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Sésame öffnet sich

Der Peugeot 1007 setzt mutige Ideen gekonnt um und ist trotz extravagantem Design und spielerischen Elementen ein ernsthaftes Vollwertauto.

Manfred Wolf

  • Hier finden Sie zahlreiche Fotos des Peugeot 1007!

    Es sind diese Schiebetüren. Großes Kino, wenn es per Knopfdruck riesige, fast einen Meter breite Löcher links und rechts in den 1007er reißt, das Publikum starrt gebannt und wartet auf weitere Kunststücke – man enttäuscht es nur ungern und zeigt hintere Sitze, die sich um stattliche 23 Zentimeter längs verstellen lassen, einen klappbaren Beifahrersitz, der den Nutzwert dieses Kleinwagens noch einmal entscheidend erhöht.

    Oder das „Caméléo“ genannte, innovative Konzept, mit dem du den Innenraum mittels zwölf unterschiedlicher Dekorsätze je nach Lust und Laune stylen kannst. Vor zuviel jugendlichem Übermut bewahren solide Motorisierungen (wahlweise mit praktischem „2-Tronic-Getriebe“) und ein EuroNCAP-Crashtestergebnis, das manche Mittelklasselimousine vor Ehrfurcht erstarren lässt.

    Peugeot hat schon gewusst, warum es so schnell gehen sollte: Nur zwei Jahre vergingen von der Präsentation des Concept-Cars „Sésame“ auf dem Pariser Automobilsalon, bis ebendort der 1007 als Serienfahrzeug seine Premiere feiern konnte. Schließlich hält das Kleinwagensegment, an dessen oberen Ende der jüngste Peugeot-Sprössling spielen wird, stolze 35 Prozent Gesamtmarktanteil in Europa.

    Und mit dem kommenden 107 (wir merken uns den (Größen-)Unterschied zum 1007 mit dem Fehlen einer Null), der Ende 2005/Anfang 2006 den Weg nach Österreich finden wird und dem altbewährten 206 hat Peugeot dann ein überkomplettes Aufgebot im Stall stehen, das in diesem so hart umkämpften Segment alle Kundenwünsche abdecken kann.

    Doch zurück zum Eintausendsieben, dem die Doppelnull in der Mitte angedeiht, weil Peugeot einerseits zwischen 206 und 907 bald die Zahlenkombinationen ausgehen und weil der französische Hersteller andererseits der Meinung ist, dass es sich beim 1007 um ein Nischenfahrzeug handelt.

    Doch wie lange ist eine Nische eine Nische? Es gibt immer mehr praktische Stadtflitzer, die immer geräumiger werden und damit durchaus für mehr als nur den Wochenendeinkauf taugen… In dieser Nische stellt der 1007 mit seinem innovativen Schiebetürenkonzept zweifellos eine Besonderheit dar, eine gelungene noch dazu – auch, wenn er nur ein Viersitzer ist.

    Aber Hand aufs Herz: Wie oft haben sie schon einen auf allen Plätzen besetzten Honda Jazz gesehen? Der Vergleich mit dem Jazz drängt sich sowieso irgendwie auf, da gibt es ähnliche Talente. Mit dem Unterschied, dass der Peugeot eigentlich noch variabler ist, bei kompakteren Außenabmessungen.

    So können die hinteren Einzelsitze, wie eingangs schon erwähnt, um 23 Zentimeter längs verschoben werden. Dazu lassen sich die Lehnen in zwei verschiedenen Positionen arretieren, oder in eine „Tisch-Position“ vorklappen. Zu guter Letzt kann das zusammengefaltete Gestühl spielend leicht – weil hydraulikunterstützt – hochkant nach vor gekippt werden. In Kombination mit der serienmäßig klappbaren Lehne des Beifahrersitzes ergeben sich unzählige Möglichkeiten der Beladung, das Ladevolumen schwankt dabei zwischen 178 und 1192 Litern.

    Ganz schön viel Platz also. Doch irgendwie ahnt man das bereits beim Einsteigen. Mittels hoch und längs verstellbarem Lenkrad sowie durch den höhenverstellbaren Fahrersitz findet sich schnell eine bequeme Sitzposition, das Raumgefühl ist luftig. Einzig die Seitenverkleidung in der Türe bietet weder den elektrischen Fensterhebern Platz (die daher in die Mittelkonsole wandern mussten, dort aber wenigstens griffgünstig angebracht sind), noch findet unser Ellbogen eine Auflagefläche.

    Diese Mankos sind klarerweise konstruktionsbedingt nicht zu verhindern gewesen und ein Tribut an die Konzeption als Schiebetüren-Fahrzeug. Die Vorteile der Schiebetüren machen diese kleinen Nachteile allerdings locker wett. Von der Show einmal abgesehen (die immerhin das Kind im Manne zufrieden stellt) ist es zuallererst einmal die Bequemlichkeit in engen Parklücken.

    Vorbei die Zeiten, in denen du um den Lack an der Türe anderer Fahrzeuge mehr bemüht sein musstest, als um die Sauberkeit deiner Hosen und Jacken. So schmal kann der Parkplatz gar nicht sein, dass es mit dem Aus- und Einsteigen nicht reibungslos klappt. Die Schiebetüren benötigen beim Öffnen schließlich nur einen zusätzlichen Zentimeter, gemessen an der Breite des 1007 an seinen Rückspiegel-Enden. Und dann ist da dieses irre Loch in der Seite, durch das man selbst als Großgewachsener unheimlich komfortablen in die bequemen Sitze gleitet.

    Wirklich pfiffig wird es dann, wenn der Zustieg nach hinten möglich wird, ohne einen Sitz umzuklappen. Ein Kind kann beispielsweise locker durchschlüpfen, dazu muss maximal einer der Vordersitze ein wenig nach vor gerückt werden. Und auch für erwachsene Mitfahrer geht es praktisch zu: Türe per Knopfdruck öffnen, Sitz per Einhandbedienung nach vorne klappen und schon ist das Entern der hinteren Plätze kein Problem.

    Vorne wie hinten regiert dunkelblauer Kunststoff, der recht wertig aussieht und sich auch gut anfühlt, da gibt es bei Peugeot ja sowieso schon länger keinen Grund zur Klage mehr. Erfreulich, dass es auch im Kleinwagensegment mittlerweile selbstverständlich ist, durchaus hübsche Innenräume zu gestalten. Einzige Schwierigkeit, die sich vielleicht auftun könnte: Es gibt keine Alternative zum blauen Interieur.

    Die Wiedergutmachung folgt umgehend und hört auf den vielsagenden Namen „Caméléo“. Das steht für zwölf unterschiedliche Dekorsätze, wobei sich jeder Kit aus 18 Teilen zusammensetzt, die farblich jeweils aufeinander abgestimmt sind. So können beispielsweise die Armaturentafelteppiche (ja, sie haben richtig gelesen, Teppiche im Armaturenbrett – vielleicht die Weiterentwicklung des berühmten Auto-Mini-Persers?), Zierblenden für Lüftungsdüsen, Türverkleidungen und sogar die Sitzbezüge getauscht werden. Kostet pro Kit 250,- Euro, funktioniert angeblich viel einfacher als Ostereier färben (Peugeot verspricht „Umbauzeiten“ im „do it yourself“-Verfahren unter 15 Minuten), passt aber das ganze Jahr über…

    Passend auch die Komfort- und die Sicherheitsaussstattung: In der Grundversion „1007 Urban“ fehlt lediglich die Klimaanlage und das Radio, in den Versionen „1007 Trendy“ und „1007 Sporty“ geht’s dann schon beinahe auf luxuriösem Mittelklasse-Niveau zur Sache.

    Die Sicherheitsausstattung ist schon beim Einstiegsmodell perfekt: ABS, ESP mit ASR, Notbremsassistent, verstellbare Kopfstützen und Dreipunkt-Sicherheitsgurte (vorne mit pyrotechnischen Gurtstraffern und Gurtkraftbegrenzern), ISOFIX-Kindersitzbefestigungssystem auf den hinteren Plätzen sowie sieben (!) Airbags, darunter ein Knie-Airbag, wie wir ihn aus dem 407 kennen. Dafür gab’s 36,1 von 37 Punkten im EuroNCAP-Crashtest, was gleichbedeutend mit fünf Sternen und der Bestwertung in der Kleinwagenklasse ist.

    Wer sich jetzt noch Sorgen macht, ob denn die Schiebetüren nach einem Crash problematischer zu handeln sind, als herkömmlich Türen, der sei beruhigt. Die französische Feuerwehr hat bereits getestet und war begeistert, die Schiebetüren lassen sich im Fall des Unfalls sogar leichter öffnen, als herkömmliche Türen.

    Mitverantwortlich für dieses tolle Crashverhalten ist sicherlich die Konzeption als Schiebetür-Fahrzeug. Die Karosserie musste besonders steif ausgelegt werden, sie ist sogar die steifste Rohkarosse in der gesamten Peugeot-Palette geworden. Das resultiert in ein relativ hohes Eigengewicht: Zwischen 1.140 und 1.216 Kilogramm wiegt der 1007, das sind immerhin 150 Kilo mehr, als ein durchschnittlicher Peugeot 206 auf die Waage bringt.

    Das Mehrgewicht ergibt sich allerdings nicht nur aus schwereren Türen (41 Kilo pro Stück!) und steiferer Karosserie, sondern auch aus zusätzlichem Dämmmaterial, das den 1007 auch bei hohem Autobahntempo flüsterleise dahingleiten lässt.

    Damit steht auch schon die beste Fortbewegungsart fest: Gleiten. Obwohl es natürlich schon darauf ankommt, mit welchem der vorerst drei angebotenen Motorvarianten das kleine Raumwunder ausgerüstet ist. Zwei Benziner und ein Diesel stehen zur Auswahl: Die beiden Benzintriebwerke verfügen über 1,4 bzw. 1,6 Liter Hubraum und leisten 73 bzw. 109 PS. Der kleine Selbstzünder hat 1,4 Liter Hubraum und bringt es auf 68 Pferdestärken.

    Aufgrund des hohen Gewichts kann des Österreichers liebste Motorisierung trotz 160 Newtonmeter Maximaldrehmoment nicht glänzen: Der 1007 wirkt mit ihm zäh, auf wirklich flottes Vorwärtskommen oder gar einen kurzen Zwischensprint an der Ampel muss eher verzichtet werden, ebenso auf das erste automatisierte Schaltgetriebe aus dem Hause Peugeot, das im 1007 seine Premiere feiert. Ebenfalls problematisch: Peugeot schenkt dem „Ausnahmefall“ Österreich in Sachen Bonus/Malus-Dieselbesteuerung keine Beachtung, der kleine HDi-Motor wird nicht mit Partikelfilter erhältlich sein…

    Viel besser gefällt das stärkste Mitglied aus dem Motoren-Trio. Mit dem 109 PS starken 1,6 Liter Benziner ist flottes Vorwärtskommen garantiert. Allerdings gibt es diesen Motor ausschließlich mit dem bereits angesprochenen, automatisierten Schaltgetriebe. Was aber kein Nachteil ist: Der Fahrer kann zwischen Vollautomatik- -und Halbautomatik-Modus wählen, heißt: Entweder schaltet die „2-Tronic“ komplett selbsttätig, oder die Gänge können sequentiell per Schalthebel (der griffgünstig sehr hoch in der Armaturenlandschaft integriert ist) oder mit den Schaltpaddles am Lenkrad gewählt werden.

    Das funktioniert Tipp-Topp – freilich geht es nicht so schnell wie mit DSG- oder SMG-Technik, doch die Schaltzeiten sind ansprechend kurz, beim Runterschalten erfreut uns die Elektronik wenn nötig sogar mit kurzen Zwischengasstößen. So ausgerüstet macht der „kleine große“ Peugeot selbst auf kurvigem Geläuf Spaß, übrigens ist auch der 1,4 Liter Benziner wahlweise mit der „2-Tronic“ erhältlich.

    Das Fahrwerk ist angenehm komfortabel, in schnell genommenen Kurven gibt’s im Gegenzug leichte Seitenneigung, trotzdem bleibt alles auf der leicht kontrollierbaren, sicheren Seite. Ähnliches gilt auch für Bremsen und Lenkung. Erstere sind bei gutem Pedalweg standfest und einfach zu dosieren, Letzere ist leichtgängig, ohne auf die nötige Rückmeldung bei flotter Fahrweise zu vergessen.

    Das Wichtigste zum Schluss: Ab Anfang Juni ist der Wonneproppen in Österreich zu haben, ab 14.950,- Euro (Urban 1,4) geht’s los, die preisliche Obergrenze stellt der Sporty 1,6 16V „2-Tronic“ um 19.300,- Euro dar.

    Erwachsener Preis, sagen Sie? Ist ja ein erwachsenes Auto, sagen wir – auch wenn man ihm das nicht ansieht. Und dementsprechend zweifeln wir nicht am Peugeot-Verkaufsziel für 2005: 1007 Stück 1007…

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