BMW R 1200 GS - im Test | 16.06.2004
Stärker, schneller, leichter
Nicht ohne Grund zählte die BMW R 1150 GS zu den Bestsellern. Jetzt ist die R 1200 GS da, stärker, schneller, leichter, aber ist sie auch besser?
mid/ww
Gut, besser, GS: Auf diesen simplen Nenner brachte es bislang die Motorradwelt, wenn es darum ging, das ultimative Allround-Bike zu küren. Die BMW R 1150 GS war nicht ohne Grund jahrelang eines der meistverkauften Motorräder. Und jetzt ist die R 1200 GS da. Sie ist stärker, schneller und leichter, aber ist sie auch besser?
Da die Vorgängerin schon kein lahmer Gaul war, überrascht es nicht, dass die auf 72 kW/98 PS erstarkte und um über 25 Kilogramm auf 225 Kilogramm erleichterte Neue deutlich flotter vorankommt. Den Spurt auf Tempo 100 schafft sie in gerade mal 3,3 Sekunden.
Zum Vergleichen und Staunen: Die Kawasaki ZX-10R mit 126 kW/172 PS und einem Gewicht von 196 Kilogramm braucht 3,2 Sekunden. Als Höchstgeschwindigkeit der BMW sind 208 km/h angegeben. Die sechs gut abgestimmten Gänge lassen sich endlich auch in kaltem Zustand präzise schalten. Dank des von 95 Nm auf 115 Nm gesteigerten maximalen Drehmoments zieht die Bayern-Enduro in so ziemlich allen Lebenslagen sehr gut.
Ideales Terrain für die BMW sind nach wie vor die kleinen, verwinkelten Straßen, die gerne eine nicht ganz perfekt asphaltierte Oberfläche aufweisen dürfen. Da besteht Gefahr, dass der GS-Pilot in völlige Verzückung gerät, denn Motor, Lenkung, Fahrwerk und Bremsen sind so harmonisch aufeinander abgestimmt, dass man sich wünscht, es möge immer so weitergehen und Kurve auf Kurve folgen.
Wenn es dann doch mal in unwegsames Gelände gehen soll, zeigt das neue WAD-System (wegabhängige Dämpfung), was es kann: Die Federung schlägt kaum noch durch, die Offroad-Tauglichkeit dürfte eher den Menschen als die Maschine an ihre Grenzen bringen.
Müssen mal schnell viele Kilometer abgespult werden, ist dies mit der R 1200 GS ebenfalls Freude pur. Die kleine Verkleidung mit der schnell und ohne Werkzeug zu verstellenden Scheibe erweist sich als passabler Wind- und Wetterschutz. Der Zweizylinder nervt auch bei höheren Drehzahlen nicht mit lästigen Vibrationen, und auf der gut gepolsterten bequemen Sitzbank lässt es sich lange aushalten.
Und es ist Genuss ohne Reue: Im Schnitt ermittelten wir einen Verbrauch von 5,4 Litern Superbenzin auf 100 Kilometer, übrigens knapp ein Liter weniger als bei der Vorgängerin.
Rund ums Tanken gibt es dann den einzigen Kritikpunkt anzumerken: Der enge Einfüllstutzen erfordert viel Gefühl beim Befüllen, damit nichts daneben geht. Und die Tankanzeige signalisiert über eine Distanz von rund 140 Kilometern ein volles 20-Liter-Spritfass, um dann urplötzlich nur noch halbe Füllung zu melden und wiederum überraschend schnell zum Nachfüllen zu mahnen. Das war es dann aber auch schon an Kritik.
14.150,- Euro kostet die BMW R 1200 GS als Basismodell, dazu kann man beispielsweise noch Integral-ABS, Heizgriffe, Kofferhalter und Koffer ordern. Was sich dann schon auf einen stolzen Betrag summiert. Aber wer die Neue gefahren hat, ist überzeugt: Auch wenn die R 1200 GS jetzt weniger Masse fürs Geld bietet, sie ist jeden Euro wert.
Teststeno BMW R 1200 GS:
Luft-/ölgekühlter Zweizylinder-Viertaktmotor, 1 170 ccm Hubraum, 72 kW/98 PS Leistung bei 7 000 U/min, maximales Drehmoment 115 Nm bei 5500 U/min, vier Ventile pro Zylinder, geregelter Katalysator, Einspritzung, Sechsganggetriebe, Sitzhöhe 84 Zentimeter, Leergewicht 225 Kilogramm, Zuladung 200 Kilogramm, Tankinhalt 20 Liter, Verbrauch 5,4 Liter Super auf 100 Kilometer, Preis 14.150,- Euro.