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ORM: Waldviertel-Rallye

Der schöne, wilde erste Tag

Kajetanowicz und Baumschlager kämpfen weiter um jede Sekunde. Böhm ist nach Ebner-Out 2wd-Champion. Zahlreiche Ausfälle auf den teils tückischen Prüfungen.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Daniel Fessl/www.motorline.cc

Eine Bilderbuchkulisse rund um den neuen Servicepark beim neuen Headquarter Schloss Grafenegg: Strahlend blauer Himmel, nahezu spätsommerliche Temperaturen beim Rallyestart…

Doch auf den Sonderprüfungen war die Idylle nur zum Teil vorhanden – in den finsteren Wald-Passagen wurde feuchter und zum Teil heimtückischer Schlamm herausgecuttet. Und auch die Wasserdurchfahrt auf der Prüfung „RC Brucheid – Wegscheid“ (wurde als SP 2 und SP 5 gefahren) hatte es in sich – so wurde dieser idyllische, sonnige erste Tag für einige Teams ein Tag zum Abhaken, ein Tag ohne Zielankunft also. Manche werden die Fahrt am Samstag unter „Rally2“-Reglement fortsetzen, andere nicht…

Das Duell

An der Spitze tobte den ganzen Tag über ein hartes Duell zwischen dem wegen einer Verkühlung angeschlagenen Seriensieger Raimund Baumschlager im Skoda Fabia S2000 und dem Polen Kajetan Kajetanowicz im Subaru Impreza RT R4. Wie am Vormittag konnte Kajetanowicz auf den ersten beiden Prüfungen die Bestzeit markieren, abermals war Baumschlager auf der dritten SP am schnellsten unterwegs.

Allerdings fehlten Baumschlager am Ende 1,2 Sekunden auf den Sieger der ERC-Rallye in Polen – was den Rosenauer aber gar nicht störte: „Ich bin froh, dass ich morgen nicht als erster Pilot auf die Strecke muss.“ Ob er gar wie die Piloten in der Weltmeisterschaft taktiert habe? „Nein“, erwidert Baumschlager. Und fügt hinzu: „Das war reiner Zufall. Ich habe mich trotz meiner Verkühlung wohl gefühlt, aber ich habe auch nicht alles riskiert. Wozu auch? Ich brauche keine Punkte mehr und am Ende ist es egal, ob der Pokal fünf Zentimeter kürzer ist. Freilich möchte ich gewinnen – aber nicht um jeden Preis!“ Und: „Kajetanowicz gibt kräftig Gas, er hält richtig drauf!“

Der Pole selbst zeigte sich „freudig überrascht“, denn er habe nicht damit gerechnet, dass er mit Baumschlager mithalten kann. Ein bestens motivierter Kajetan Kajetanowicz zog eine freudige Bilanz: „Es war ein guter erster Tag, fantastische Sonderprüfungen hier im Waldviertel. Es war ein spannender Kampf mit Baumschlager, er ist wirklich schnell.“

Am Samstag wird das Sekundenduell also fortgesetzt – denn mit dem siebten Sieg im Waldviertel kann Raimund Baumschlager immerhin einen Rekord von Franz Wittmann egalisieren…

Mit bereits mehr als einer Minute Rückstand belegt der Tscheche Jaromir Tarabus in einem weiteren Skoda Fabia S2000 den dritten Platz – etwas ehr als eine halbe Minute dahinter belegt ein entfesselter Franz Sonnleitner den tollen vierten Gesamtrang. Zufrieden erklärte der Evo IX-Pilot, der ebenfalls mit einer Verkühlung zu kämpfen hatte: „Schotter und Schnee sind meine Spezialität, ich habe im Laufe des Tages von meiner Verkühlung nichts mehr gemerkt.“

Rund zehn Sekunden hinter Sonnleitner würde Istvan Elek eigentlich den fünften Gesamtrang belegen – allerdings wird er nicht in der Wertung geführt, da sein Evo IX mit Bioethanol betrieben wird und er somit nicht zum European Rally Cup gezählt wird.

Somit belegt Mario Saibel den offiziellen fünften Platz – auf Sonnleitner fehlen ihm 42,5 Sekunden. Sehr viel Zeit habe er am Abend auf der letzten Prüfung verloren, bedauerte der Skoda Fabia S2000-Pilot: „Auf der letzten Prüfung haben wir wiederum viel Zeit verloren, da ich mit der Scheinwerfereinstellung nicht zurechtkam.“ Diesen Rückstand werde er kaum am Samstag aufholen können, hab sich Saibel skeptisch.

Hinter dem Wiener belegen David Botka, Attila Rongits, Robert Adolf, Michael Böhm und Martin Bus die restlichen Top 10-Plätze.

Michael Böhm ist Staatsmeister

Michael Böhm darf bereits heute feiern – als frisch gebackener 2wd-Staatsmeister! Denn Peter Ebner, den Böhm bis zu fünften SP hinter sich halten konnte, musste auf der Verbindungsstrecke zur SP 6 seinen Citroen DS3 R3 abstellen: „Der Motor ist plötzlich heiß geworden und wir mussten feststellen, dass wir keine Kühlflüssigkeit mehr im System hatten. Das war’s dann leider.“

Dabei musste auch Böhm kurz zittern – als sein Suzuki nach der Wasserdurchfahrt streikte und er ihn eigenhändig über die Ziellinie schob (siehe Foto links). Am Ende erklärte ein überglücklicher, erleichtert wirkender Michael Böhm: „Ich muss das erst verdauen, das kam doch überraschend. Wir werden trotzdem versuchen, den 2wd-Sieg einzufahren.“

Neben dem Ausfall von Ebner gab es zahlreiche weitere Defekte zu beklagen: Am Evo IX von Simon Wagner gab es schon am Vormittag Probleme mit dem Umluftkühlersystem und den Bremsen. Als die Bremsen dann völlig den Geist aufgaben, beschloss Wagner, den Wagen am Streckenrand ausrollen zu lassen.

Michael Kogler wiederum gehörte am Vormittag zu den zahlreichen „Opfern“ der knallharten Wasserdurchfahrt. Auf Facebook postete er ein knappes: „Wasserdurchfahrt-Stein-Kühler=Out.“ Auf der ersten Prüfung konnte er mit der neuntschnellsten Zeit zumindest ein Zeichen setzen.

Christian Mrlik erwischte es auf SP 5, ebenfalls in der Wasserdurchfahrt, immerhin: Am Samstag wird die Rallye fortgesetzt. Mrlik erklärte: „Bei der Wasserdurchfahrt haben wir uns den Kühler beschädigt und einen Kühlerschlauch aufgeritzt, da wollte ich keinen Motorschaden riskieren. Wir werden aber am Samstag wieder starten, unsere Mechaniker arbeiten bereits fleißig am Auto. Wir werden ganz sicher weiterfahren, denn das sind wir unseren Fans schuldig!“

Im Opel OPC Cup führt der bereits feststehenden neuerliche Cupsieger Daniel Wollinger rund 20 Sekunden vor Christoph Leitgeb. Im OSK-Rallyepokal P3 führt Willi Rabl (VW Kitcar) vor Peugeot-Pilot Bernd Zanon und Lokalmatador Erwin Franz im VW Golf GTi. In der P2-Klasse führt Gerald Riegler im Mitsubishi Evo III vor Fritz Waldherr in einem Evo VII.

In der Historischen Rallye-Staatsmeisterschaft führt Lada-Pilot Richard Ronay vor dem bereits feststehenden Staatsmeister Johannes Huber im Porsche. Im Historischen Rallyepokal Division II führt Kurt Göttlicher vor Christian Maier und ist damit auf Titelkurs.

Am Samstag sind noch sieben weiter Prüfungen zu fahren – den Abschluss bildet die spektakuläre MX-Strecke.

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