Vespa GTS 300 Super – im Test | 05.09.2008
Die Wespe wächst
Alle Jahre wieder gönnt der Piaggio-Konzern dem Flaggschiff der Marke Vespa, der GTS, einen Zuschlag beim Hubraum.
mid/ww
In der neuen Version beträgt die Gesamtgröße 278 ccm, das Topmodell geht als GTS 300 Super an den Start. Wer die Riesen-Wespe fahren will, muss für sie 5.199,- Euro beim Händler auf den Tisch blättern.
Erstaunt registriert man beim Blick aufs Datenblatt, dass zwar der Hubraum um 34 ccm gewachsen, die Leistung jedoch gleich geblieben ist. Der Einzylinder-Viertaktmotor leistet in beiden Rollern 16 kW/22 PS, die bei 7.500 U/min erreicht werden.
Unterschiede gibt es beim maximalen Drehmoment, das jetzt um zwei Nm auf 22 Nm gewachsen ist. Und diese kleinen Differenzen machen letztlich den großen Unterschied zwischen der neuen und alten GTS aus.
Sofort nach dem Start flitzt nämlich die 158 Kilogramm schwere Italienerin los, als gebe es hinter dem nächsten Eck Gelati umsonst. Die 300er Vespa gewinnt nicht nur jeden Ampelstart innerorts, sondern beschleunigt auch hinter dem Ortsschild so flott, dass mancher Autofahrer überrascht dreinschaut.
Man muss noch mehr darauf achten, dass man nicht unterschätzt wird, denn vom Äußeren her ist die GTS 300 ein recht putziges Zweirad. Trotz der kompakten Bauweise läuft sie aber relativ ruhig geradeaus, auch auf Autobahnetappen.
Da sie keine Windschutzscheibe hat und obendrein die Metall-Verkleidung den eher bescheidenen Dimensionen entspricht, also eher knapp bemessen ist, faltet sich jeder Fahrer, der größer als 1,70 Meter ist, bereits nach wenigen Minuten unwillkürlich zusammen und rollt etwas verkrümmt dahin.
Wenig Platz fürs Gepäck bietet das Staufach unter der Sitzbank. Mit Mühe passt ein einzelner Jet-Helm hinein. Hinzu kommt, dass es keinen Gepäckträger gibt.
Trost findet man dann wieder in der Freude über die großen und vibrationsfreien Rückspiegel sowie über die schönen und übersichtlichen Instrumente. Dabei fehlt allerdings ein Tageskilometerzähler.
Wesentlich entspannter als auf der Autobahn geht es im Stadtverkehr und auf kleineren Überlandstraßen außerorts zu. Da spielt die Super-Wespe ihre Vorteile voll aus: ordentliche Power, geringes Gewicht und Wendigkeit.
Doch allzu sportlich sollte man nicht unterwegs sein, denn dann machen sich die recht weiche Federung, die kleinen 12-Zoll-Räder, der in Linkskurven schnell aufsetzende Seitenständer und die nicht besonders giftig zupackende Bremse negativ bemerkbar. Ein ABS ist übrigens für die GTS 300 nicht erhältlich.
Pluspunkte sammelt die große Vespa beim Verbrauch: Trotz etlicher Autobahnkilometer bei Vollgas benötigte sie nur 3,9 Liter Super auf 100 Kilometer. Der Stopp an der Zapfsäule erfordert wegen des engen und unübersichtlichen Einfüllstutzens im Roller-Heck eine sehr ruhige Hand.
Knapp 5.200,- Euro sind ein stolzer Preis für einen Roller. Aber wer gemütlich cruisen will, hat mit der größten Vespa aller Zeiten viel Freude.
Teststeno Vespa GTS 300 i.e. Super:
Roller mit flüssigkeitsgekühltem Einzylinder-Viertaktmotor, 278 ccm Hubraum, 16 kW/22 PS Leistung bei 7 500 U/min, max. Drehmoment 22 Nm bei 5.000 U/min, vier Ventile pro Zylinder, geregelter Katalysator, elektronische Einspritzung, Fliehkraft-Trockenkupplung, stufenlose Variomatik, Höchstgeschwindigkeit 118 km/h, Leergewicht (ohne Zubehör) 158 kg, zul. Gesamtgewicht 338 kg, Zuladung 180 kg, Sitzhöhe 81 cm, Tankinhalt 10 Liter, Verbrauch 3,9 l/100 km Super; Preis 5.200,- Euro.