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Kawasaki ER-6n - schon gefahren

Die kleine Außerirdische

Die Kawasaki ER-6n ist ein gutmütiges Einsteigermotorrad, doch man kann es mit ihr auch zügig ums Eck gehen lassen.

mid/tm

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Auf den ersten Blick könnte sie von einem anderen Stern stammen. Zunächst weiß man nicht so genau, ob man sie hässlich, interessant oder gar ausgefallen anders finden soll. Sie ähnelt einer außerirdischen Ameise aus einem Science-Fiction-Streifen der 80er Jahre.

Die Scheinwerfereinheit beherbergt einen übereinander angeordneten Doppelscheinwerfer mit zwei Standlichtleuchten. Über dieser Einheit mit dem Charme einer Güterlok setzt sich in einem Dreiecksgehäuse die Instrumenteneinheit fort. Die ausladenden Kühlerverkleidungen beherbergen die vorderen Blinkleuchten. Bei einem Umfaller dürfte es hier teuren Bruch geben.

Trotzdem bleibt die Silhouette schmal, nicht zuletzt dank des unter dem Motor liegenden Edelstahl-Auspuffs. Diese Bauart wird immer beliebter, denn sie zentralisiert die Massen und hält so den Schwerpunkt niedrig.

Der ganz in Schwarz lackierte Zweizylinder und das auf der rechten Seite angeschlagene Federbein verleihen der Außerirdischen einen recht dynamischen Look. Rundherum wirkt die Kawa recht hochwertig verarbeitet. Doch fährt sie sich auch so?

Jacke und Helm übergestreift und ab auf die Japanerin. Schon beim Aufsitzen macht die quietschorangefarbene Kawa klar: Ich bin ein Leichtgewicht. Fast wie bei einer 125er lassen sich die 205 Kilo von der Stütze hieven.

Ein Druck auf den Starterknopf und der ER-Motor nimmt mit typischem Paralleltwin-Sound seine Arbeit auf, ohne dabei aufdringlich zu wirken. Die Sitzposition passt wie das berühmte Körperteil auf den Eimer. Der einwandfrei gekröpfte Lenker, die straffe Sitzbank und die kurz hinter dem Schwingendrehpunkt montierten Fahrerfußrasten lassen auch längere Strecken ohne Verkrampfungen zu.

Der perfekte Knieschluss an der schmalen Maschine lässt auf spielerisches Handling schließen. Und die 53 kW/72 PS Leistung und das Drehmoment von 66 Nm klingen nicht nach einem schlappen Triebwerk. Also Gang einlegen und los.

Der Vierventil-Twin schiebt ruckfrei und gleichmäßig vorwärts, ohne spektakulär zu wirken. Schon wird klar, dass unter der eigenwilligen Schale ein kreuzbraves Vehikel schlummert. Zumindest bis der Drehzahlmesser die 7 000er Marke überschritten hat.

Dann nämlich legt der kleine Zweizylinder eine mächtige Schippe drauf. Selbst alte Heizer-Hasen haben nun eine Menge Fahrspaß auf dem Bike. Die Federelemente sprechen gut an. Mit dem spielerischen Handling, dem präzisen Einlenken und den knackigen Bremsen mit gutem Druckpunkt lässt sich auf verwinkeltem Geläuf so manchem Supersportler mächtig einheizen.

Der serienmäßig montierte Dunlop Roadsmart glänzt dabei mit sattem Grip und messerscharfem Handling. Und wenn es einmal brenzlig wird, hilft das serienmäßige ABS, ein Überbremsen zu vermeiden. Auch an der Tankstelle sorgt die kleine Kawa mit glatten vier Litern pro 100 km im Landstraßenbetrieb für gute Laune.

Ein Bike für alle Fälle also? Definitiv ja. Außer für Crosseinlagen vielleicht. Die ER-6n ist ein lammfrommes Motorrad, das Einsteiger nie überfordert und mit seiner Handlichkeit und seiner Durchzugsstärke selbst dynamische Einlagen ermöglicht.

Für die zackige Gangart muss der Fahrer allerdings häufig das leicht schaltbare Sechsganggetriebe betätigen. Auch zierlichere Damen kommen mit der 600er gut zurecht. Die Kupplung erfordert wenig Handkraft, zudem lassen sich Brems- und Kupplungshebel einstellen.

Auch um die Alltagstauglichkeit ist es nicht schlecht bestellt. Am Heck befinden sich Gepäckhaken, die allerdings recht nah am Rahmen sitzen, so dass die Gepäckgurte mitunter an der Seitenverkleidung scheuern können. Der Kettenspanner lässt sich leicht bedienen und auf dem 15,5 Liter fassenden Spritbehälter sind handelsübliche Tankrucksäcke gut zu befestigen.

Neben der Nackten gibt es für 8.299 Euro, also für 800 Euro Mehrpreis, auch noch eine verschalte Variante namens ER-6f, die für Reisende und solche, denen das Design der "n" zu extravagant ist, die bessere Wahl sein dürfte.

Teststeno Kawasaki ER-6n

Straßenmotorrad mit flüssigkeitsgekühltem Reihen-Zweizylinder-Motor, vier Ventile pro Zylinder, 649 ccm Hubraum, Leistung 53 kW/72 PS bei 8 500 U/min, 25 kW/34 PS-Variante erhältlich, max. Drehmoment 66 Nm bei 7 000 U/min, elektronische Einspritzung, sechs Gänge, Sitzhöhe 78,5 cm, Tankinhalt 15,5 Liter, Stahlrohrrahmen, 41-mm-Telegabel, Einzelfederbein hinten in der Federvorspannung einstellbar, Zweikolben-300-mm-Doppelscheibenbremse vorn, Einkolben-220-mm-Einscheibenbremse hinten, Leergewicht 205 kg, Preis: 7.499 Euro plus Nebenkosten.

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