RALLYE

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Super-Mario, Super-Honda

Mario Hinker und Christoph Handlbauer waren die Überraschung schlechthin der fünften Mühlviertel-Rallye, aus sportlicher Sicht betrachtet.

In der Austrian Rallye Challenge wurde der Begriff „Sensation“ schon sehr oft beinahe überstrapaziert: Es tauchen einfach immer wieder Fahrer-Größen – man kann sie ohne Weiteres so nennen – auf, die mit erstaunlich schnellen Zeiten auffallen, und das teilweise mit faktisch unterlegenen Fahrzeugen.

Aber selbst unter diesen zahlreichen Schnellen und – sportlich betrachtet – Guten hat sich bei der Mühlviertel-Rallye 2008 ein Mann hervorgetan, den man noch nicht oft bei einer Rallye gesehen hat, dafür aber nun umso heftiger zugeschlagen hat: Mario Hinker – mit Copilot Christoph Handlbauer – fuhr bei seiner erst zweiten Rallye zum Sieg in der Gruppe N bis 2000 cm³ und wurde in der Gesamtwertung Neunter.

Vielleicht wäre die Sensation schon früher eingetreten, wenn der davor eingesetzte Honda Integra bei der IQ-Jännerrallye 2007 nicht minutenlang stillgestanden wäre: Im Bereich des Zündverteiler-Systems ist ein wenig unsorgfältig herumgelötet worden, und das ist Mario Hinker bei seiner Rallye-Premiere auf den Kopf gefallen (minutenlanger Stillstand).

Die Zeiten hatten trotz der schwierigen Verhältnisse gestimmt. Jetzt aber ist der talentierte Freistädter bei der Mühlviertel-Rallye mit einem Honda Civic Type R zurückgekehrt – nach wie vor Gruppe N, aber von Schmack-Motorsport in Deutschland. Ein anerkannter Betrieb des professionellen Honda-Tunings, mit dem auch Wolfgang Franek zusammenarbeitet. Er stellte das große Erfolgsfahrzeug zur Verfügung.

Und Mario Hinker hat das wunderbar genützt, viel besser als erwartet eigentlich, aber der erst 28jährige hatte ja bisher kaum zeigen können, wozu er wirklich fähig ist. Bereits auf der ersten Prüfung kam das große Potential der Kombination Mario Hinker/Christoph Handlbauer zum Vorschein: Klare Gruppenführung!

Da war dann auch die Enttäuschung über die hohe Startnummer 75 schnell verflogen, die natürlich auch gewisse Nachteile hinsichtlich der Streckenverhältnisse mit sich brachte, aber Mario Hinker bewältigte das genauso souverän wie die Umstellung auf das neue Fahrzeug.

Überrascht ob der großartigen Eröffnungs-Runde zeigte sich auch Mario Hinkers Schwager, der seiner Verwunderung mit den Worten „Geht de Dosen so?“ Ausdruck verlieh. Ja, die „Dose“ ging so, und das sollte sich im späteren Lauf der Rallye noch stärker zeigen.

Etwa auf der Prüfung Saxen, die Mario Hinker an der 14. Stelle gesamt beendete – und natürlich wieder auf Platz Eins in seiner Klasse. Die anfängliche Unsicherheit im Umgang mit dem neuen Auto, die sich in der Zeit kaum ausgewirkt hatte, aber von Christoph Handlbauer mit den Worten „Ah scho amoi runder unterwegs gwesen“ kommentiert wurde, konnte Mario Hinker bald hinter sich lassen.

Es gelang ihm schnell, seinen Fahrstil dem Auto anzupassen – mit runder Kurvenlinie fuhr es sich am schnellsten und sichersten, aber klarerweise muß man auch tempomäßig der Sache gewachsen sein. Mario Hinker ist das definitiv – er bewies eine exzellente Fahrzeugbeherrschung.

Und in diesem Stil bewegte er sich auch über alle darauffolgenden Prüfungen und schaffte auf ausnahmslos allen WP‘s die Klassenbestzeit, was mit einem sensationellen Endergebnis belohnt wurde: Durch den Ausfall von Niki Glisic auf der letzten Prüfung und die Schwierigkeiten bei Wolfgang Franek kamen Mario Hinker und Christoph Handlbauer noch auf den neunten Gesamtrang. Imposant war zudem der Vorsprung auf den Zweitplatzierten in der Gruppenwertung.

Trotz der guten Technik ein mehr als erstklassiges Ergebnis, wenn man die geringe Rallye-Erfahrung sowohl von Mario Hinker als auch von Christoph Handlbauer berücksichtigt.

Wann und wo die Rallye-Einsätze von Mario Hinker und Christoph Handlbauer fortgesetzt werden, steht noch nicht fest (aufgrund der guten Erfahrungen wird es sicher wieder mit Schmack-Motorsport sein), ein mögliches Thema könnte schon heuer ein Start bei der Niederbayern-Rallye sein.

Ob es tatsächlich dazu kommen wird, wird – wie in vielen vergleichbaren Fällen – von der Finanzierungslage abhängen. Nach der bei der Mühlviertel-Rallye 2008 gezeigten Sonderleistung hätten es die jungen Oberösterreicher eindeutig verdient, ausreichend Unterstützung zu bekommen, um als Rallye-Teilnehmer nach Niederbayern reisen zu können. Denn solche Ergebnisse schaffen nur wahre Ausnahmekönner.

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