Enduro im Test: BMW F 800 GS | 15.01.2009
Maßstab, Teil 2?
Mit der F 800 GS stellt BMW wieder eine Mittelklasse-Reiseenduro vor – sie setzt in ihrem segment neue Maßstäbe, auch beim Preis.
mid/ww
Kopfschütteln und Zweifel hat BMW mit der R 80 GS bei der Präsentation im Jahre 1980 geerntet. Das Motorrad passte in keine bekannte Kategorie. Jetzt steht mit der F 800 GS eine Neuauflage beim Händler.
Mit der Ur-GS hat die Neue zumindest auf dem Papier einige Eckdaten gemeinsam: den Zweizylindermotor, die gleiche Hubraum-Dimension sowie Geländetauglichkeit. Eine Maximalleistung von 63 kW/85 PS, ein maximales Drehmoment von 83 Nm, ein Gewicht von 207 Kilogramm, 21-Zoll-Vorderrad, über 200 Millimeter Federwege und ein 16-Liter-Tank versprechen Fahrtauglichkeit auf allen Wegen.
Die F 800 GS macht einen fast zierlichen Eindruck. Sie lässt sich problemlos rangieren und starten. Das Zweizylinder-Triebwerk nimmt willig die Arbeit auf, der erste Gang lässt sich locker einlegen, das Gas lässt sich sauber und mit exakter Wirkung dosieren. Dank breitem Lenker, aufrechter Sitzposition und engem Knieschluss fühlt man sich sofort wohl und hat sofort ein sicheres Gefühl für das Motorrad.
Dass man in der Stadt souverän unterwegs ist, überrascht nicht wirklich, denn die BMW ist perfekt für den innerörtlichen Stop-and-Go-Verkehr, den ständigen Belagwechsel der Straßen und die Notwendigkeit, im Gewühl den Überblick und einen kühlen Kopf zu bewahren.
Außerorts lassen die Vorzüge der kleinen GS eine flotte, aber jederzeit sichere Gangart zu. Die Bayerin fliegt um die Kurven, weicht kein bisschen von der vorgegebenen Linie ab, macht Überholvorgänge zu einer kurzweiligen Angelegenheit und hält dem Fahrer dank der unaufgeregten Fortbewegung den Kopf frei für unbeschwerten Genuss.
Auch auf der Autobahn bewegt man sich ohne jeden Stress. Im sechsten Gang legt die GS noch spürbar zu und erreicht mühelos die angegebene Höchstgeschwindigkeit von 204 km/h, sofern erlaubt. Störend sind jedoch die stark vibrierenden Rückspiegel, da hin und wieder doch Verkehr von hinten zu beachten ist.
Die Bremsen arbeiten gut, jedoch ist die Wirkung vorne etwas zäh. Etwas mehr Biss wäre wünschenswert. Da das Testexemplar mit Straßenreifen ausgestattet war, musste die Geländeprüfung ausfallen.
Ein großes Lob verdient sich die BMW F 800 GS beim Verbrauch. Das Motorrad ist ordentlich gejagt worden, verzeichnete aber am Ende einen Durchschnittskonsum von nur 4,6 Litern Superbenzin auf 100 Kilometer. Dank 16 Liter Tank-Füllmenge sind lange Etappen von mehr als 300 Kilometern möglich.
Beim Blick auf die Preisliste dagegen weicht das Grinsen ganz schnell wieder aus dem Gesicht: 11.400,- Euro beträgt der Basispreis. Mit ABS für 816,67 Euro, Heizgriffen für 225,05 Euro, Bordcomputer für 167,07 Euro und Hauptständer für 126,77 Euro verlässt die BMW sehr deutlich das Preisniveau der Mittelklasse.
Teststeno BMW F 800 GS:
Mittelklasse-Reiseenduro mit flüssigkeitsgekühlten Zweizylinder-Viertaktmotor, 798 ccm Hubraum, 63 kW/85 PS Leistung bei 7 500 U/min, maximales Drehmoment 83 Nm bei 5 750 U/min, vier Ventile pro Zylinder, geregelter Katalysator, elektronische Einspritzung, Upside-Down-Telegabel vorn, Zweiarmschwinge hinten, Kettenantrieb, Sechsganggetriebe, Höchstgeschwindigkeit 204 km/h, Leergewicht (ohne Zubehör) 207 Kilogramm, zulässiges Gesamtgewicht 443 Kilogramm, Zuladung 236 Kilogramm, Sitzhöhe 85 bis 88 Zentimeter, Tankinhalt 16,0 Liter, Verbrauch 4,6 Liter Superbenzin auf 100 Kilometer; Preis: ab 11.400,- Euro.