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Neubauer besiegt Baumschlager bei der Polo-Premiere

Eine spektakuläre Wechselland-Rallye bot alles, was sich Rallyefans erwarten – sie kamen so zahlreich wie noch nie nach Pinggau. Hermann Neubauer setzte sich entschlossen gegen Baumschlager im VW Polo R WRC durch, der noch am Setup tüftelt. Lokalmatador Daniel Wollinger siegt erneut souverän, Julian Wagner und Andi Kainer glänzen in den Cups.

Fotos: Harald Illmer

Die Wechselland-Rallye erfüllte alle Erwartungen: Beim weltweit ersten Privateinsatz des VW Polo R WRC gab es Spannung bis zur letzten Sonderprüfung, Regen und Nebel macht aus der ersten Etappe ein wahres Abenteuer, am niederschlagsfreien Samstag wurde in nahezu allen Kategorien bis zum Schluss hart gefightet.

Die Veranstalter, die Familie Stengg, darf sich über ein riesiges Faninteresse freuen. „So viele Zuschauer waren noch nie in Pinggau“, stellte Willi Stengg junior fest– und auch Österreichs Rallye-Prominenz wollte sich diese geschichtsträchtige 22. Ausgabe der Kultrallye nicht entgehen lassen: Gesichtet wurden unter anderen Franz Wittmann senior, Jörg Pattermann oder auch Rudi Stohl.

Neubauer fest entschlossen

Sportlich hatte ein entschlossen fahrender Hermann Neubauer im ältesten der vier World Rally Cars von Beginn an stets die Nase vorne, allerdings blieb Raimund Baumschlager im VW Polo R WRC stets in Schlagdistanz. Vier der 15 Bestzeiten ließ sich Baumschlager gutschreiben, darunter auch die Powerstage am Schluss. Neubauer eroberte sieben Bestmarken und verzichtete auf der Powerstage darauf, den historischen Sieg zu gefährden.

Der regierende Staatsmeister erklärte dann auch: „Dieser Sieg hier, mit dem ältesten Auto in einem unglaublichen Duell gegen Raimund Baumschlager im VW Polo WRC ist für mich von großer Bedeutung, im Grunde ist das mein wertvollster Sieg!“ Neubauer übernahm damit auch die Führung in der Österreichischen Rallye-Staatsmeisterschaft (ORM) und liegt nun vier Zähler vor Baumschlager sowie zehn Punkte vor Andi Aigner.

Baumschlager noch am Justieren

Raimund Baumschlager hatte vor allem am ersten, wahrlich abenteuerlichen ersten Tag mit Regen und Nebel und der unheimlich schwierigen Hochwechsel-Prüfung einen denkbar schwierigen Einstieg in die „Liebesbeziehung“ mit dem neuen Auto, am Samstag wurden die Bedingungen weniger unberechenbar, doch auch am Samstag musste sich der Rekordstaatsmeister in erster Linie an den neuen Boliden gewöhnen – und mit ihm Ogiers ehemaliger Leibingenieur. Baumschlager erläutert: „Der Polo fuhr im Vorjahr auf Michelin-Reifen – wir fahren jedoch Pirelli und so gibt es keine Vergleichswerte aus dem Vorjahr, wir betreten somit Neuland und ich lerne mit jedem Kilometer dazu, auch im Schneebergland, auf Schotter, werden wir ohne Erfahrungswerte auskommen müssen. Doch ich finde es unheimlich interessant und ich freue mich sehr über das große Interesse von Fans und Medien. Hermann ist sehr stark gefahren – man hat draußen auf den Prüfungen gesehen, dass wir derzeit alle am Limit fahren, für die Fans ist das natürlich großartig.“

Grössing auf dem Podium

Einen Podiumsplatz bei dieser geschichtsträchtigen Wechselland-Rallye hatte Gerwald Grössing im Vorfeld aus eigener Kraft de facto ausgeschlossen, doch letztendlich zeigte sich auch hier, dass die reine Papierform im Rallyesport oftmals über den Haufen geworfen wird und so konnte Grössing nicht nur eine Bestzeit in den Asphalt brennen, sondern tatsächlich Platz drei belegen. “Wir sind eine sehr gute Rallye gefahren – jetzt freuen wir uns auf die Schneebergland-Rallye“, erklärte ein sichtlich zufriedener Gerwald Grössing.

Aigner verliert am ersten Tag

Andi Aigner, der bei der Wechselland-Rallye ebenfalls ein Fiesta WRC zündete, haderte den gesamten ersten Tag mit rätselhaften Zündaussetzern und verlor so schon früh rund eine Minute. Am zweiten Tag konnte Aigner zwei Bestzeiten markieren, musste sich aber mit Platz vier zufrieden geben, zu groß war bereits der Zeitrückstand. Aigner konstatierte: „Wir sind am Samstag immer besser ins Fahren gekommen – nur auf der Powerstage lief es nicht nach Wunsch.“ Dort wollte der Ex-Weltmeister die Bestzeit erobern, immerhin wurden es noch zwei Zusatzpunkte – die ORM-Führung musste Aigner abgeben, er liegt jetzt mit zehn Punkten Rückstand auf Platz drei der Tabelle.

Einsam, aber fahrerisch erstklassig fuhr Niki Mayr-Melnhof – auch am schwierigen Freitag fuhr er souverän und landete im Ford Fiesta R5 auf dem fünften Gesamtrang.

ORM2WD: Wollinger wieder souverän

Lokalmatador Daniel Wollinger lieferte in der Staatsmeisterschaft für zweiradgetriebene Fahrzeuge (ORM2WD) wie schon bei den ersten beiden Saisonläufen eine souveräne Vorstellung und zog letztendlich die Maximalpunkteausbeute an Land, sodass er bereits 22 Punkte Vorsprung auf seinen stärksten Verfolger, Michael Kogler, aufweist.

Wollinger erklärte: „Ich bin total happy mit unserer Performance – Michael und Julian sind aber ebenfalls wieder sehr stark gefahren, die ORM2WD liefert heuer eine starke Meisterschaft.“ Ob und mit welchem „Gerät“ er im Schneebergland antreten wird, ließ „Wolli“ offen…

Duell Kogler vs Wagner

Ein spannendes Duell um den zweiten Platz der ORM2WD lieferten Michael Kogler im Citroen DS3 R3T max und Julian Wagner im Adam R2. Völlig problemlos lief es bei keinem der beiden. Zunächst hatte Wagner auslaufende Bremsflüssigkeit just auf dem selektiven ersten Durchgang der ersten Etappe, am zweiten Tag kämpfte Kogler mit einem losen Heck, fabrizierte sogar wieder einen seiner Highspeed-Dreher, während Wagner am Ende den Ausfall der Gegensprechanlage zu beklagen hatte. Kogler lag die meiste Zeit auf Platz zwei, ehe ihn Wagner vor dem letzten „Ringerl“ abfangen konnte – doch auf der Powerstage konnte Kogler seinem Kontrahenten 8,7 Sekunden abknöpfen und so Platz zwei zurückerobern.

Kogler erklärte: „Wir konnten am Ende noch maximale Schadensbegrenzung erreichen – Daniel fuhr jedoch zu stark an diesem Wochenende.“ Wagner war letztendlich auch mit Platz drei der ORM2WD zufrieden, zumal er damit in der Junioren-Staatsmeisterschaft einen weiteren überlegenen Sieg und seinen Vorsprung ausbauen und auch im Cup einen klaren Sieg feiern konnte. Wichtig war ihm auch: „Wir konnten mit dem Adam R2 wieder ein paar Bestzeiten markieren – das war uns natürlich wichtig, dass wir erneut das große Potential des Adam gegen die PS-stärkere R3-Kategorie aufzeigen können. Auf Schotter im Schneebergland erwarte ich mir, dass wir ganz vorne dabei sind.“

Im Adam R2 Cup führt Wagner jetzt 18 Punkte vor Luca Waldherr, der zunächst eine großartige Performance zeigte: Auf der enorm schwierigen ersten Etappe lag Waldherr rund 25 Sekunden vor Wagner, in der ORM2WD war der Sohn des seligen Andreas Waldherr auf Podiumskurs unterwegs. Doch am Samstagnachmittag kämpfte Waldherr mit Bremsproblemen – nach dem abschließenden Pinggau-Rundkurs erklärte Waldherr: „Ich musste die ganze Zeit mit der Handbremse bremsen, der Nachmittag war wie verhext – wir wurden zwar Zweite im Cup, aber glücklich bin ich dennoch nicht.“

Kainer im Corsa sensationell

Umso glücklicher war Andi Kainer, im Vorjahr der große Gegenspieler von Waldherr im Adam R2 Cup. Der aus Budgetgründen in den Corsa Cup zurückgekehrte Burgenländer lieferte auf der vernebelten Hochwechsel-Prüfung eine sensationelle 2WD-Brestzeit und zeigte auch am Samstag, dass der Corsa nicht nur günstig, sondern bei guter Lenkarbeit auch schnell sein kann. Kainer belegte als klarer Sieger des Corsa Cups den grandiosen zwölften Gesamtrang. Kainer zog eine erfreute Bilanz: „Das war für uns ein Super Wochenende.“

Einen klaren Sieg feierte Günther Knobloch nicht nur bei den M1 Rallye-Masters, sondern auch im Österreichischen Rallye Cup (ORC), zudem konnte der Subaru-Pilot mit Gesamtrang neun glänzen. Im ORC2 siegte Florian Liendl auf einem Opel Corsa B vor Enrico Windisch im M1-Clio.

Brillieren konnte Robert Zitta im Gruppe N-Subaru auf Platz zehn der Gesamtwertung, am Samstagvormittag gelang ihm gar eine sechstschnellste Gesamtzeit im hochkarätigen Feld.

Rosenberger siegt in der HRM

Ebenfalls großartig fuhr Kris Rosenberger im historischen Porsche – am Ende feierte er nicht nur einen überlegenen HRM-Sieg, sondern auch Platz 14 gesamt. Bis zur 14. Prüfung lag sein großer Gegenspieler Willi Rabl auf Platz zwei, wenngleich abgeschlagen, doch dann musste Rabl mit Defekt abstellen.

Der spektakuläre Unfall von Michael Denk am Freitag blieb glücklicherweise ohne schlimme Folgen: Denk musste über Nacht im Krankenhaus bleiben, war am Samstag jedoch wieder im Servicepark anzutreffen. Da sein Auto ein Totalschaden ist, wird er heuer nicht mehr antreten. Komplett zerstört wurde auch das Auto von Martin Ritt, auch er musste nur kurz ins Krankenhaus.

In Erinnerung bleibt eine spektakuläre Wechselland-Rallye 2017 – so soll Rallye sein, so darf es gerne im nächsten Jahr weitergehen…

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