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Baumschlager siegte mit den Nerven eines Champions

Die Rebenland-Rallye 2017 geht als die bisher spannendste in ihre sechsjährige Geschichte ein. Ein finales Sekundenduell entschied der 13-fache Staatsmeister letztendlich vor Gerwald Grössing und Niki Mayr-Melnhof für sich. Vorjahrssieger Hermann Neubauer schied in Führung liegend aus. Daniel Wollinger gewann die 2WD-Wertung.

Fotos: Harald Illmer

Zum Auftakt der heimischen Rallye-Staatsmeisterschaft präsentierte sich das Rebenland mit dem Start- und Zielort der Marktgemeinde Leutschach an der Weinstraße in schon gewohnt wunderbarer Atmosphäre. Dazu gab es an beiden Rallyetagen ideale Wetterbedingungen mit frühsommerlichen Temperaturen um rund 10 bis 12 Grad Celsius. Die Rebenland-Rallye feierte seit ihrem Bestehen heuer bereits den sechsten Geburtstag und war für die 82 Teilnehmer aus 9 Nationen sowie für die rund 20.000 Fans ein erster echter Höhepunkt im heimischen Motorsportgeschehen.

Zum sechsten Mal wurde die Rebenland-Rallye heuer gefahren. Und ohne Umschweife muss man sagen – so spannend wie diesmal war’s noch nie. Schon das Rekord-Nennergebnis mit 91 Anmeldungen, darunter drei World Rally Cars und 12 R5-Boliden, stellte großen Sport in Aussicht. Vorweg: Die Teams hielten sich an die zu erwartende Dramaturgie. Von der ersten Sekunde an regierte „General Bleifuß“ den Saisonauftakt zur österreichischen Staatsmeisterschaft. Schon die ersten drei Sonderprüfungen zeigten mit Raimund Baumschlager (Skoda Fabia R5), Hermann Neubauer (Ford Fiesta WRC) und Andreas Aigner (Skoda Fabia R5) drei verschiedene Piloten an der Spitze. In weiterer Folge gelang es jedoch dem regierenden Staatsmeister Hermann Neubauer, sich ein wenig abzusetzen, während sich auf Platz zwei Gerwald Grössing (Ford Fiesta WRC) und knapp dahinter Baumschlager festsetzen konnten. Dass der steirische Lokalmatador Andreas Aigner nicht auf dem Podest stand, lag an einem Missgeschick am Ende des ersten Tages, bei dem er mit seinem Auto ausritt und so das Ziel der letzten Sonderprüfung nicht erreichte. Zwar konnte er am zweiten Tag wieder starten, jedoch mit 5 Minuten Strafzeit – umso erstaunlicher, dass Aigner noch Platz fünf holte. So blieb es Niki Mayr-Melnhof vorbehalten, sich als bester Steirer zu positionieren und seinen Ford Fiesta R5 am Ende als Gesamtdritter aufs Siegespodest zu pilotieren.

An der Spitze freilich sollte es noch rund gehen. Hermann Neubauer verwaltete seinen Vorsprung vorerst geschickt, obwohl er mit einem Wasserpumpen-Problem haderte und deshalb motorschonend unterwegs war. Dahinter rieben sich Grössing und Baumschlager immer mehr auf. Als Neubauer jedoch drei Prüfungen vor Schluss völlig überraschend mit ausgerissenem Rad neben der Strecke stand, hatte die Rallye ihren Umsturz und zugleich den ganz großen Showdown. Denn die beiden Sieganwärter lagen mittlerweile auf nur noch 1,6 Sekunden beisammen. Auf der drittletzten Prüfung „brannte“ Grössing Baumschlager 7,1 Sekunden auf. Auf der vorletzten SP schlug Baumschlager seinerseits mit 7,2 Sekunden Vorsprung auf Grössing zurück – womit vor den allerletzten neun Wertungskilometern wiederum nur 1,5 Sekunden zwischen den beiden Toppiloten lagen und das Finale zur endgültigen Nervenschlacht mutierte . . . die Grössing gegen den 13-fachen Staatsmeister verlor – Baumschlager kam 5,5 Sekunden schneller ins Ziel als der WRC-Pilot, dem zu allem Überdruss auch noch eine 10-Sekunden-Strafe wegen eines Frühstarts umgehängt wurde (welche aber letztendlich für das Endergebnis unerheblich war). Mit nunmehr fünf Siegen ist Raimund Baumschlager der unumschränkte Regent des Rebenlandes.

Die Stimmen der Piloten:

Raimund Baumschlager: „Das ist das erste Mal nach dreißig Jahren, dass ich im Ziel Tränen in den Augen hatte. Es war eine unheimlich spannende Rallye vom Anfang bis zum Schluss. Ohne meine zwei Dreher wäre die Sache freilich etwas einfacher gewesen.“

Gerwald Grössing: „Ich habe sofort nach dem Start in die letzte SP gewusst, dass ich die Rallye verloren habe. Leider ist ausgerechnet vor dem entscheidenden Duell die Traktionskontrolle meines Autos ausgefallen und ich musste den Motor beim Start extrem pushen. Dabei habe ich einen Frühstart produziert.“

Niki Mayr-Melnhof: „Ich bin überglücklich über meinen dritten Platz. Wenn ich bedenke, dass ich gestern teilweise kein Licht hatte und einen Frühstart produziert habe, dann kann und muss ich hochzufrieden sein.“

Andreas Aigner: „Es hat sich ausgezahlt, heute wieder zu starten. Ich habe gut testen und viele Erkenntnisse gewinnen können. Schade - ohne das gestrige Missgeschick könnte ich auf dem Podest stehen.“

In der 2WD-Staatsmeisterschaft setzte sich mit dem Steirer Daniel Wollinger (Renault Clio R3) der prognostizierte Favorit durch. Michael Kogler (Citroen DS3 R3) holte vor Julian Wagner (Opel Adam R2) den zweiten Platz.

Daniel Wollinger: „Nach anfänglichen Schwierigkeiten habe ich heute sehr gut in die Rallye gefunden. Den Sieg habe ich dann relativ sicher ins Ziel gebracht.“

Michael Kogler: „Ich bin durchaus zufrieden mit Platz zwei, zumal uns gestern im Auto die Gegensprechanlage ausgefallen ist und ich heute fast abgeflogen wäre.“

In der Junioren-Staatsmeisterschaft holte Julian Wagner den Sieg vor dem Ungarn Kristof Klausz (Peugeot 208 R2) und Lukas Carlos Stengg (Opel Adam R2).

Im Rallye Cup der AMF gewann in der Division 1 Titelverteidiger Martin Kalteis (Mitsubishi Evo VII) vor dem M1-Piloten Günter Knobloch (Subaru WRX). In der Division 2 siegte Bernd Gebetsberger (VW Golf 2 GTI) vor Enrico Windisch (Renault Clio).

In der Historic Rallye Staatsmeisterschaft der AMF gewann Kris Rosenberger (Porsche 911) vor Gert Göberndorfer (Opel Ascona B) und freute sich: „Mein Ziel habe ich mit dem Sieg absolut erreicht. Gert war aber ein unglaublich harter Brocken und hat mich bis zum Schluss voll gefordert.“ Anm: Gert Göberndorfer wurde für seinen Kampfgeist nach der Rallye von einer Fach-Jury zum „Man of the Race“ gewählt!

Einen italienischen Doppelsieg gab es im Historic Rallye Cup durch Paolo Pasutti und Rino Muradore (beide Ford Sierra Cosworth).

Im M1 Rallye Masters gewann Günter Knobloch (Subaru WRX) vor Enrico Windisch (Renault Clio) und Michael Röck (Ford Fiesta ST).

Im Mitropacup siegte der für Kroatien startende Ungar Krisztian Hideg (Mitsubishi Evo IX) vor dem Deutschen Hermann Gaßner (Mitsubishi Evo X) und dem Ungarn Kristof Klausz.

Das detaillierte Ergebnis finden Sie im Menü oben rechts

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