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ORM: Wechselland-Rallye

Wechselland-Thriller mit Happy End

Julian Wagner und Anne Katharina Stein erlebten in ihrem Adam R2 eine wahrlich aufregende, spektakuläre Wechselland-Rallye: Ohne Bremsen auf der vernebelten Hochwechsel-Prüfung, ohne Intercom am Pinggau-Rundkurs aber auch vier 2WD-Bestzeiten für Wagner im Wechselland. Am Ende konnte mit zwei Siegen der Vorsprung in der Junior-ORM sowie im Cup ausgebaut werden, in der ORM2WD landeten Wagner/Stein wieder auf dem Podium.

Fotos: Daniel Fessl

Die Wechselland-Rallye bot von Beginn an äußerst schwierige, geradezu abenteuerliche Bedingungen – die erste Etappe wurde am Freitagnachmittag bei Regen und Nebel in Angriff genommen. Bei Julian Wagner und Anne Katharina Stein in ihrem Adam R2 kam jedoch etwas hinzu, was sich kein Rennfahrer wünscht: Gleich auf der ersten Prüfung versagten die Bremsen ihren Dienst, sodass man gleich einmal etwas mehr als eine halbe Minute Rückstand hatte. Julian berichtet: „Wir haben zum Glück Bremsflüssigkeit mitgenommen und in der kurzen Zeit vor der nächsten Prüfung nachgefüllt.“

Doch erneut versagten die Bremsen – ausgerechnet auf der abenteuerlichen Hochwechsel-Prüfung. Julian: „Erst nach der Hochwechsel-SP war etwas mehr Zeit zur Verfügung und da entdeckte ich, dass links vorne die Bremsleitung lose war. Daher half auch das Nachfüllen nicht lange.“ Gerade auf der Hochwechsel-Prüfung, wo es am Ende steil bergab geht, bei hohen Geschwindigkeiten, wurde die Fahrt so zu einem echten Husarenritt. Julian nickt: „Ein großes Kompliment an meine Copilotin, die in dieser brenzligen Situation die Nerven bewahrte und cool geblieben ist. Anne Katharina hat wirklich Nerven aus Draht.“

Hochwechsel: Dichter Nebel war hilfreich

Hilfreich war, so erläutert Julian, dabei der dichte Nebel: „Wir haben einen sehr guten Aufschrieb erstellt und das kam uns hier zugute. Ich konnte mir die Bremsen auch eine Zeit lang aufbewahren, da es zunächst ja bergauf ging. Am Ende jedoch konnten wir nur noch mit der Handbremse verzögern.“ Ein Onboard-Video zeigt diese schwierige Phase. Geradezu sensationell ist jedoch der Umstand, dass Wagner/Stein trotz nachlassender Bremsen auf der Hochwechsel-SP die zehnte Gesamtzeit fahren konnten. „Das glaubt einem keiner – deshalb stellen wir das Video online“, lacht Julian.



Vor dem Rohrbach-Rundkurs schraubte Julian die Bremsleitung wieder fest und leerte erneut Bremsflüssigkeit nach, entlüften war allerdings nicht möglich – das konnte erst im Service erledigt werden. Julian: „Ich möchte mich an dieser Stelle bei Stengg Motorsport und bei unseren Mechanikern Toni und Uwe bedanken, die alles zeitgerecht reparieren konnten – die liefern immer wieder einen hervorragenden Job, das muss man auch einmal erwähnen.“

Julian bedankte sich nach dem ersten Service auf seine Art: mit einer 2WD-Bestzeit auf SP4. Die zweite Hochwechsel-SP wurde wegen Schneefalls abgesagt, was Julian bedauert: „Da wäre ich gerne noch einmal gefahren – wir unterscheiden uns ja vom Rundstreckensport darin, dass wir bei allen Bedingungen fahren.“ Auf der SP5 markierte Wagner die drittschnellste 2WD-Zeit – am Ende des schwierigen ersten Tages fehlten jedoch bereits 49 Sekunden auf den späteren ORM2WD-Sieger Daniel Wollinger und auch 26,3 Sekunden auf den drittplatzierten Luca Waldherr, der damit auch den Opel Adam R2 Cup anführte.

Am zweiten Tag passierte Julian ein kleines Malheur mit Folgen: Bei einem Cut verbog er sich einen Achsschenkel und war auf den Prüfungen SP7, SP8 und SP9 entsprechend „schaumgebremst“ unterwegs. Julian erklärt: „Wir wollten ja eigentlich nur noch Luca Waldherr einfangen um, noch den Sieg im Cup zu holen.“

Auf den Prüfungen SP10, SP11 und SP12 jedoch wuchs Julian über sich hinaus und brannte gleich drei 2WD-Bestzeiten in Folge in den Asphalt, zugleich fuhr er jeweils die großartige sechstschnellste Gesamtzeit. Julian erklärt: „Gerade bei der großen Heimrallye von Opel sind solche 2WD-Bestzeiten besonders wichtig – denn so können wir das große Potential des Adam R2 aufzeigen. Ich bin auch überzeugt davon, dass man mit diesem Auto auch die PS-stärkeren R3-Boliden schlagen kann.“

Mit diesem „Bestzeitenfeuerwerk“ konnten Wagner/Stein die Führung im Cup zurückerobern – und plötzlich lag auch der in der ORM2WD zweitplatzierte Michael Kogler wieder in Reichweite, auf ihn fehlten nur noch 14,7 Sekunden.

13 Minuten brüllen

Auf dem ersten Rundkurs Pinggau jedoch folgte der nächste Rückschlag: „Die Gegensprechanlage funktionierte nicht mehr richtig, ich konnte Anne Katharina nur noch ganz leise hören – so musste sie im Auto brüllen, damit ich etwas verstehe. Das passierte ausgerechnet auf der längsten Sonderprüfung – so musste Anne Katharina rund 13 Minuten lang durchbrüllen. Kein Wunder, dass sie danach gleich einen heißen Tee verlangte, um ihre Stimmbänder zu beruhigen.“ Trotz dieses Defekts an der Intercom konnten die beiden mit der zweitschnellsten 2WD-Zeit Michael Kogler überholen, allerdings fehlten dem Citroen R3-Piloten nur 5,5 Sekunden.

Was jetzt folgte, war ein Akt der Kollegialität – wie auch die große Spielklasse der ORM, in der Hermann Neubauer seinem Konkurrenten Andi Aigner seinen Ingenieur „borgte“, um dessen Zündaussetzern auf die Spur zu kommen, kam es auch in der ORM2WD zu einer nicht selbstverständlichen Hilfeleistung unter Konkurrenten. Julian erzählt: „Christoph Lieb, der bereits ausgefallen war, lieh mir seinen Helm, damit ich diesen mitnehmen konnte, falls es wieder ein Problem mit der Intercom geben sollte. Dafür möchte ich mich sehr herzlich bedanken.“ Zuvor hat Wagner wiederum Luca Waldherr zwischen zwei Prüfungen mit Bremsflüssigkeit ausgeholfen…

Auf der vorletzten SP konnte Julian den Vorsprung auf Michael Kogler leicht ausbauen, doch auf dem zweiten Pinggau-Rundkurs, für den es Powerstage-Punkte gab, bremste sich Julian quasi selbst ein: „Ich hatte den Sieg im Cup vor Augen und in der Junioren-Staatsmeisterschaft, das wollte ich nicht riskieren, letztendlich bin ich aber zu vorsichtig gefahren und so konnte Kogler wieder vorbeiziehen. Ich bin aber trotzdem zufrieden: Wir konnten im Cup und in der Junioren-Staatsmeisterschaft unseren Punktevorsprung ausbauen und haben mit vier 2WD-Bestzeiten das Potential des Adam R2 erneut aufzeigen können.“

„Unglaublich viele Fans“

Die große Heimrallye von der Marke aus Rüsselsheim wurde zu einem wahren Knüller, Julian nickt: „Es waren unglaublich viele Fans an den Strecken, die uns zugejubelt haben, die Stimmung war großartig. Die Familie Stengg hat mit dieser Rallye wirklich ganze Arbeit geleistet, es war ein wunderbares Rallye-Wochenende.“

Die beherzten Fahrten von Julian Wagner und Anne Katharina Stein finden auch auf Facebook und Youtube immer mehr Anklang: „Viele gratulieren uns und liken unsere Beiträge, dafür möchte ich mich extra bedanken.“

Anne Katharina Stein saß nach der Rallye bereits wieder im Flugzeug nach Gran Canaria, wo sie an der Seite der Britin Catie Munnings um Europameisterschaftspunkte kämpft…

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