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ORM: Jännerrallye 2018

Sieger Keferböck: „Das hat uns völlig überrascht!“

Der Sensationssieger der Jännerrallye, Johannes Keferböck im Exklusivinterview mit motorline.cc. Wird der „Jännerspezialist“ als ORM-Leader im Rebenland starten?

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Harald Illmer, Daniel Fessl

Johannes, gratuliere zu deinem Sensationssieg bei der Jännerrallye! Hand aufs Herz: Hast du vor der Rallye auch nur eine Sekunde lang an einen möglichen Sieg gedacht?

Nein, das hat uns völlig überrascht. Natürlich: Als Simon von Getriebeproblemen sprach, haben wir schon damit spekuliert, dass an seinem Auto jederzeit etwas kaputt gehen kann.

Schon am Freitagabend war zum ersten Mal die Rede von den Getriebeproblemen...

Deshalb haben wir am Samstagmorgen versucht, Druck zu machen. Die lange SP Bad Zell-Tragwein Aistal liegt mir gut - da hätten wir 10 bis 15 Sekunden gutmachen können. Doch am Vorstart ist plötzlich das Display ausgefallen und das hat mich ziemlich verunsichert. Du siehst nichts mehr, hast keine Infos mehr und du musst quasi nach Gehör schalten. Dabei hätte ich nur abstellen brauchen, zehn Sekunden warten und einen Reset vornehmen müssen. Aber was solls. Auf den beiden nächsten Prüfungen haben wir Simon immerhin 20 Sekunden abnehmen können.

Was war eigentlich eure Vorgabe, euer Ziel bei dieser Rallye?

Einen R5 mietet man nicht, um mitzufahren - unser primäres Ziel war das Podium.

Das heißt: Niki Mayr-Melnhof aus eigener Kraft bezwingen zu wollen, wäre - mit Verlaub - töricht gewesen. Aus eigener Kraft habt ihr daher einen Podestplatz für möglich gehalten...

Genau. Niki schlagen zu wollen, wäre Schwachsinn gewesen - dazu fährt er einfach viel zu gut. Und er ist ein großartiger Sportsmann, ist nach der Rallye zu uns gekommen und hat uns gratuliert.

Mit Gerwald Grössing stand auch ein ehemaliger Vizestaatsmeister am Start, allerdings in einem Mitsubishi. Gehörte er zu jenen, die ihr schlagen wolltet?

Bei ihm haben wir uns durchaus erhofft, das wir da mithalten und vielleicht auch angreifen können. Nur: All diese Gedanken im Vorfeld erweisen sich ohnehin als müßig - denn die Jännerrallye hat eben nicht nur mit dem rechten (Gas-)Fuß zu tun...

Gehen wir nochmal zurück zur ersten Prüfung - da habt ihr gleich einmal die Bestzeit in das Eis gebrannt...

Ja. Nur hatten wir einen Fehlstart und erhielten zehn Strafsekunden. Doch auf SP 3 sind wir abgeflogen und rund eine Minute im Schnee gesteckt...

Das kommt mir bekannt vor. Das hat doch auch Gerhard Aigner erzählt...

(lacht) Ganz genau - ich glaube, dass es sogar die gleiche Stelle war. Das hat mich natürlich mächtig geärgert! Aber wenn heute einer sagt, dass er die Jännerrallye fehlerfrei fährt, dann heißt er Walter Röhrl. Ansonsten machen auch alle anderen Teams ihre Fehler. Ich zitiere Raimund Baumschlager, der gesagt hat: ‚Der mit dem meisten Glück und den wenigsten Fehlern profitiert.‘ Wir haben uns in Summe sicher achtmal gedreht - und haben trotzdem gewonnen.

Am Samstagnachmittag hattet ihr vor den letzten drei Prüfungen rund eine halbe Minute Rückstand auf Simon. Die wolltet ihr dann nicht mehr einholen oder?

Nein. Wir haben auch nicht auf die Powerstage geschaut. Denn es wäre schmerzhaft gewesen, ein solches Ergebnis auf der letzten Prüfung wegzuwerfen. Dennoch haben wir uns auf der Einfahrt zum Rundkurs gedreht. Kurios dabei: Am Ende fehlten uns lediglich 1,8 Sekunden auf die Bestzeit. Ohne diesem Dreher wären da also sogar noch eine Bestzeit und die drei Zuatzpunkte drinnen gewesen.

Mayr-Melnhof nicht auf dem Radar, Grössing mit einem anderen Auto - an wem habt ihr euch am Beginn der Rallye orientiert?

Fischi (Martin Fischerlehner) war unsere Messlatte! Er hat die Herbstrallye Dobersberg gewonnen und er kennt das Auto. Wir kannten es noch nicht, wir hatten nur den Shakedown, um uns an den Wagen zu gewöhnen. Aber das Auto lief perfekt, das HK Racing Team hat perfekt gearbeitet.

Das italienische HK Racing Team hat ja auch den R5 von Gerhard Aigner eingesetzt - da gab es also einen Doppelsieg zu feiern. Und wie bei Gerhard kommt auch jetzt meine Frage: Wie geht es weiter? Seid ihr bei der Rebenland-Rallye am Start? Als ORM-Tabellenleader könnte das ja ein Anreiz sein?.

Naja, das muss man relativieren. Sicher ist es schön, die Meisterschaft anzuführen, das hat man nicht alle Tage. Nur: Die ORM war eigentlich nicht unser Ziel für 2018. Unser Projekt beinhaltet einen WM-Einsatz, wir haben uns eher international orientiert.

Über HK Racing hat Gerhard Aigner im Vorjahr sein pechschwarzes World Rally Car organisiert - wäre das kein Reiz: Im Rebenland als ORM-Leader ein WRC zünden?

Ein WRC steht bei uns nicht zur Diskussion. Selbst wenn wir in Österreich an den Start gehen würden, dann nur mit einem R5. Nur darf man eines nicht vergessen: Ich bin die letzten sieben Jahre nur Jännerrallye gefahren, die Rebenland-Rallye wäre komplettes Neuland für mich. Und schlussendlich muss ich auch an mein Unternehmen denken. Sagen wir so: Zur Rebenland-Rallye sage ich vorerst nicht ja und nicht nein. Wir werden in den nächsten Wochen die Lage sondieren...

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