Ford Fiesta ST – im Test | 23.09.2005
Fahren & Tanken
Zwei Liter Hubraum, 110 kW/150 PS, 190 Newtonmeter Drehmoment. Doch Vorsicht! Wer jetzt denkt, die Kölner hätten dieses Triebwerk nur für den Fiesta ST ausgedacht, der irrt:
Der böse Kern des Pudels ist nämlich eigentlich für Familien und Geschäftsreisende gedacht, kein Scherz. Das Triebwerk wurde für den Ford Mondeo entwickelt und verrichtet in der Mittelklasselimousine mit fünf PS weniger ganz brav seinen Dienst.
Klingt jetzt so, als ob es sich da jemand ziemlich leicht gemacht hätte, doch nein. Die Ingenieure kitzelten durch Optimierung des Ansaug- und Abgassystems noch fünf PS zusätzlich inklusive kernigem Sound heraus, und der Einbau des größeren Motors in den kleinen Fiesta erforderte unzählige Veränderungen, bei denen ebenfalls auf Leistungsoptimierung geachtet wurde:
So arbeitet jetzt ein erleichtertes Schwungrad vor dem ebenfalls neuen Kupplungsgehäuse, das Fünfganggetriebe wurde verstärkt und kurz übersetzt, womit der Schaltvorgang zum Vergnügen gerät.
Besonders viel Zeit nahm die Fahrwerksabstimmung in Anspruch. Zwei Jahre wurde unter anderem auf der Nordschleife getestet, das Ergebnis überzeugt: Souveränes Handling unabhängig von Kurvenradius und Geschwindigkeit, Grip ohne Ende und ein Langstrecken-Komfort, der nicht weit von jenem der „Normalo-Version“ entfernt ist.
So wird jede Fahrt zum lustvollen Erlebnis, egal ob Stadt, Überland oder Autobahn, man driftet zum Bäcker, nimmt jubelnd jeden Umweg in Kauf und gewinnt fast jeden Ampelstart. Die meiste Zeit zieht’s einen aber auf möglichst kurvige Straßen, von denen wir in Österreich ja Gott sei Dank noch genug haben. Man könnt’ fast meinen, es ist ein wenig die Sucht und der Hang zum Kurvensägen da…
Wen wundert das, bei dem drehmomentstarken Motor, der sich ruhig einmal auch schaltfaul fahren lässt, im Bedarfsfall aber sofort wie ein wild gewordener Hund nach vorne springt? Bei 8,4 Sekunden Sprintdauer von null auf einhundert km/h?
Bei einer direkten, äußerst präzisen Lenkung? Bei kräftig zupackenden Scheibenbremsen ringsum, die das Wort „Fading“ garantiert noch nicht einmal vom Hörensagen kennen?
Damit der Spaß an der Freud’ möglichst lange erhalten bleibt, zum Abschluss noch zwei gut gemeinte Tipps: Das ESP dazukaufen. Kostet 570,95 Euro und ist eigentlich nicht notwendig, bei der unbeirrbaren Ruhe, mit der Freund ST jede Blödheit untersteuernd ignoriert.
Sollte es aber irgendwann einmal – aus welchen Gründen auch immer – ganz blöd hergehen, dann wäre es besser, die rettende Elektronik ist an Bord. Und abschließend: Nicht immer Vollgas fahren. Das ist zwar unheimlich lustig (siehe oben), spätestens an der Tankstelle verliert die Geschichte aber ihren komischen Aspekt: 10,9 Liter Schnittverbrauch!
Bei den aktuellen Spritpreisen nur eine Frage der Zeit, bis die Bank unangenehme Fragen stellt. Und keine Sorge: Auch mit rund achteinhalb Litern macht der Ford Fiesta ST noch mächtig Spaß!