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ORM: Rebenland-Rallye

Vom Rallyesport ganz und gar nicht geheilt…

Nach der schockierenden Krebs-Diagnose 2014 suchte Hansjörg Matzer sein Glück abseits der Schulmedizin und ihren Chemo-Attacken: Die neue Galvanotherapie brachte tatsächlich die komplette Genesung nach nur einer Behandlung. Der Erleichterung folgte ein Umdenken: In Weiz erfüllte sich der 55-jährige Steirer 2015 den "Bubentraum" vom Rallyefahren. Jetzt kehrt der Krebs-Bezwinger zurück auf die Rallyepisten!

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Gerald Wais, Topspeed-Racing

„Die Krankheit hat mir so viele Dinge ermöglicht“ – wenn Hansjörg Matzer diesen Satz beiläufig und geradezu dankbar ausspricht, läuft es einem eiskalt über den Rücken. Denn es ist nicht irgendeine Krankheit, die Matzer hier anspricht, sondern jene, die so viele Menschen fürchten: Im April 2014 diagnostizieren die Ärzte bei Matzer Hautkrebs, ein Melanom mit bösartigen Zellen – eine Chemotherapie wird dringend empfohlen…

Der 55-jährige Versicherungsmakler und seine Familie stehen unter Schock. „Wie ein Keulenschlag“ sei es gewesen, danach sei „die Zeit stillgestanden“, erinnert sich der Steirer an diese dunklen Tage der Ungewissheit und der quälenden Angst, bald schon Abschied nehmen zu müssen. Der steile Aufstieg des Familienbetriebs, die Expansion, der Erfolg - all das ist plötzlich nur noch zweitrangig.

Matzer selbst sagt, er sei damals ein „Workaholic“ gewesen: „Die Arbeit war mir und auch meiner Frau wichtig, alle haben in der Firma fleißig mitgearbeitet, einer meiner beiden Söhne hat unser Team verstärkt. Das Geschäft lief gut und wir konnten zufrieden sein.“ Die vernichtende Krebs-Diagnose bezeichnet Matzer heute als einen „Wendepunkt“. Man habe erkannt, dass „der Krebs eine Ursache hat und wir unser Leben ändern müssen, denn es besteht nicht nur aus Arbeit“, erzählt der Steirer.

Die Alternativtherapie

Zunächst jedoch quält Hansjörg Matzer die Angst vor der Chemotherapie, die den ohnehin geschwächten Körper unter schweren Beschuss stellt – noch dazu ohne jede Erfolgsgarantie. So beginnt Matzer, sich nach alternativen Therapien umzusehen – und wird fündig: Die Galvanotherapie (auch bekannt als ECT, Electro Cancer Therapy) ist neu und wird von der Schulmedizin „noch nicht überwiegend anerkannt“, wie es in einem Krankenkassenbericht heißt.

Das Prinzip wirkt simpel: Mit Nadeln wird die betroffene Stelle eingekreist, über sie wird galvanischer Gleichstrom in den Körper geleitet – weil Tumorzellen eine erhöhte elektrische Leitfähigkeit vorweisen und der Strom den Weg des geringsten Widerstands geht, wird dieser auf die erkrankten Stellen fokussiert, während gesunde Zellen verschont bleiben. Innerhalb der Krebszelle kommt es zu einer elektrischen Umpolung, die zu einer Salzsäureproduktion führt und die Zelle somit zerstört. Hansjörg Matzer erzählt: „Man spürt dabei nur ein Kitzeln, die erkrankten Zellen ziehen den Strom an und begehen im Grunde so etwas wie Selbstmord. Am Ende bleibt eine größere unschöne Narbe zurück, doch das war für mich natürlich überhaupt kein Problem.“

„Information ist mir ein Anliegen“

Der Grund dafür ist einleuchtend und in höchstem Maße erfreulich: „Ich gelte als geheilt, die Tumorzellen konnten zur Gänze vernichtet werden - mit einer einzigen Behandlung! Es ist mir daher auch ein Anliegen, im Rahmen der medialen Präsentation unseres Rallye-Einsatzes die Menschen darüber zu informieren, dass es auch neue und alternative Therapien gibt und dass diese, wie in meinem Fall, auch tatsächlich wirken können. Bei mir zumindest war das der Fall. Vielleicht ist da draußen jemand, der gerade eine Krebsdiagnose hinnehmen musste und dem die Galvanotherapie bislang unbekannt war – ich weiß natürlich nicht, ob alle Menschen darauf ansprechen, doch man sollte es zumindest probieren. Soweit ich weiß, kann diese Therapie bei Haut-, Prostata- und Brustkrebs erfolgreich angewandt werden. Im Internet gibt es dazu alle nötigen Informationen.“ Beispielsweise auf http://quantisana.ch/videos-und-filmbeitraege/ect-galvano-therapie-erfolgreich-bei-haut-prostata-und-brustkrebs/.

Wie groß die Erleichterung für Hansjörg Matzer und seine Familie gewesen ist, nachdem klar wurde, dass tatsächlich keine Tumorzellen überlebt haben, kann wohl kaum mit Worten zum Ausdruck gebracht werden. Matzer nickt – und blickt zurück auf jenen Tag, an dem er sich für die Alternativtherapie entschieden hat: „Meine Familie hat meinen Entschluss uneingeschränkt mitgetragen und mir damit sehr geholfen, doch aus dem weiteren Umfeld gab es auch skeptische Stimmen – in einem Fall wurde meiner Frau sogar allen Ernstes nahegelegt, mich wegen der Ablehnung der Schulmedizin zu entmündigen.“

Weiz 2015 - die Rallyepremiere

Davon weit entfernt hat die Familie vielmehr beschlossen, mit der Firma wieder etwas kleinere Brötchen zu backen: „Wir haben abgespeckt und eine Filiale sowie das große Haus verkauft.“ Aus dem ehemaligen „Workaholic“ wurde ein Mann, dem der wahre Wert des Lebens bewusst wurde: „Wenn du dem Tod von der Schaufel springst, denkst du über viele Dinge nach und man kommt schlussendlich darauf, dass es neben der Arbeit um die wirklich schönen Dinge im Leben geht. Dazu gehören für mich auch meine Bubenträume: Als großer Rallyefan war ich immer wieder als Hobbyfotograf bei diversen Veranstaltungen, doch immer schon wollte ich einmal selbst eine Rallye fahren. Genau das habe ich im Vorjahr dann auch getan.“

Bei der Rallye Weiz 2015 wurde vom Ziesler Rallye Team ein Renault Clio angemietet und für Hansjörg Matzer eingesetzt. Ein leichter Ausritt gleich auf der ersten Sonderprüfung sorgte für jenen Respekt, der es dem Steirer ermöglichte, den Rest der Rallye souverän „und mit einem ständigen Grinsen unter dem Sturzhelm“ auf Platz 51 (57 im Ziel) zu Ende zu fahren. Die Zielrampe als glorreicher Abschluss der ursprünglich einmalig geplanten Aktion.

Schon im vergangenen Winter kamen die Emotionen zurück, als sich Matzer auf dem August-Blatt des 2016er-Motorsportkalenders von BMP Motorsportfotos wiederfand: „Dort sind Weltmeister Sebastien Ogier und Robert Kubica bei einem Sprung zu sehen – und dazu ich und der Renault Clio mit den knallig orangen Felgen. Das hat mich sehr gefreut – überhaupt kommt mir vor, dass ich seit zwei Jahren auf einer Welle der Glückseligkeit reite und die Rallye Weiz hat mir so viel Freude und Spaß bereitet, sodass ich meine Frau davon überzeugen konnte, dass sich die Gefahr in Grenzen hält und ich heuer wieder ins Cockpit steigen darf.“

Karin Cerny auf dem „heißen Sitz“

In einer Woche steigt mit der Rebenland-Rallye rund um Leutschach der von den Fans heiß ersehnte Auftakt zur Österreichischen Rallye Staatsmeisterschaft (ORM) – und Hansjörg Matzer ist wieder mit von der Partie. In punkto Fahrzeug bleibt alles wie gehabt, auf dem „heißen Sitz“ jedoch wird Karin Cerny Platz nehmen, die 25-jährige Tochter jenes erfahrenen Manfred Cerny, der im Vorjahr aus dem „Gebetsbuch“ den bei der Besichtigung gemeinsam erstellten Aufschrieb vorgelesen hatte.

Hansjörg Matzer erklärt dazu voller Stolz: „Es ehrt mich als Fahrer sehr, dass Manfred mir seine Tochter anvertraut. Karin ist wie ihr Vater versiert und hat bereits ein gutes Dutzend Rallyes als Copilotin absolviert, ich bleibe also in guten Händen.“

„Zwei Löcher weniger am Gürtel“

In guter Erinnerung sind jene Bilder, die Hansjörg im Vorfeld seiner Rallyepremiere dabei zeigen, wie er in voller Rennmontur (feuerfeste Unterwäsche, Rennoverall und Sturzhelm) in der glühenden Mittagshitze Liegestütz absolviert. Damals war er, wie er lachend zugab „zu spät dran, um die Wampe zu reduzieren“.

Im Rebenland jedoch wird ein um zirka zehn Kilogramm leichterer Hansjörg Matzer auftauchen, denn diesmal hat er rechtzeitig mit dem Training begonnen. Matzer lacht: „Ob es exakt zehn Kilo sind, kann ich nicht sagen – aber auf meinem Gürtel brauche ich zwei Löcher weniger, der Bundumfang ist um runde acht Zentimeter geringer.“ Erreicht hat Matzer diese beachtliche Gewichtsreduktion mit Workouts, die lediglich mit dem Eigengewicht absolviert werden: „Ich habe nach dem Prinzip des Fitnesstrainers Toni Klein gearbeitet, dessen Übungen findet man auf toniklein.com.“

Essen nur mehr jeden zweiten Tag

Doch Matzer hat für sein Rallye-Comeback nicht nur geschwitzt, sondern auch gehungert. Wobei Hansjörg abwinkt: „Ich habe nur meine Ernährung umgestellt – nach der 101 (Eins-Null-Eins)-Diät, bei der man nur jeden zweiten Tag etwas isst. Der Kabarettist Christian Ludwig hat diese Diät auf der Website 10in2.at vorgestellt. Man kann dabei essen, was man will – aber eben nur jeden zweiten Tag. Das war für mich einfacher als jeden Tag weniger zu essen – außerdem habe ich an den Ess-Tagen dann sogar weniger gegessen als früher.“

Mit einem Augenzwinkern fügt Matzer hinzu: „Freilich gibt es auch in dieser Diät sogenannte Joker-Tage, bei der Rebenland-Rallye werde ich wohl zwei Joker ziehen. Denn Rallyefahren ist körperlich sehr anstrengend, man verliert auch ohne große Hitze im Cockpit ziemlich viel Flüssigkeit, da braucht der Körper natürlich Energie.“

Das Ziel bleibt das Ziel

Eine Woche vor der Rebenland-Rallye scharrt Hansjörg Matzer bereits erwartungsvoll in den Startlöchern: „Ich war bei der Pressekonferenz und da wurde klar, dass diese Saison eine ganz besondere sein wird, es waren viele bekannte Piloten dort und ich fand es nett, dass auch ich nach meinen sportlichen Zielen gefragt wurde. Toll finde ich es auch, dass unsere Sponsoren aus dem Vorjahr an Bord geblieben sind und ich konnte sogar zwei neue Sponsoren dazugewinnen.“

Auf die sportlichen Ziele angesprochen sagt Matzer: „Wir wollen wie im Vorjahr ins Ziel kommen, unseren Spaß haben und das Auto unbeschädigt halten. Am Dienstag wird das neue Design des Clio fertiggestellt sein, dann geht es bald zur Besichtigung am Donnerstag und am Freitag, wobei wir da wahrscheinlich den Shakedown fahren werden, sodass Karin und ich uns beim Aufschrieb lesen aufeinander einstimmen können. Am gleichen Tag geht es dann um 13.30 Uhr los, wobei wir mit unserer Startnummer 62 rund eine Stunde später losfahren werden. Heuer weiß ich in etwa, was mich erwartet, die Vorfreude ist riesengroß.“

„Wollte etwas zurückgeben“

Bedanken möchte sich Hansjörg Matzer bei Andi Aigner, dem PWRC-Rallye-Weltmeister des Jahres 2008: „Andi hat im Jänner in Feistritz seine ‚Mission Adrenalin‘ abgehalten, wo man mit ihm im Subaru Impreza R4-Boliden mitfahren konnte, was mich sehr beeindruckt hat. Nachdem ich nun seit zwei Jahren sehr viel Positives erfahre, dachte ich mir: ‚Man soll im Leben auch etwas zurückgeben!‘ Mit unserem Verein ‚Topspeed Racing‘ konnten wir einem an den Rollstuhl gefesselten Schwerstbehinderten einen Lebenstraum erfüllen. Geistig ist er ja zu hundert Prozent fit gewesen und es war sein größter Wunsch, einmal im Rallyeauto mitfahren zu können.“

Matzer fügt hinzu: „Es ist einfach schön, wenn Menschen einander helfen und wenn der Rallyesport auch hier einen Beitrag leisten kann - in diesem Sinne möchte ich Andi Aigner noch einmal meinen Dank aussprechen.“

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