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Max Zellhofer & Helmut Pletzer im Gespräch

Über echte und vermeintliche Krisen im Motorsport, und zur Zukunft des Suzuki-Cups: Cup-Boss und Suzuki-General im Motorline.cc-Talk!

Johannes Gauglica

Bei der Ehrung der Sieger im Suzuki Motorsport Cup 2009 gab es beruhigende Neuigkeiten für die Gemeinde der Fans und Aktiven des Markenpokales. Auch im nächsten Jahr gehen die Swift Sport wieder an den Start, und zwar wiederum in getrennten Wertungen für die Rundstrecke und die Rallyewertung.

Cup-Organisator Max Zellhofer und Suzukis Österreich-Chef Helmut Pletzer haben sich dazu geäußert – und auch dazu, wie sehr die weitere Existenz des Cups wirklich gewackelt hat.

Interessante Meinungen haben die beiden auch zu den aktuellen Reizthemen im österreichischen Rennsport: Zellhofer ortet in der abzusehenden Verschärfung der Auflagen für Rallyes auch eine Absprungmöglichkeit für die Veranstalter, Pletzer sieht wenig Zukunft für Bergrennen.

Von echten und vermeintlichen Krisen - Max Zellhofer

„Im Prinzip haben wir schon 2008 ein Zweijahresprogramm für 2009 und 2010 auf die Füße gestellt. Natürlich hat auch die gesamte Lage der Autoindustrie jetzt ihre Auswirkungen gezeigt“, meint Max Zellhofer, der allerdings die Lage der Industrie so dramatisch auch wieder nicht sehen will:

„Die Aussichten waren schlechter, als es dann tatsächlich geworden ist. Man kann in der Automobilbranche, speziell mit dieser Marke, nicht von einer Krise reden. Das Jahr ist gut über die Bühne gegangen. Und Mitte des Jahres haben wir schon gewusst, dass wir den Cup auch sicher wieder nächstes Jahr machen werden.“

Den Spargedanken gibt es jedenfalls: „Der Mutterkonzern hat uns sehr wohl ein bisschen die Rute ins Fenster gestellt. Wir mussten uns bemühen, auch ein bisschen was beizutragen und Einsparungen zu finden. Aber auf alle Fälle gibt es den Cup!“

In Deutschland musste der Suzuki-Markenpokal mangels Erfolges wieder beendet werden, den Grund sieht Zellhofer in der anderen Umsetzung: „Die Deutschen haben uns das Konzept eigentlich nachgemacht, sie setzen aber auf mehr Promis und Tamtam rundherum. Das braucht mehr Budget - man hat dort praktisch das Doppelte veranschlagt. Somit schauen wir besser aus! Und unser ’Chef’, unser Importeur will den Cup haben. Wenn er sich nicht sicher wäre, wären wir vielleicht auch durch den Rost gefallen. Aber auch er will weitermachen.“

Rundstrecke: Kooperaton mit Ungarn

Die Rundstreckenrennen finden 2010 gemeinsam mit dem Feld des ungarischen Swift-Cups statt; die Zusammenarbeit hat man heuer am Salzburgring erstmals probiert: „Die Kooperation mit dem ungarischen Cup kommt hundertprozentig zustande, wir werden auf dem Hungaroring und dem Pannoniaring fahren. Das ist für beide ideal, weil wir Ringmieten sparen können: Wenn wir in Ungarn fahren, sind wir eingeladen; in Österreich sind die Ungarn eingeladen.“

Wichtig ist auch die Optik: „Wir haben nicht ganz gleichwertige Autos, aber doch gleiche Autos. Auf der Rundstrecke braucht man ein großes Starterfeld, und in Ungarn treten auch um die 15 Autos an – die ungarischen Teilnehmer in Salzburg waren nur Gaststarter, deswegen waren nicht alle da. Man kann davon ausgehen, dass wir zusammen mit 30 Autos am Start stehen.“

Herren der Ringe: Neben Wachau- und Salzburgring sind für 2010 Reisen zum Slovakia-, Pannonia- und Hungaroring geplant. Ein vertretbarer Mehraufwand, meint Max Zellhofer: „Ob man am Pannoniaring fährt oder am Hungaroring, macht nicht mehr so viel Unterschied. Persönlich ist es mir auch lieber, wenn wir mehrere Strecken zur Verfügung haben. Und wenn die Kooperation mit Ungarn gut funktioniert, fahren wir halt um ein paar Kilometer mehr – der Anreisetag ist derselbe.“

Vom Österreichring war in den Überlegungen nie die Rede, „weil wir gehört haben: Vor Ende des nächsten Jahres tut sich dort nichts, und auch das steht noch mit einem ganz großen Fragezeichen.“

Im ungarischen Cup wird ein anderes Fahrzeug verwendet, nämlich der circa 25 PS schwächere Swift 1,5. Umbauten an den österreichischen Autos wird es deswegen nicht geben:

„Unser Auto rennt problemlos, ein paar kleine technische Änderungen werden wir für 2010 machen, aber nichts Gravierendes. Eine Anpassung der ungarischen und österreichischen Autos ist technisch gar nicht möglich.“

Rallye: Kommt die Krise gerade recht?

In der Rallyeszene geht nach dem Jänner-Aus jetzt die Angst vor weiteren Absagen um, Max Zellhofer hat dazu seine eigene Meinung. Er macht sich keine Sorgen, dass aus dem geplanten Kalender Bewerbe entfallen:

„Ich glaube, man darf das momentan nicht so ernst nehmen. Jeder Veranstalter kämpft furchtbar mit seinen Zahlen, damit er so eine Rallye durchbringt. Und ich will niemandem etwas unterstellen, aber ich könnte mir vorstellen, dass die jetzige leichte Krise dem einen oder anderen sozusagen gerade recht kommt, um zu sagen: Wir können die Auflagen nicht erfüllen, Ende der Durchsage… - Ansonsten denke ich mir, dass wir durchaus sechs bis sieben ÖM-Läufe zusammenbringen werden, die auch durchaus meisterschaftswürdig sind. Und ich habe mit Gerhard Leeb geredet, der schon an der einen oder anderen Sache als Ersatz für die 1000 Hügel arbeitet; denn die ist ja auch fix vorbei.“

Der Suzuki-Cup hat 2010 seinen Schwerpunkt bei den ÖM-Läufen: „Es läuft eine Kooperation mit Suzuki und dem ORF, das wollen wir auch nutzen: Wenn Suzuki der Sponsor ist, gehen wir davon aus, dass im ORF nicht nur die ersten Drei gezeigt werden, sondern dass es auch Berichterstattung über den Cup gibt.“

Fünf ÖM-Rallyes und ein ARC-Lauf sind für 2010 vorgesehen; der detaillierte Kalender wird erst veröffentlicht. Alle über das nächste Jahr hinausgehenden Entwicklungen lässt Max Zellhofer auf sich zukommen: „Wir sind jetzt einmal froh, das wir die Vorbereitungen für 2010 erledigt haben!“

Volle Unterstützung für den Cup – Helmut Pletzer

„Wir haben gehalten, was wir gehabt haben“, resümiert Suzuki-General Helmut Pletzer die Saison 2009, „es hat sich, im Nachhinein betrachtet, nicht unbedingt als großer Vorteil herausgestellt, dass wir zwei komplett getrennte Cups gefahren sind. In der Vergangenheit haben wir zwar auch getrennte Wertungen gehabt, aber auch eine Gesamtwertung. Dadurch waren so manche Rallyefahrer mehr motiviert, auch auf die Rundstrecke zu gehen. Das hat sich jetzt ein bisschen auseinanderdividiert."

Auch weil bei der Fahrzeugabstimmung stärker denn je getrennte Wege gegangen werden: „Die Rundstreckenspezialisten stellen Spur und Sturz auf den Millimeter ein. Das ist bei einem Rallyeauto, das auch auf Schotterstraßen fährt, nicht möglich. Ich glaube, dass es gut war, beim letzten Rennen den ungarischen Suzuki-Cup einzuladen.“

Auch Pletzer freut sich auf diese Zusammenarbeit: „Auch wenn wir in zwei verschiedenen Gruppen fahren, es schaut einfach gut aus, wenn dreißig Autos am Start stehen. Die Ungarn fahren mit einem anderen Auto, auf lange Sicht gesehen kann man das aber durchaus so machen, um das Starterfeld zu komplettieren. Das hat sich als sehr interessant erwiesen. Es waren zwei Rennen in einem, und optisch ein schönes Feld.“

Markenpokal in schwierigen Zeiten

Der Lebenszyklus des aktuellen Swift neigt sich dem Ende zu; hat das in den Überlegungen über die Cup-Zukunft eine Rolle gespielt? „Die 1300er- und 1500er-Modelle des neuen Swift werden Ende 2010 vorgestellt, mit dem Verkauf werden wir wahrscheinlich Anfang 2011 beginnen. Der Swift Sport kommt dann im Sommer 2011. Wir könnten mit Sicherheit auch die Saison 2011 noch mit dem derzeitigen Auto fahren.“

Dadurch war der Cup also nie in Frage gestellt: „Das hatte nichts damit zu tun. Denn ich habe den neuen Swift bereits gesehen, er wird eine Spur größer werden, in seiner Charakteristik aber gleich bleiben. Die Dynamik dieses Autos bleibt absolut bestehen. Der Grund, weshalb wir überlegt haben, ob wir den Cup weiterführen oder nicht, waren die generellen Sparmaßnahmen, die in erster Linie den Bereich Marketing betreffen. Wir haben aber heuer als Marke ein sehr erfolgreiches Jahr gehabt; außerdem ist unser Cup in Österreich ein fixer Bestandteil im Motorsport geworden. Ich glaube, das soll man auch in Zukunft so weiterführen.“

Der nationale Importeur muss dem Mutterhaus gegenüber solche Aktivitäten in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten erst einmal rechtfertigen: „Es ist sicherlich nicht einfach, das zu argumentieren. Da spielen aber zwei Faktoren mit. Einerseits sind wir mit Suzuki in Österreich, gemessen am europäischen Markt, überproportional erfolgreich. Auch unsere Händler machen auch im Verkauf sehr, sehr gute Arbeit. Zum Zweiten wird der Cup, wie er bei uns gefahren wird, jetzt auch in verschiedenen anderen europäischen Ländern gefahren. Wir waren da die Vorreiter. Österreich hat die Nachwuchsförderung mit Suzuki-Swift-Modellen ins Leben gerufen, heute gibt es das in Frankreich,. Holland, Italien, Ungarn und Polen.“

Bergrennen ade?

Pletzer sieht die Veranstalter in Hinkunft mehr unter Druck als je zuvor, nicht nur bei den Rallyes:

„Ich bin selbst auch Bergrennen gefahren, und ich weiß, wie gefährlich das ist. Ich glaube, dass die Zeit der Bergrennen vorbei ist. Auch Bergrallyes, die – obgleich OSK-sanktioniert – auf Vereinsebene mit teilweise utopischen Fahrzeugen ausgetragen werden, werden sich wahrscheinlich aufhören."

Die Rallyeszene wird sich Pletzers Meinung nach auf acht bis zehn Veranstaltungen in ÖM und Challenge konzentrieren: "Und die müssen hundertprozentig perfekt organisiert sein, und da müssen auch alle sicherheitsrelevanten Verpflichtungen eingehalten werden. Tragische Unfälle wie bei den Bergrennen in St. Agatha und Köstendorf wird es im Motorsport leider Gottes immer wieder geben. In einigen Fällen liegt es an der Unvernunft der Zuschauer, die sich an die Sperrzonen nicht halten.“

Kizashi in Österreich?

Kurzer Blick zur Modellpalette von Suzuki: Außerhalb Europas will die Marke mit der Limousine Kizashi in die Mittelklasse wachsen. Ob man dieses Fahrzeug auch bei uns sehen wird, ist laut Helmut Pletzer noch nicht sicher:

„Der Kizashi wurde heuer zunächst ausschließlich am amerikanischen Markt eingeführt. Man wird versuchen, das Auto wahrscheinlich nächstes Jahr auf den einen oder anderen europäischen Testmarkt einzuführen, und dann abwarten, ob für Suzuki ein Markt besteht. Es ist also nicht sicher, ob wir in Österreich dieses Auto bekommen. Ich hatte bereits Gelegenheit, es auf dem Testgelände probezufahren. Es steht Fahrzeugen vom Schlag des Audi A4 in nichts nach. Es ist aber wirklich die Frage, ob Suzuki dazu in Europa den richtigen Markt findet. Unsere Kernkompetenz liegt im Offroadbereich und bei den Kleinwagen. Auch bei einigen europäischen Herstellern hat man in der Vergangenheit gesehen, dass sie gerade in diesem Segment meist Schiffbruch erlitten haben.“

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