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Alto Adige

Rechtzeitig vor dem Ende der Bike-Saison war noch Zeit für eine Reise durch das herbstliche Südtirol. Mit dabei: Die BMW R 1200 S.

Text & Fotos: mmotors

Wenn sich die Blätter verfärben und die Straßen bis zum Mittag nicht mehr auftrocknen, ist es an der Zeit, dem Motorrad für viele Monate adieu zu sagen. Um diesen Schmerz einigermaßen verkraften zu können, empfiehlt es sich, noch rechtzeitig einen ausgedehnten Ausflug zu machen, von dem dann den ganzen Winter über gezehrt werden kann. Wir haben uns zum letzten Mal für 2006 nach Südtirol begeben - mit im Gepäck die neue BMW R 1200 S.

Früher, ja, da wurde die geliehene BMW R 90 S mit Koffern, Tankrucksack und Zelt beladen, wenn es nach Südtirol ging, womit schon die ersten Kurven des Semmerings zur feinsten Mutprobe aufgewertet wurden. Jahre später mit der R 1150 GS war der Weg bis ins italienische Tolmezzo bequem und sicher, aber aufgrund der technischen Perfektion irgendwie auch sehr unspannend, zumal längst kein großes Gepäck mehr mit musste (Hotel statt Zelt) und auch der Semmering seine letzten Kurven eingebüßt hat.

Vor rund zwei Jahren hat sich die Anreise in die geliebte Gardasee-Region überhaupt grundlegend verändert. Spätabends, vorzugsweise schon am Donnerstag, wird das Büro verlassen, das Motorrad in einen Transporter gepackt und die knapp 1.000 Kilometer bis zum Ziel auf der Autobahn absolviert. Eine Zweimann-Besatzung vorausgesetzt, kann so der Kurvenspaß schon Freitag früh beginnen und bis zum Abend des Sonntags andauern - und trotzdem ist man Montag Früh wieder im Büro.

Die BMW R 1200 S gefällt bereits beim Verpacken bei BMW Wien. Befestigungspunkte rundum sind schnell gefunden. Weil die R 1200 S nicht vollverkleidet ist, passt auch in kompakte Transporter immer noch ein zweites Bike hinein. Beflügelt durch das geringe Gewicht der geladenen Bikes zeigt sich der als Transporter ausgewählte Opel Movano hoch motiviert und benötigt weniger als acht Stunden von Wien bis nach Idro, einem kleinen Örtchen rund 30 Kilometer westlich des Gardasees. Vielleicht aber war es auch die Sehnsucht nach Kurven, die den Chauffeur beflügelt hat, man weiß es nicht.

Ausgerüstet nur mit einem Rucksack geht es Freitag Früh in die Berge. Die Montage von Regenzeug (die Huldigung des Regengottes ist für Biker ebenso wichtig wie für einen echten Katholiken der sonntägliche Besuch der Kirche) und ähnlich wichtigen Utensilien ist nämlich an der BMW nur unter Außerachtlassung jeglicher Ästhetik möglich und deshalb unpassend. Dort, wo leichte Enduros den Ton angeben (oftmals unterstützt durch die technischen Errungenschaften der Firma Remus) und übermotivierte Rossi-Fanclubs ihre Supersportler ausführen, zeigt sich der Sport-Boxer gleich einmal von seiner besten Seite.

Die Sitzposition ist sportlich, aber nicht unbequem; der Lenker schmal, aber nicht extrem; und das Gewicht auf einem neuen bayrischen Rekordtief, sieht man einmal von der HP2 ab. Auch leistungsmäßig braucht sich der Boxer nicht zu verstecken. 122 PS verrät der Zulassungsschein - ein feiner Wert, über den wir uns sogar in kompakten Pkws noch freuen können.

Viel wesentlicher als die PS ist in den Südtiroler Bergen aber das Drehmoment. Mit 112 Newtonmetern wird das Herausbeschleunigen aus engen Kurven zum Genuss, egal welchen Gang man gerade eingelegt hat. An die verbissen kämpfenden Freunde auf Yamaha R1 und Honda CBR 900 R kommt man natürlich Beschleunigen nicht heran; die Fahrfreude stört dies aber nie, zumal man auf längeren Strecken nur minimal an Zeit verliert, dafür aber an Ruhe und Sicherheit gewinnt. Keine Drehzahlorgien, kein Reinrutschen in die Kurven, stattdessen einfach nur die versprochene „Freude am Fahren“. Schließlich wird man ja auch nicht jünger und neigt dann und wann sogar dazu, an die Zukunft zu denken.

Aus Fairness gegenüber der BMW muss an dieser Stelle aber auch festgehalten werden, dass nach einem Fahrzeugtausch die gleiche Rangordnung herausgefahren wurde. Nur dass jetzt die schnelle Honda hinten und die BMW ganz vorne lag, womit ganz klar gezeigt wurde, dass jenseits der 100 PS in den Südtiroler Bergen das Fahrkönnen entscheidet und nicht unbedingt die technischen Eckdaten - auch wenn das kaum jemand wahrhaben will.

Ganz klar spürbar wird bei der neuen R 1200 S der enorme Unterschied zur seinerzeit schon viel gelobten R 1100 S. Mit Ausnahme optischer Ähnlichkeiten und dem Prinzip des Boxermotors gibt es hier nicht viele Gemeinsames. Die Neue ist direkter, straffer, leichter, deutlich stärker und obendrein einfach noch viel schöner. Leider ist sie dabei auch teurer geworden. Rund 17.000,- Euro sind an den Händler zu überweisen, um eine R 1200 S mit optionalem ABS, Sportfahrwerk und Heizgriffen sein Eigen nennen zu können.

Bei so viel Positivem bleibt kaum Platz fürs Negative, sollte man meinen. Stimmt, mit Ausnahme des unverändert nur schwer einzuschätzenden ABS ist die BMW fast perfekt. Routinierte Fahrer schalten vor Fahrtantritt das System mittels Knopfdruck ab und gewinnen damit an Sicherheit, da bei aktiviertem System schon leichte Bodenwellen das ABS davon überzeugen, die Bremse zu öffnen. Eine mitunter spannende Sache, die viel Adrenalin fördert, auf die man im Sportlager aber gerne verzichten kann. Wie jede technische Neuerung ist jedoch auch ABS am Motorrad eine Frage des persönlichen Geschmacks und speziell für ungeübte Fahrer durchaus von Vorteil.

Nie zuvor war ein Boxermodell auf der Straße sportlicher zu fahren. Ausgestattet mit dem aufpreispflichtigen Öhlins-Fahrwerk lassen sich Kurven noch um eine Nuance besser genießen (hat man mir zumindest erzählt), und die Leistungssteigerung gegenüber dem Vorgängermodell noch besser auskosten. Trotz aller Sportlichkeit ist die BMW auch voll alltagstauglich und schreckt trotz der recht kompakten Verkleidung nicht vor langen Autobahnetappen zurück. Danke für die ebenfalls montierten Heizgriffe, die in hochalpinen Gegenden auch im Sommer ein Plus beim Komfort garantieren.

Nicht gebaut ist die R 1200 S für die Montage von Koffern – und damit das erste Modell in der langen Geschichte der Marke, für das werksseitig gar keine Koffer angeboten werden - oder für die große Tour mit der Sozia, da es für solche Dinge deutlich geeignetere Modelle im Hause BMW gibt. Als Tipp sei hier nur die vielleicht beste Enduro der Welt, die R 1200 GS, erwähnt. Treu geblieben ist man seitens BMW bei der R 1200 S der leichten Fahrbarkeit, wodurch auch weniger routinierte Fahrer sehr schnell und trotzdem sicher unterwegs sein können.

Drei Tage Südtirol als Sommerabschluss sind eine feine Sache, doch schon jetzt werden die Tage bis zum ersten warmen Frühlingstag gezählt, denn dann startet die neue Saison mit einer Vielzahl neuer Modelle die es in den Süden zu bringen gilt, um zu prüfen, ob sie der BMW das Wasser reichen können. Mehr dazu ab April auf diesen Seiten.

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