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Lamborghini: Nach dem Plug-in nun das Elektroauto

Auf den Bildern sieht der Lanzador so "ready" aus, man fragt sich sofort: Wann kommt er? Die Antwort der Italiener ernüchtert, denn erst ab 2028 soll das als Ultra GT bezeichnete, 1,5 Meter hohe E-Fahrzeug produziert werden.

Mag. Severin Karl

Warum wir bereits im Vorspann die Höhe erwähnen: Wir wollen das neue E-Auto aus dem Hause Lamborghini ja einordnen können. Bei den Sportwagen sind wir Höhen von 1,60 Meter gewohnt, der aufgebockte Huracán Sterrato liegt bei 1,25 Meter und das riesige SUV Urus (5,11 Meter Länge!) streckt sich bis auf 1,64 Meter in den Himmel. Nun also Lanzador, ein Konzeptfahrzeug, das als Ultra GT bezeichnet wird und schon sehr sportlich aussieht, aber auch gewisse Crossover-Züge trägt. Höhe laut Lamborghini: 1,50 Meter.

Vollelektrisches Reisen

Das Wichtige bei diesem italienischen Reisewagen ist aber gar nicht das Karosseriekonzept, sondern die Antriebsform. Mit einem Blick in die Zukunft zeigt die Marke das erste Elektrofahrzeug, ein waschechtes BEV also, während der kürzlich gezeigt Revuelto ja ein Plug-in-Hybrid (PHEV) darstellt.

Spannend: Wir haben die Pressemeldung von Lamborghini genau gelesen. Einmal wird Akku erwähnt: "Die Energie liefert ein Hochleistungsakku einer neuen Generation, der auch für eine hohe Reichweite sorgt." Und zwei Mal kommt das Wort Batterie vor: "Die aktive Aerodynamik spielt bei batterieelektrischen Fahrzeugen eine noch größere Rolle als bei bisherigen Supersportwagen." sowie "Durch aktive Aerodynamik kann die Reichweite pro Batterieladung erhöht und gleichzeitig die Leistung verbessert werden." Konkrete Angaben dazu werden aber nicht geliefert, bis zum geplanten Produktionsstart – bis 2028 werden noch viele Stiere über die Weide rennen bzw. in den Arenen getötet werden – möchte man sich scheinbar noch nicht allzusehr festlegen. Ein Detail wird dann doch avisiert, wenn von "einer Spitzenleistung von über einem Megawatt" geschrieben wird. Kurz versichert: Ja, ein Megawatt sind 1.360 PS – bei Autos dieser Art vertraut man nach wie vor den wilden Pferdchen als Referenzwert. Zu den wenigen Zahlen, die tasächlich konkret genannt werden, zählt die größe der Räder: 23 Zoll. Sechseckige Elemente mit Aeroblades sollen dort Verwirbelungen minimieren.

Ah ja, auch das könnte man als bekannte Zahl werten: Der Lanzador wird zwei Elektromotoren mit sich führen, wie bereits von anderen Dual-Motor-Elektroautos bekannt, nennt auch Lamborghini "die präzise Drehmomentverteilung für mehr Fahrdynamik" als Vorteil. Heißt nicht zuletzt: Es gibt Allradantrieb und reichlich Grip. Auch echtes Torque Vectoring ist (zumindest an der Hinterachse) möglich.

Top-Fahrdynamik durch neue Entwicklungen

Rouven Mohr, Chief Technical Officer von Lamborghini, verspricht, dass es auch bei dem BEV keine Kompromisse in Bezug auf Kraft, Fahrspaß und Leistung geben wird. Mehr noch: Es soll ein neuartiges Fahrerlebnis geboten werden, bei dem die integrierte Fahrdynamikregelung auf ein völlig neues Niveau gehoben wird. Am Sportlenkrad kann man das Auto zuspitzen, wie es einem je nach Fahrsituation beliebt. Eine Vielzahl an Sensoren und Aktuatoren – eindeutig mehr als bisher – liefert Input, den ein Regelalgorithmus, der die Komponenten steuert, verarbeitet. So sollen viel feinere Nuancen erlebbar sein.

„Die Kombination dieser Systeme hebt das Fahrverhalten des Lanzador auf ein neues Niveau im Vergleich zu einem Supersportwagen mit Verbrennungsmotor: Es ist ein elektrischer, superintelligenter Ultra GT“, sagt Mohr. Mit den neu entwickelten und hochintegrierten Fahrmodi, einschließlich der aktiven Steuerung, steigert Lamborghini den Fahrspaß und die Leistung und verbessert die Sicherheit und das Feedback für den Piloten. Ich bin mir sicher, dass wir mit dem Lanzador und der darin enthaltenen Technologie treue, aber auch technikbegeisterte Kunden davon überzeugen werden, dass die neue Generation von Lamborghini-Fahrzeugen ein neues Kapitel in Sachen Technologie, Performance, Digitalisierung und Fahrdynamik aufschlagen wird.“

Neue Wege, neue Mitarbeiter

Von Raumschiffen hat sich Mitja Borkert, Designchef des Centro Stile, beim Entwurf des Lanzador inspirieren lassen. Ein Supersportwagen stand bei dem Designexperiment aber am Anfang des Prozesses. Dieser wurde dann sozusagen angehoben und abgespaced. Zufällig ist bei so einem Gefährt natürlich nichts an seinem Platz: "Die integrierten, modernsten aerodynamischen Merkmale lassen sich je nach Fahrsituation bewegen und arbeiten integrativ wie bei einem Supersportwagen" heißt es bei Lamborghini über die unteren Teile des Fahrzeugs mit einem "intelligenten aerodynamischen Ansatz".

Was ihr auf den Bilder seht, ist ein 2+2-Sitzer, der als Lifestyle-Sportler gedacht ist. Soll heißen: Die hinteren Sitze können sich klein machen und Platz für allerlei Sportgerät freimachen. Ziemlich spacig ist zudem die große, schwebende Y-Form der Konsole in der Mitte. Darunter sieht man Platz für Ablagen. „Für mich ist der Lamborghini Lanzador unser bisher visionärstes und futuristischste Konzeptfahrzeug, das zudem atemberaubend aussieht und eine neue Art von Schönheit und Ästhetik bietet. Die Proportionen sind völlig neu und haben das Potenzial, ein neues Automobilsegment zu schaffen“, sagt Borkert dazu.

Natürlich meinen auch die Italiener, ihre Hausaufgaben zum Thema Nachhaltigkeit gemacht zu haben und sprechen von recyceltem Nylon für den farbigen Faden im Cockpit und 3D-gedruckten recycelten Fasern bei weiteren, nicht sichtbaren Kunststoffen. Beim nachhaltig gegerbten Leder übergeben wir das Wort kurz an Lamborghini: "Nachhaltig gegerbtes Leder ist Leder, das mit speziellem Wasser auf besonders umweltfreundliche Weise gegerbt wird. Das Wasser stammt aus der Olivenölproduktion und muss wegen seines hohen Säuregehalts und seiner antimikrobiellen und phytotoxischen Wirkung in Kläranlagen behandelt werden. Dieses Restwasser aus der Olivenölproduktion kann aber auch von Chemikalienherstellern für die Produktion von Gerbstoffen wiederverwendet werden: Der Gerbprozess nutzt eine Synergie 'Made in Italy' mit der Produktion von italienischem Olivenöl."

Auch beim teuren Werkstoff Carbon werden mit regeneriertem Carbon neue Wege gegangen. Hier wird zwischen der ästhetischen Schicht, also die, die man sieht, und der strukturellen Sicht unterschieden. "Für die ästhetische Schicht werden derzeit verschiedene Fasern entwickelt, darunter auch einige Naturfasern, die mit Carbon verwoben werden. Dadurch bleiben die technischen Eigenschaften von Carbon erhalten, während gleichzeitig die Verwendung von Carbonfasern reduziert wird", so die Markeninfo. Innen wird an Kernmaterialien wie Carbon gearbeitet, es soll aus einer Matte aus recyceltem Kohlenstoff bestehen, oder alternativ aus einem Schaum aus recyceltem PET.

Nur zur Info: Auf dem Weg in die (elektrische) Zukunft erweitert Lamborghini seinen Standort und wird bald – kein Zeitrahmen genannt – zusätzliche Mitarbeitet aufnehmen.

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