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ORM: Jännerrallye 2019

"Verliebte" Schneehaufen nur in Freistadt

Keferböck wollte zumindest einen Podiumsplatz einfahren - was zunächst auch möglich schien. Ein Schneehaufen jedoch hatte etwas dagegen.

Fotos: Daniel Fessl

Der "Wettergott" scheint ein großer Rallyefan, vor allem aber ein Freund der Jännerrallye zu sein - jedenfalls konnte sich Österreichs Vorzeige-Winterrallye dessen erfreuen, was den Charme einer solchen Veranstaltung ausmacht: Schnee, sehr viel Schnee sogar...

Das sieht auch Johannes Keferböck nicht anders - ihn könnte man beinahe als "Kind der Jännerrallye" bezeichnen. Schließlich wurde dort die Begeisterung für den Rallyesport in dem damals noch minderjährigen Oberösterreicher geweckt. Und schließlich fuhr "Kefer" über ein Jahrzehnt lang ausschließlich die Jännerrallye - ehe im Vorjahr mit dem sensationellen Heimsieg jene Saison eingeläutet wurde, die Keferböck den Titel des Vizestaatsmeisters 2018 einbrachte...

Am vergangenen Freitag jedoch hätte der "Wettergott" ruhig eine Schneepause einlegen können. Denn zu einer Schneerallye gehört auch, dass einer den "Schneepflug machen" muss. Auf der ersten Sonderprüfung war das noch Hermann Neubauer´- nachdem der Salzburger aber schon dort wegen eines Defekts abstellen musste, durfte Johannes Keferböck diese Rolle übernehmen: "Das war noch nicht so dramatisch, da es am Vormittag nicht geschneit hat."

"Spurlos" am Freitag

Das tat es am Nachmittag dafür umso heftiger: "Normalerweise kannst du dich zumindest an der Spur des Nullerautos orientieren - doch der Schneefall war dermaßen intensiv, dass die Spur nur fünf Minuten später nicht mehr zu sehen war, sie war völlig zu. Da bleibt einem dann nichts anderes übrig, als sich heranzutasten. Wenn man diesen Umstand bedenkt, kann ich mit meiner Performance durchaus zufrieden sein, wir konnten zum Beispiel einmal eine viertschnellste Zeit markieren."

In der Nacht wurde es noch eine Spur kniffliger: "Du kannst bei so dichtem Schneefall nicht mit aktivierter Licht-Galerie fahren, weil du dich sonst selbst blendest. Das ist natürlich für alle Teams gleich - aber mit Abblendlicht ist es naturgemäß noch schwieriger, eine Spur herauszufahren. Wir haben uns dann auf eine Position zwischen drei und fünf eingestellt, was sicherlich nicht verkehrt war."

Am Samstagvormittag lief es für Johannes Keferböck und Ilka Minor im Škoda Fabia R5 prächtig: "Wir konnten Gerhard Aigner 20 Sekunden abknöpfen, diese Prüfung ist mir gut gelegen, leider wurde sie im zweiten Durchgang neutralisiert."

"Gefangen" vom Schneehaufen

Die Zahl 13 brachte einigen Piloten wenig Glück - darunter auch Johannes Keferböck: "Auf SP 13 fuhr ich zunächst an Simon Wagner vorbei, der mit einem Defekt zum Erliegen kam. Danach sah ich Gerhard Aigner im Schnee stecken. Wenig später berührte ich in einem Drift mit dem linken Hinterrad einen Schneehaufen, der mich sogleich 'gefangen nahm', sprich von der Strecke zog."

Johannes Keferböck fügt hinzu: "Zum Glück konnten wir dank der tatkräftigen Unterstützung zahlreicher Fans wieder auf die Strecke zurückkehren und die Fahrt fortsetzen. Für diese Hilfe möchte ich mich bei den Fans sehr bedanken. Insgesamt hat dieser Ausritt dann doch rund zehn Minuten gekostet - in der Folge war ich dann auch noch bei einem Start unkonzentriert und ich leistete mir einen Frühstart. Da mir schon am Morgen ein solcher unterlaufen ist, war die Strafzeit nun bereits eine Minute."

Platz zwei auf der Powerstage

Auch wenn ein Spitzenplatz nun nicht mehr möglich war, blieben Johannes Keferböck und seine WM-erfahrene Copilotin Ilka Minor motiviert: "Ilka hat sich genauso geärgert über unseren Lapsus, denn ein Podestplatz war jetzt natürlich nicht mehr drinnen - wir haben dann aber beschlossen, dass wir bei der Powerstage noch einmal alles geben, um uns möglichst viele Zusatzpunkte zu holen. Wobei wir hier Platz zwei angepeilt haben, denn Julian lieferte bei dieser Rallye eine großartige Performance und ich möchte ihm zu seinem Sieg ganz herzlich gratulieren. "

Tatsächlich konnten Keferböck/Minor auf der Powerstage die zweitschnellste Zeit markieren, was mit zwei Zusatzpunkten belohnt wurde. Im Gesamtklassement fand sich der Vorjahressieger freilich nur auf Platz sechs wieder, in der Österreichischen Rallye Staatsmeisterschaft (ORM) belegt man mit zwölf Zählern Rang vier. Keferböck: "Die Saison hat gerade erst begonnen - und Ausritte wie unserer können eben passieren, gerade bei einer Schneerallye. Der Grad zwischen Sieg und Niederlage ist ein schmaler - die Jännerrallye war auch heuer wieder extrem anspruchsvoll."

Positive Aspekte überwiegen

Außerdem überwiegen bei Johannes die positiven Aspekte dieses Saisonauftakts. Schon im Vorfeld erwies sich ein weiterer Optimierungsschritt als richtig - denn niemand geringerer als Armin Schwarz zeichnet heuer als Fahrer-Coach verantwortlich: "Wir haben vor der Rallye einen kurzen Test absolviert und Armin konnte mir sehr essentielle Tipps geben. Man könnte fast sagen, dass ich das Fahren auf Schnee neu gelernt habe. Jedenfalls hat schon unsere erste Session Wirkung gezeigt und meine Lernkurve steigt weiter."

Ein Fakt, den auch der Ingenieur im Eurosol Rallye Team Austria bestätigen konnte: "Er hat mir anhand der Daten gezeigt, dass wir uns von Freitag auf Samstag deutlich steigern konnten."

Was auch am eingesetzten Fahrzeug liegt - der Škoda Fabia R5 ist für Johannes Keferböck das beste Rallyeauto: "Der Fabia passt super zu uns und wir konnten auch im Bereich der Fahrzeugabstimmung neue Erkenntnisse ziehen. Ich möchte mich an dieser Stelle auch für die Unterstützung durch Škoda Österreich bedanken."

Danke zu sagen gilt es auch auf dem Reifensektor - hier wird Johannes Keferböck heuer erstmals von der Firma Pirelli unterstützt. Nichtr nur mit Reifen, sondern auch mit Knowhow: "Die Reifen haben top funktioniert, sie waren die richtige Ware auf der Straße. Von Thomas Hummer gab es eine spitzenmäßige Unterstützung - er war für uns stets erreichbar, wann immer wir eine Frage hatten. Da kann man nur Danke sagen."

Bleibt nur noch das Schluss-Resümee: "Wir haben punktuell wie zum Beispiel auf der Powerstage gesehen: Der Speed stimmt, die Performance stimmt. Mich freut vor allem, dass unsere Lernkurve steigt und steigt. So lange das der Fall ist, macht es für mich Sinn, hier einfach das Beste geben zu wollen."

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