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NoVA-Erhöhung: Details und Reaktionen
pixabay / Redaktion

Deckelung rauf auf 80%, Befreiung für N1 fällt

Nun ging es also plötzlich ganz schnell: Die Autofahrer müssen herhalten, um zumindest einige der Corona-Löcher im Budget zu stopfen. Also wird stufenweise bis 2024 die NoVA erhöht. Das Problem: Die Kosten-Steigerungen werden vor allem "normale" Kunden und Firmen treffen. Besserverdiener haben hingegen erstklassige Ausweichmöglichkeiten.

Johannes Posch

Schnellschuss am Wochenende: Vizekanzler Werner Kogler und Umweltministerin ­Leonore Gewessler (beide Grüne), haben eine neue Ökosteuerreform durchgeboxt und sorgen somit im Jahr 2020 zum vierten Mal dafür, dass Autofahren in Österreich auf absehbare Zeit teurer und teurer wird. Konkret sieht der nun im Nationalrat eingebrachte Gesetzesentwurf vor, dass die NoVA erhöht sowie deren Deckelung erst auf 50 % und dann bis 2024 Jahr für Jahr um 10 % auf bis zu 80 % (!) angehoben wird. Zudem wird der Malusbetrag in diesem Zeitraum von 50 auf 80 Euro erhöht. Auch an CO2-Abzugsbetrag und Höchststeuersatz wird geschraubt. Hier eine gute Zusammenfassung von Maximilian Divischek, dem Experten hinter der Seite nova-rechner.at:

Stolz rechnet die Regierung somit vor, wie die "Stinker" (zitat Werner Kogler) somit ab 2021 teurer werden: beim BMW X4M, der heute rund 116.000 Euro kostet, ist 2024 dann mit 127.000 Euro die NoVA um stolze 11.200 Euro höher. Auch ein Range Rover Sport SVR, wohl quasi der Inbegriff des grünen Feindbilds auf der Straße und heute ca. 175.000 Euro teuer, wird noch ein gutes Stück unerreichbarer: seine NoVA steigt von 38.296 auf 67.202 Euro. Sein Preis damit auf 204.000 Euro.

Der Haken: Nicht nur wirklich teure und starke Autos werden teurer, sondern auch die für Otto-Normal-Österreicher/innen. Für einen Skoda Octavia 110 Combi Business etwa steigt sie von erträglichen 235 auf schwer zu schluckende 1.113 Euro. Selbst ein sparsamer Golf 85 Life wird teurer: Seine NoVA steigt von heute 0 auf 140 Euro.

Wirklich weh tun werden die Pläne der Regierung aber Familien und Firmen. Ein Beispiel für die Mehrbelastung von Familien ist der VW Sharan 1.4 TSI: Derzeit liegt seine NoVA bei 3.344 Euro. 2021 sind es dann 3.628 und 2024 schließlich 6.560 Euro! Fast doppelt so viel also.

Firmen hingegen wird hart treffen, dass die NoVA-Befreiung für N1-Fahrzeuge fällt. Also für Pickups und Klein-LKW wird künftig auch eine NoVA fällig. Spitzzüngig könnte man also sagen, dass alle Dodge RAM-Händler sich jetzt schon mal überlegen können, was sie ab Sommer 2021 beruflich so machen wollen. 400 PS starke US-Pickups einführen und verkaufen wird es wohl nicht mehr sein.

Konventionelle Verbrenner - egal ob in normalen Autos oder Nutzfahrzeugen - werden also empfindlich teurer. Behelfen kann man sich ganz einfach dadurch, Plug-in Hybride zu kaufen. Eine Bewegung, die fast alle Hersteller aktuell ja bereits durch immer neue, ansteckbare Teilzeitstromer auch unterstützen. Der Haken: Zumindest aktuell sind diese in der Regel noch deutlich teurer als konventionelle Autos - NoVA hin oder her. Aber zumindest der durchschnittliche Porsche Cayenne-Käufer wird sich in den nächsten Jahren also kaum auf große Preiserhöhungen einstellen müssen. Immerhin erreicht auch der 462 PS starke Cayenne E-Hybrid zumindest in den Testzyklen echte Fabelwerte beim Verbrauch (3,1 L/100km), womit auch die NoVA angenehm niedrig ist und bleibt.

Wenig überraschend ist somit natürlich, dass Autofahrerclubs und Importeursvertretungen bereits eifrig Sturm laufen gegen die neuen Bestimmungen.

Vom ARBÖ-Generalsekretär KommR Mag. Gerald Kumnig etwa ist zu hören: „Das, was hier jetzt abermals geplant ist, ist nichts anderes als Abzocke der Pkw-Besitzer. Ständig werden neue Steuererhöhungen angekündigt und umgesetzt. Das neue Hobby der Bundesregierung ist scheinbar, dass einmal pro Quartal die Pkw-Steuerschraube kräftig angezogen wird. Damit muss nun mal Schluss sein!“

ÖAMTC-Verkehrswirtschaftsexperte Martin Grasslober wiederum kritisiert: "Unverständlich ist, dass nicht einmal abgewartet wurde, welchen Effekt die erst kürzlich in Kraft getretenen Änderungen im Steuersystem überhaupt haben (...) Offenbar geht es weniger um den Klimaschutz, sondern mehr um die schnelle Steuererhöhung."

Und auch Günther Kerle, Sprecher der österreichischen Automobilimporteure ist erbost: „Die Automobilwirtschaft bekennt sich zu den Klimazielen und befürwortet eine Ökologisierung des Steuersystems. Wir sprechen uns für sinnvolle, realistisch umsetzbare und sozial- als auch wirtschaftsverträgliche Maßnahmen aus. Was jetzt allerdings passiert, ist der Versuch, Steuererhöhungen zu einem überraschenden Zeitpunkt inmitten des Lockdowns, ohne Begutachtung und ohne Einbindung der Automobilwirtschaft durchzubringen. Wir erkennen in dem nun vorliegenden Antrag auch keine wie bisher immer angekündigte Spreizung der NoVA nach ökologischen Gesichtspunkten, sondern nach Erstanalyse eine de facto Steuererhöhung quer über alle Fahrzeugklassen.“

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