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ÖRM: Niederösterreich-Rallye

Es ist erst zu Ende, wenn's zu Ende ist

Die NÖ-Rallye ist für Lukas Schindelegger ein sehr spezieller Lauf, feierten sein Team und er dabei im letzten Jahr doch Premiere.

Nicht nur der Ford Escort, sondern auch die jeweilige Seite, auf der Lukas und Helmut Schindelegger im Auto Platz nahmen, waren komplett neu für sie. Genau ein Jahr später waren sie wieder vor Ort. In der ersten vollen ARC-Saison, die eigentlich dem Lernen dienen sollte, reisten sie als Führende in der historischen ARC-Gesamtwertung nach Pöggstall. Mit Georg Lindner als Zweitem in der Wertung gibt es einen extrem starken Verfolger, der bisher immer schnellster Escort war und unfassbare Zeiten am laufenden Band hinlegt.

Perfekt vorbereitet ging es am Donnerstag sehr früh in Richtung Servicezone. Schon auf dem Hinweg gab es die erste Herausforderung der Rallye, denn die Kardanwelle des Servicebuses beschloss bereits nach den ersten Metern, dass sie keine Lust mehr hatte, weiter ihre Aufgabe zu erfüllen, und riss einfach ab. Für viele wäre so ein Defekt so kurz vor der Rallye eine absolute Katastrophe und mit einigen Tagen in der Werkstatt verbunden gewesen. Nicht so in diesem Fall: Durch perfektes Teamwork und einiges Glück konnte die gebrochene Kardanwelle durch eine neue ersetzt werden. Der Wechsel wurde am Rand der Straße durchgeführt, nach nicht einmal zwei Stunden waren man wieder unterwegs.

Sowohl die Abnahmen als auch die Besichtigungen liefen wie gewohnt reibungslos ab, und am Freitag Abend stand die Eröffnungssonderprüfung an. Sie sollte die Startreihenfolge für den kompletten Samstag festlegen und nahm damit eine sehr wichtige Rolle ein, denn am Samstag sollte es nass werden – und Nässe verbunden mit dem Dreck, der von den vorderen Wagen auf die Straße befördert wird, sorgt für schwierigste Streckenverhältnisse, die mit jedem Fahrzeug noch schlechter werden. Eine gute Zeit auf der ersten Prüfung und damit eine gute Startposition waren dadurch doppelt wichtig.

Es wurde eine tolle Zeit, die Lukas Schindelegger auf der ersten Prüfung in den Asphalt hämmerte: Position 30 in der Gesamtwertung stand nach 25 Kilometern in den Ergebnislisten. Das Erfreulichste daran war der minimale Abstand von nur vier Sekunden zu Georg Lindner, der wie immer Schnellster in der Klasse war. Nicht schlecht staunte das Team auch am nächsten Morgen, welche Fahrzeuge hinter ihm am Start standen, etwa ein Mitsubishi Evo IX, ein Subaru WRX R4 und viele weitere – man war mitten im modernen Starterfeld gelandet.

Am Samstag kam dann wie erwartet pünktlich zum Start der zweiten Etappe der Regen. Dieser Nieselregen sollte den ganzen Tag andauern und für Spannung auf den neun Sonderprüfungen über 125 Kilometer sorgen. Die zweite Prüfung nahm Schindelegger noch mit Intermediate-Reifen in Angriff, die dritte wurde aufgrund eines Unfalls abgesagt. Erneut deutete sich ein Sekundenduell an, das das Team den ganzen Tag begleiten sollte. Ebenfalls nur drei Sekunden Rückstand auf SP 2 – so lautete das Ergebnis, mit dem man ins Service zurückkehrte.

Nach dem Service ging es mit Regenreifen auf die zweite Morgenschleife. Auf SP 4 sorgte der Schlamm auf der Straße für etwas Irritation, und ein Ausflug in die Wiese kosteten ein paar Sekunden. SP 5 stellte dann eine Premiere dar: Zum ersten Mal machte man 6,5 Sekunden auf Lindner gut und verkürzte den Rückstand auf 11,3 Sekunden. Damit war der Vormittag beendet. Man lag – mit minimalem Abstand auf Platz zwei in der Klasse und auf dem 29. Gesamtrang – weit über allen Erwartungen und auch weit vor teilweise viel stärker motorisierten Konkurrenten.

Im Mittagsservice mussten dann die Bremsbeläge gewechselt werden, denn die schnellen Prüfungen forderten den Bremsen selbst im Regen ebenso alles ab wie die Bedingungen Fahrer und Beifahrer. Ansonsten zeigte sich auch diese Rallye wieder, wie perfekt der Escort aufgebaut ist: Kein einziges Problem am Auto, und das ist bei der achten Rallye nicht nur außergewöhnlich, sondern eine absolute Richtgröße im Rallyesport.

Der Nachmittag startete höchst erfreulich: Die erste Klassenbestzeit auf SP 6 verkürzte den Abstand auf den Führenden auf 8,5 Sekunden, doch diese Leistung konnte auf SP 7 nicht gehalten werden. Zu viel Vorsicht auf den unfassbar schnellen Bergabpassagen und ein Überholmanöver des Deutschen Niki Schelle auf dem Rundkurs, den man unnötigerweise kurz vor der Ausfahrt noch vorbeiließ, kosteten wertvolle 10,9 Sekunden.

Mit 19,4 Sekunden Rückstand standen nun die letzten drei Sonderprüfungen an. Auf SP 8 war der Klassenführende Lindner um 1,7 Sekunden schneller, auf Sonderprüfung 9 konnte Schindelegger mit einer Klassenbestzeit zurückschlagen, doch mit 16,7 Sekunden Rückstand vor der letzten Prüfung konnte nur noch ein Fehler des Konkurrenten für den Klassensieg sorgen.

Der Plan lautete also: Ein letztes Service, und dann entspannt ins Ziel fahren, doch nachdem man die Servicezone verlassen hatte, zeigte sich, dass diese Rallye noch einen Höhepunkt im Spannungsbogen bereit hielt. Das Voltmeter zeigte für den Ford Escort statt den üblichen 13,5 auf einmal fast 16 Volt an und fiel noch vor dem Start der letzten Prüfung auf unter zwölf; der Spannungsregler der Lichtmaschine war ausgefallen, das Bordystem bezog seinen Strom daher nur noch aus der Batterie – eine Situation, die nur eine begrenzte Zeit lang funktionieren kann, ehe die Zündung streikt und man machtlos ausfällt.

Die letzte Sonderprüfung lief dann prompt nicht mehr so gut, Schindelegger unterlief ein unnötiger Fehler bei der letzten Kehre. Auf dem Schlamm lenkte das Auto selbst mit der Handbremse nicht mehr ein, was die Verwendung des Rückwärtsgangs erforderte. Diese Aktion kostete 13,7 Sekunden, wodurch das Team mit einer halben Minute Rückstand auf Lindner, aber fast zwei Minuten Vorsprung auf den Drittplatzierten auf dem zweiten Rang der Klasse 6.2 landete.

Die Rallye war allerdings noch nicht zu Ende: Man fuhr immer noch auf Kosten der Batterie und hatte noch einige Kilometer bis zur Zielrampe und ins Parc fermé – dieser letzte Parkplatz ist das offizielle Ende der Veranstaltung, den man erreichen muss, um die Rallye erfolgreich zu beenden. Die Glückwünsche nahm man deshalb nur sehr verhalten entgegen, denn man wusste, dass es noch nicht vorbei war. Auch das obligatorische Interview auf der Zielrampe musste kurz ausfallen, denn jede Sekunde konnte der Strom und damit die Rallye zu Ende sein.

Acht Kilometer später dann endlich Erleichterung: Lukas und Helmut Schindelegger erreichten das Parc fermé und konnten den Escort abstellen. Er ließ sie auch das achte Mal in Folge nicht im Stich und ersparte ihnen sogar das Schieben ins Ziel, denn selbst das hätten sie getan, um dieses tolle Ergebnis nach Hause zu bringen. Am Ende konnten sie den sensationellen 29. Gesamtrang erreichen – sehr gut passend zum Alter von Lukas (29) und zum 62. Geburtstag von Helmut am 29. September. In der Klasse 6.2 wurde es der zweite Rang, im Alpe Adria Cup belegte man den dritten. In der historischen Gesamtwertung liegt man somit vor dem Finale in Dobersberg auf Platz zwei hinter Georg Lindner, ein spannender Kampf um den Gesamtsieg bei den historischen Autos ist gesichert.

Lukas Schindelegger: "Wir werden alles daran setzen, in unserem ersten Lernjahr diese Sensation möglich zu machen. In nur zwei Wochen geht es zu dieser letzten Rallye der ARC 2019. Schon 24 Stunden nach dem Zieleinlauf war unser Auto nicht nur geputzt, sondern auch wieder repariert und lauert nun, genauso wie wir, auf diesen Einsatz. An dieser Stelle wollen wir uns bei allen bedanken, die unsere Rallyesaison begleiten und möglich machen. Ohne unsere Sponsoren wäre es nicht möglich, diese sensationelle Saison so zu fahren."

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