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ORM: Jännerrallye 2020

Hermann Neubauer gewinnt die Jännerrallye

Der amtierende Staatsmeister sichert sich den Sieg im Mühlviertel vor Simon Wagner und Michael Lengauer.

Foto: Daniel Fessl

Das Motorsportjahr in Österreich begann an diesem Wochenende fast schon standesgemäß mit der 35. Auflage der Jännerrallye mit Start und Ziel in Freistadt. Veranstalter war die neu gegründete Freistadt Jännerrallye GmbH in Verbindung mit dem Rallye Club Mühlviertel. Schien es im Vorfeld, dass es diesmal keine echte Winterrallye geben würde, wurde man aber während der Rallye eines Besseren belehrt. War am Samstag nur mehr wenig Schnee dafür recht viel Eis auf den Streckenabschnitten zu finden, so schlug das Wetter in der Nacht zum Sonntag, wie vorausgesagt um, und die Prüfungen zeigten sich schneebedeckt und damit sehr winterlich. Bedingungen also, die der weltberühmten Rallye Monte Carlo sehr ähnlich kamen.

Der Mitarbeiterstab stand unter der Leitung von Obmann Mario Klepatsch, seinem Stellvertreter Christian Birklbauer, dem Kassier Gerhard Haider, dem Schriftführer Ben Puchner, dem Org. Leiter der Freistädter Messehalle Martin Pammer und dem Geschäftsführer der Freistadt Jännerrallye gGmbH Georg Höfer. Nach der erfolgreichen Durchführung im letzten Jahr hat man sich für heuer entschlossen, sich neuerlich als Lauf zur heimischen Rallyemeisterschaft anzumelden.

Dazu Obmann Mario Klepatsch: „Trotz der schwierigen Wetterbedingungen konnten wir an allen drei Rallyetagen nicht weniger als 120.000 Rallyefans entlang der 14 Sonderprüfungen begrüßen, unser Dank gilt jedem Einzelnen von Ihnen. Sehr zu danken ist auch den Motorsportclubs Schenkenfelden und Perg sowie den beiden Motocross Clubs Kefermarkt und Kronast, die sich mit ihren Mitgliedern unentgeltlich als Funktionäre zur Verfügung stellten. Weiters geht der Dank an die Behörden, an die Rallyegemeinden mit ihren Bürgermeistern/innen, an die Polizei, die Rettung und an die Feuerwehren sowie selbstverständlich an unseren eigenen Mitarbeiterstab und an alle persönlichen Freunde, die Tag und Nacht für die Rallye unterwegs waren. Ein ganz besonderer Dank geht an die Teams und alle Aktiven, die an den drei Rallyetagen tollen Sport geboten haben und mit viel Applaus der Fans belohnt wurden. Sehr stolz können wir auf die neu gegründete Zusammenarbeit mit der Rallye Krumlov sein. Der daraus gegründete Regional Rallye Cup (RRC) hat sich mit der Anmeldung von 36 Teilnehmern aus den Ländern Tschechien und Österreich bestens bewährt und soll im nächsten Jahr auch weiter ausgebaut werden. Dementsprechende Anfragen anderer Länder liegen bereits vor.“

Sehr positiv entwickelt hat sich laut Christian Birklbauer die Zusammenarbeit mit digiticket24 die bei der Jännerrallye App viele Neuerungen entwickelt haben: Insgesamt wurde die App heuer von den Fans rund 14.000 Mal gratis heruntergeladen. Ein sehr wesentlicher Punkt war dabei das Livetiming, der Livestream, wo man mit den Spitzenpiloten auf den Sonderprüfungen live unterwegs war und anschließend Live-Interviews hören konnte. Dafür standen Moderator Peter Bauregger und Experte David Glachs zur Verfügung. Für den Livestream bewährte sich diesmal die Firma domotion mit Dominik Wagerer und Max Urbitsch an der Spitze, ferner What Event und 3D-Race Log mit den Live Cams.

Zum sportlichen Verlauf:

Die Jännerrallye wird wie viele ihrer Vorgängerinnen als unglaublich spannende und turbulente in die Geschichte eingehen.

Von Anfang an schwang vor allem das im Vorfeld favorisierte Trio Hermann Neubauer, Julian Wagner und Simon Wagner den temporeichen Taktstock. Dass nach 14 spektakulären Sonderprüfungen Neubauer als Sieger jener Rallye feststand, die er als einzige aller Staatsmeisterschaftsläufe in Österreich noch nie gewonnen hatte, spricht zweifelsfrei für die Klasse des regierenden nationalen Champions. Dass gerade ihm aber, dem die Jännerrallye bislang nicht als wirklicher Freund gegenübertrat, ausgerechnet diesmal auch das Glück ein wenig hold war, mag in den Bereich „Ausgleichende Gerechtigkeit“ fallen. Denn eigentlich war der Salzburger auch heuer bereits aus dem Rennen um den Sieg, als er am ersten Tag, die Pleiten- Pech- und Pannenserie der drei Toppiloten eröffnete. Neubauer rutschte mit seinem Ford Fiesta R5 auf der SP 6 Schönau – St. Leonhard erst fast von der Strecke, ehe er sich dann endgültig eindrehte und der abgestorbene Bolide ganze
eineinhalb Minuten nicht mehr anspringen wollte.

Doch zum Trübsal blasen blieb keine Zeit, denn nur eine Prüfung später war der Pechvogel schon wieder im Spiel. Konkurrent und Vorjahrs-Jännerrallye-Sieger Julian Wagner touchierte auf SP 7St. Oswald – Sandl mit dem linken Heck seines Skoda Fabia R5 einen Baumstumpf, ruinierte sich dabei Hinterrad und Bremsscheibe und musste mit Copilot Jürgen Heigl mitten in der Prüfung selber Hand anlegen, um das Malheur provisorisch reparieren zu können. Allerdings dauerte dieser „Eingriff“ ganze 12,5 Minuten und kostete somit jedwede Chance, den Sieg zu wiederholen. Und als die über 100.000 Fans schon dem nach dem ersten Tag führenden Oberösterreicher Simon Wagner die besten Karten zubilligten, zeigte die Jännerrallye die Zähne und ihre ganze Unberechenbarkeit. Denn Tag 2 präsentierte sich im Gegensatz zum fast frühlingshaften ersten Teil eisig, frostig, bizarr und tief winterlich. Während jedoch fast alle Teams auf die Vorhersagen reagierten und in der Nacht ihre Autos auf Schotterfahrwerk mit schmalen Spikes umrüsteten, bekam Simon Wagner diese Chance nicht, weil seine Crew technisch nicht in der Lage war, diesen wichtigen Umbau in der vorgeschriebenen Servicezeit zu schaffen. Die Folgen waren fatal.

Wagner war mit dem am Tag zuvor erfolgreichen Asphalt-Fahrwerk und breiteren Reifen auf Schnee und Eis chancenlos, verspielte innerhalb von nur zwei Wertungsprüfungen in Liebenau und Unterweißenbach seinen gesamten „unaufholbaren“ Vorsprung von 1,45 Minuten (!) und fand sich plötzlich nur noch auf Platz zwei wieder. Und selbst dieser war plötzlich in Gefahr, weil hinter Simon Wagner zum einen Günther Knobloch (Skoda Fabia R5) Druck machte als auch die Mühlviertler Lokalmatadore wie Michael Lengauer oder Martin Fischerlehner in gewohnt beherzter Weise alles und noch mehr aus ihren motorisch unterlegenen Boliden (Subaru WRX bzw. Mitsubishi Evo VI) herausquetschten.

Spätestens als sich dann die letzten beiden Prüfungen im weit tiefer gelegenen Lasberg als doch nicht so trocken und damit chancenreich entpuppten wie von Simon Wagner erhofft, musste dieser seinen ersten Sieg in Freistadt aufgeben und Hermann Neubauer seinen ersten im Mühlviertel überlassen.

Den packenden Krimi um Platz drei entschied schließlich Michael Lengauer auf der letzten Sonderprüfung um 3,2 Sekunden vor Günther Knobloch und 7,9 Sekunden vor Martin Fischerlehner für sich.

Für Julian Wagner endete die Jännerrallye dann doch noch mit einem zwar schwachen, aber immerhin irgendeinem Trost. Er gewann mit seinem siebenten SP-Sieg auch die Powerstage und sicherte sich drei Zusatzpunkte. Weil er auch noch den 15. Platz erreichte gab es damit wenigstens insgesamt vier Punkte. „Besser als nichts“, meinte der Mauthausener. „Vielleicht sind sie am Ende der Meisterschaft noch wichtig. Insgesamt habe ich hier leider zu viele Fehler gemacht. Aber wer nie Fehler macht, wird nie was lernen. Und ich werde daraus lernen.“

Die Stimmen der Top drei der Jännerrallye 2020:

1. Hermann Neubauer (Ford Fiesta R5): „Dieser Sieg ist einfach unglaublich. Ich bin fast den Tränen nahe, weil das war der letzte schwarze Fleck in meiner Erfolgsliste. Ehrlich gesagt bedeutet mir dieser erste Platz momentan mehr als mein zweiter Staatsmeistertitel im letzten Jahr.“

2. Simon Wagner (Skoda Fabia R5 evo): „Ich bin wirklich sauer. Nichtsdestotrotz haben wir bewiesen, dass wir im Auto gute Arbeit leisten können. Das Team hat gestern gut gearbeitet, und ich bin auch heute trotz nicht optimaler Voraussetzungen wirklich nicht schlecht gefahren. Wir waren als einzige des Spitzentrios kein einziges Mal von weg von der Strecke. Unglaublich und unfassbar, dass das am Ende unbelohnt geblieben ist.“

3. Michael Lengauer (Subaru Impreza WRX): „Dass ich meinen vierten Platz vom letzten Jahr heuer noch toppen könnte, hätte ich nicht für möglich gehalten. Jetzt ist die Freude natürlich riesengroß. Jetzt freue ich mich schon auf die Siegerehrung am Abend, bis dahin ist auch der ganze Druck abgefallen. Dann können wir das alles so richtig genießen.“

Mehrere Führende gab es auch in der 2WD-Staatsmeisterschaft. Bis schließlich der Niederösterreicher Michael Franz (VW Golf III Kitcar) als dieser feststand, lachten vorerst Daniel Mayer (Peugeot 208 R2), dann wieder Michael Kogler (VW Scirocco) von Platz eins. Doch erst scheiterte Mayer an einem Bruch des Bremssattels an seinem Peugeot 208, dann holte Kogler ein technischer Defekt am VW Scirocco von der Spitze. Während Mayer jedoch aufgeben musste, rettete Kogler wenigstens Platz sieben und damit einige wichtige Meisterschaftspunkte. Zweiter wurde hier noch der junge Steirer Luca Pröglhöf (Ford Fiesta ST), Dritter Manuel Kurz (BMW 328iS).

Den dritten ORM-Premierensieg gab es in der Junioren-Staatsmeisterschaft. Hier konnte Luca Pröglhöf seinen ersten Triumph in einem Staatsmeisterschaftslauf feiern. Dass es gleich bei so einem schwierigen Event gelang, ist um so schöner für den Rookie. Platz zwei holte sich Manuel Kurz.

Den Österreichischen Rallye Cup gewann in Freistadt Michael Lengauer vor Martin Fischerlehner. Der dritte Platz ging mit Ernst Haneder (Mitsubishi Evi IX) ebenfalls an einen Publikumsliebling aus dem Mühlviertel. – Die Rallye Cup 2000 Wertung holte sich Michael Franz vor Luca Pröglhöf und Oliver Apfelthaler (Honda Civic).

Den Saisonauftaktsieg in der Historische Rallye-Staatsmeisterschaft holte der Steirer Gert Göberndorfer ((Opel Ascona B) vor Lukas Schindelegger (Ford Escort S2000) und Mario Klopf (Ford Escort RS2000). - Im Historischen Rallye Cup triumphierte Günther Königseder (Lancia) vor Horst Stürmer und Markus Ossberger (beide Audi).

Last but not least holte im bei der Jännerrallye und bei der tschechischen Rallye Krumlov im Frühjahr ausgetragenen Regionalen Rallye Cup (RRC) Skoda-R5-Pilot Simon Wagner vor Martin Fischerlehner und Ernst Haneder den Sieg.

Punktestände in der Rallye-Staatsmeisterschaft nach der Jännerrallye:
ORM: 1. Hermann Neubauer 25 Punkte, 2. Simon Wagner 19, 3. Michael Lengauer 15, 4. Günther Knobloch 14, 5. Martin Fischerlehner 11 Punkte.
ORM-2WD: 1. Michael Franz 28 Punkte, 2. Luca Pröglhöf 18, 3. Manuel Kurz 15 Punkte
ORM Junior: 1. Luca Pröglhöf 25 Punkte, 2. Manuel Kurz 18.
HRM: 1. Gert Göberndorfer 28 Punkte, 2. Lukas Schindelegger 18, 3. Mario Klopf 16 Punkte

Nächster Staatsmeisterschaftslauf: 27./28. März Rebenland-Rallye in Leutschach

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