Muss dich der Co-Pilot bei den Rallyes oft einbremsen?

Das ist unterschiedlich. Bei der Admont-Rallye ist es durchaus möglich, dass er mich einbremsen muss – weil ich wirklich hochmotiviert bin. Aber bei der Veszprem- und der Jacques Le Mans-Rallye hat es eigentlich gut gepasst – da habe ich in erster Linie Erfahrungen gesammelt.

Doch jetzt möchte ich es schön langsam einmal wissen! Aber es ist halt auch nicht leicht - denn wenn du zu viel riskierst, machst du recht schnell sehr viel kaputt. Da ist es dann wirklich hilfreich, wenn du einen guten und erfahrenen Mann neben dir sitzen hast, der genau weiß, was geht und was nicht funktioniert.

Und du besitzt ja quasi auch ein Luxusgut, nämlich die Zeit – du musst ja nicht alles bei einer Rallye beweisen…

Das stimmt, ich kann mich Schritt für Schritt steigern. Ich bin erst 17 - da habe ich, hoffentlich, noch viel Zeit, um mein Können zu beweisen.

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