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Die Superniere

Der größte BMW muss auch die größte Niere haben. Der X7 ist 5,15 m lang und 2,4 Tonnen schwer. Wir testen, was das Luxus-SUV draufhat.

Text und Fotos: Johannes Toth

Wer kennt den Film „Das Superhirn“ mit David Niven aus dem Jahr 1969? Der gleichermaßen kriminelle wie höchst intelligente Protagonist leidet unter seinem schweren Gehirn und läuft immer Gefahr sich zu verraten, wenn sein Kopf zur Seite kippt. So gesehen, müssten die neuen BMW-Modelle alle nach vorne kippen. Denn die Nieren scheinen im Moment überproportional zu wachsen.

Doch es wachsen nicht nur die Nieren, sondern auch die bayrischen Autos dahinter. Auf der einen Seite sprechen wir beim BMW X7 von einem Fahrzeug, das sowohl länger als auch breiter ist als ein aktueller VW-Bus. Er entspricht von den Dimensionen her also eher einem Kleintransporter. Auf der anderen Seite handelt es sich um ein SUV der Luxusklasse und somit liegen die Schwerpunkte definitiv in einem diametral entgegen gesetzten Bereich.

Trotzdem. Die Proportionen sind elegant und stimmig – aber: je näher man kommt, desto größer wird er. Und dieses Raumgefühl setzt sich innen fort. Da finden wir serienmäßig drei Sitzreihen für 7 Personen. Die bequemere Variante ist jedoch, die mittlere Reihe statt mit Sitzbank optional mit zwei Komfort-Einzelsitzen zu bestellen. Dann finden allerdings nur noch sechs Passagiere Platz und die mittleren Sitze sind nicht komplett umlegbar.

Der Zugang in die letzte Reihe wird durch sich elektrisch neigende und nach vorne fahrende mittlere Sitze erleichtert. Das Sitzvergnügen ist dort für Zweimeter-Menschen zwar enden wollend, aber für Normalgewachsene durchaus zumutbar.

Alle freudig interessierten Schwiegermütter, die jetzt an eine Urlaubsreise zu sechst mit Hund denken, müssen wir an dieser Stelle leider enttäuschen. Bei aufgestellter dritter Sitzreihe bleiben nur mäßige 326 Liter Kofferraumvolumen. Des weiteren ist die Hutablage über dem kleinen Kofferraum zwar sehr massiv, aber seitlich nicht ganz abschließend und somit nicht blickdicht.

Der Umbau in einen Viersitzer mit 730 Liter Platz für Gepäck, Modellflugzeuge und anderes gestaltet sich – abgesehen von der fudelig zu verstauenden Hutablage – luxuriös einfach. Sämtliche Sitze sind elektrisch zu verstellen, jene der Reihe drei auch elektrisch zu verstauen.

Alles was man braucht, ist ein bisschen Geduld. Weil zuerst Kopfstützen weggekippt und eventuell noch ein anderes Lederfauteuil verschoben werden muss, um Platz für den dahinterliegenden Sitz zu machen. Dann erst wird um- und weggeklappt.

Wer das Auto zum gewerbsmäßigen Übersiedeln verwenden möchte: 2.120 Liter Laderaum (beim Siebensitzer) und 830 kg Zuladung machen einiges möglich. Und nein, man benötigt keinen LKW-Führerschein. Das zulässige Gesamtgewicht beträgt nur 3.155 kg.

Die zweite Sitzreihe erfreut sich unter anderem an einem Entertainmentsystem mit zwei voneinander unabhängigen Screens für TV, DVD, Navigation und Sound. USB-Anschlüsse ermöglichen die gleichzeitige Ausgabe eines Musikstückes über die Lautsprecher und das Hören eines anderen via Kopfhörer.

Nach dem vielen Entertainment kann man schon mal etwas schlaff werden. Die zweite Sitzreihe wird weit nach hinten gekippt und der durch elektrische Beschattungssysteme verdunkelter Fahrgastraum sowie die kuschelweichen Velour-Kopfpolster auf den Kopfstützen erleichtern das Einschlummern.

Dafür, dass die Gäste gut ankommen und der Fahrer nicht müde wird, sorgen zahlreiche Assistenz- und Sicherheitsfeatures. Bei zu forsch angefahrenen Nachrang- und Stop-Tafeln warnt ein rotes Symbol am Armaturenbrett plus Signalton. Der adaptive Tempomat unterstützt zum Beispiel bei stockendem Autobahn Verkehr perfekt. Bremst, beschleunigt, hält an und fährt bei kurzer Pause auch wieder weiter. Wenn der Stillstand zu lange gedauert hat und der X7 merkt, das der Vordermann weiterfährt, startet er den Motor und macht mit einem „Pling“ darauf aufmerksam.

Die superweiche Luftfederung mit kamerabasierter Vorausschau verhilft der Sänfte zum Dahinschweben und lässt sich zum Beladen absenken. Leider hat diese Funktion bei unserem Testfahrzeug nicht immer wunschgemäß gearbeitet. Die vielfach verstellbaren Sitze mit Heiz-, Lüftungs- und Massage-Funktion sehen mit der Absteppung wunderschön aus und geben das Gefühl, am Sofa unterwegs zu sein.

Wir lernen: man wohnt sehr angenehm in einem BMW X7. Bedauerlicherweise wird jedoch seine Anschaffung offiziell noch nicht als Neuschaffung von Wohnraum gesehen. Somit gibt es keine Wohnbauförderung. Wiewohl unser X7 xDrive 40i mit einem Basispreis von 104.150 Euro sogar billiger ist als eine Garconniere.

Unser Wagen war unter anderem zusätzlich verfeinert mit M-Sport-, Innovations-, Wärme-, First Class Paket, aktivem Komfort-Fahrwerk und 22-Zoll-Rädern. Auf nix davon würden wir verzichten wollen, – außer eventuell auf das Ambiente Air Paket mit den beiden Duftkartuschen um 295 Euro. Womit der Gesamtpreis um den Gegenwert eines Zweitwagens auf 139.132 gestiegen ist. Aber eine Garconniere ist auch leer, wenn man sie kauft.

Das Mädel vom Navigationssystem kann gut zuhören, – will heißen: verfügt über eine ausgezeichnete Spracherkennung, die ganze Sätze versteht. Sie gibt sich gesprächig und abwechslungsreich. Sie quittiert unsere Eingabe mit „Perfekt!“ oder „Alles klar.“ Und ergänzt: „Unser nächstes Ziel ist Salzburg. Die Reisedauer beträgt zwei Stunden und 10 Minuten.“

Als Antrieb des 40i dient ein Dreiliter Sechszylinder Benziner, der leiser schnurrt als ein Kätzchen. An diese Laufruhe und Geräuscharmut kommt kein Dieselaggregat heran. Beim Halt an der Raststation gehen nach flotter Fahrt die Kiemenöffnungen in den Nieren elektrisch auf und der Lüfter des Kühlers ist mit seinen Geräuschen lauter als der Motor.

Für standesgemäßes Weiterkommen sorgen 340 PS und 450 Nm, die mit den 2,4 Tonnen Eigengewicht keine wirkliche Mühe haben. Saft zur Beschleunigung ist in jedem Geschwindigkeitsbereich immer genug vorhanden. In beachtlichen 6,1 Sekunden geht es auf 100 km/h und die Spitze liegt bei 245.

Der Verbrauch wird von BMW mit durchschnittlich 8,7 Liter auf 100 km angegeben wird. Das ist speziell bei diesem Fahrzeug sehr von der Fahrweise und den gefahrenen Geschwindigkeiten abhängig. Besonders auf Grund des hohen Aufbaus und der großen Masse, die erst einmal in Bewegung gesetzt werden muss. In unserem Test ergab sich ein Schnitt von 11,8 Litern.

Plus
+ Luxus auf hohem Niveau
+ Spracherkennungssoftware funktioniert perfekt
+ ausgezeichnete Verarbeitung
+ auch in der dritten Sitzreihe ausreichend Platz

Minus
- zum Handy-Laden gibt es nur USB-C-Steckdosen, - die dafür aber in jeder Sitzreihe
- die Schiebedachöffnung ist im Verhältnis zur Glasdachgröße sehr klein
- in öffentlichen Garagen wird es eng

Resümee
Der BMW X7 ist in erster Linie nicht für den europäischen Markt gedacht. Dazu ist er in jeder Hinsicht zu mächtig. Für Menschen, die nach hohem Prestige streben und genug Platz in der oder den Garagen haben, gibt es jedoch ab sofort eine neue Option.

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