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Kfz-Leasing: Diesel-Problematik VW e-Golf 2017

Leasing-News

Soll man angesichts der Abgas-Skandale noch ein Dieselfahrzeug leasen? Taugen Hybrid- und Elektroautos als Alternative? Wir geben Antworten.

Text: Georg Koman
Fotos: Erste Bank, Porsche Bank, VW

Österreich ist ein Leasing-Land – der Anteil an geleasten Autos beträgt insgesamt fast 40 Prozent, bei Unternehmern sind es sogar mehr als 51 Prozent. Besonders beliebt sind das Operating-Leasing und das Restwert-Leasing.

Operating-Leasing ist vor allem ein Thema für Firmen und Selbstständige. Hier kann man die Leasingraten 1:1 als Betriebsausgabe geltend machen, weil es rein auf die Nutzung abzielt und dabei nach außen kein Restwert kommuniziert wird.

Im Hintergrund gibt es den Restwert sehr wohl, aber er muss den Kunden nicht interessieren, weil das sogenannte Verwertungsrisiko allein bei der Leasingfirma liegt. Ein großer Vorteil, falls sich innerhalb der Leasing-Periode ein signifikanter Wertverlust ergeben sollte. Etwa, weil ein Diesel-Skandal die Auto-Welt erschüttert hat, oder weil es sich um ein Elektrofahrzeug handelt und inzwischen ein Modell mit weit höherer Batteriekapazität zum fast gleichen Preis auf den Markt gebracht wurde.

Klassisches Restwert-Leasing wird hingegen vor allem von Privatkunden gewählt. Hier wird der Restwert offengelegt, ebenso leistet man zu Beginn eine Depotzahlung. Diese beträgt üblicherweise 30 Prozent des Fahrzeugpreises und wird zur Senkung der monatlichen Raten aufgezehrt. Beim Restwert-Leasing wäre man voll betroffen, würde der Wiederverkauf aufgrund der erwähnten äußeren Umstände spürbar erschwert. Hier schützt die Restwert-Garantie, die manche Autohersteller-eigene Leasing-Firmen anbieten. Aber vorsicht: Sie ist kein Freibrief dafür, das Auto rundum verschrammt zurückzugeben.

Elektroautos sind derzeit aufgrund der von Fiskus und Auto-Importeuren gemeinsam aufgestellten Prämie von bis zu 4300 Euro besonders interessant, deren Restwert ist aber weitgehend unabsehbar und wird daher meist niedriger angesetzt als bei Autos mit klassischem Verbrennungsmotor.

Michael Osinger (Bild links), Leasing-Experte bei der Erste Bank, hält Leasing im Bereich der Elektro-Fahrzeuge daher für alternativlos: „Das Mittel der Wahl ist hier zweifellos Operating-Leasing, auch für Private. Ansonsten trägt der Kunde nämlich das Restwertrisiko, das durch die schnelle Weiterentwicklung der (Batterie-)Technologie bei E-Mobilen für die Zukunft schwer abschätzbar ist.“

Sind Elektro-Fahrzeuge beim Leasing daher zusehends gefragt? Jein. Hannes Maurer, Vorstand der Porsche Bank: „Ein Außendienstmitarbeiter der 60.000 km im Jahr fährt, wird derzeit mit einem Elektroauto seiner Arbeit nicht effizient nachgehen können. Derzeit finden wir E-Fahrzeuge vorwiegend als Poolfahrzeuge in Firmenfuhrparks.“

Die Elektrofahrzeug-Förderung ist dabei natürlich ein Thema. Maurer (Bild links) erläutert: „Die Förderung ist abhängig vom Zulassungsbesitzer. Ist dieser eine Privatperson, steht ihm eine Förderung in Höhe von 4300 Euro zu. Der Förderanteil des Importeurs (1800 Euro) wird sofort bei Vertragsabschluss in Abzug gebracht und reduziert den Fahrzeugpreis und somit auch das Leasingentgelt. Der Anteil des Bundes (2500 Euro) muss vom Leasingnehmer zunächst in Form einer Eigenleistung in den Leasingvertrag eingebracht werden. Nach Zulassung des e-Autos beantragt der Kunde selbst die Rückerstattung des Bundesanteils.“

Wem die Zeit für ein Elektroauto noch nicht reif erscheint, der könnte in der wachsenden Zahl an Hybriden und Plug-in-Hybriden (größere Elektro-Reichweite, externe Lade-Möglichkeit) eine Alternative finden. Was sagen die Leasing-Experten dazu? Michael Osinger: „Obwohl das Thema durchaus diskutiert wird, werden nach wie vor Dieselfahrzeuge angeschafft. „Hybridmodelle werden vor allem im höherpreisigen Segment – BMW 5er aufwärts – nachgefragt. Man demonstriert damit eher, dass man Geld hat, als dass man es sparen will.“ Vor allem Plug-in-Hybride würden zwar eine sensationell niedrige NoVA von oft sogar null Prozent aufweisen, absolut gesehen seien sie aber noch immer teuer.

Dieselfahrzeuge sind im Leasingbereich also wie gehabt das Gebot der Stunde, Abgas-Skandalen und angedrohten City-Fahrverboten zum Trotz. Dass deren Restwerte unter Druck geraten seien, kann Porsche-Bank-Chef Hannes Maurer nicht bestätigen: „Zwar werde von Flottenmanagern zunehmend nach Benziner-Alternativen gefragt, „letztlich entscheiden aber die TCO (Total Cost of Ownership, also Gesamtkosten) über die Fahrzeugwahl.“

Was Privatkunden angeht, beobachtet Erste-Bank-Experte Michael Osinger sogar, dass Dieselfahrzeuge geordert würden, obwohl aufgrund der geringen Zahl an gefahrenen Kilometern ein Benziner-Modell wirtschaftlich sinnvoller wäre. Solche Kunden könnten künftig eher zu einem Benziner greifen. Zumal sie aufgrund der jüngsten Diesel-Diskussionen vielleicht seit Jahren erstmals wieder einen Benziner probefahren - und dabei bemerken, dass der sich aufgrund moderner Turbo-Technik ähnlich drehmomentstark wie ein Diesel fährt.

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