Triumph Tiger – britischer Allrounder im Test | 05.07.2007
Bärig-britisch
Die komplett überarbeitete Triumph Tiger ist zu einem echten Allrounder für alle Strecken geworden, dafür sorgt vor allem der Dreizylinder-Motor.
mid/wa
Der Motor feierte seine Premiere in der Triumph Sprint ST und überrascht jetzt auch in der Tiger mit einem bärigen Charakter. Dafür erzogen ihm die Ingenieure mittels geänderter Steuerung neue Talente an. Um elf PS auf 85 kW/116 PS wurde die Leistung gesenkt und auch das Drehmoment fällt etwas niedriger als bekannt aus. Doch das Maximum von 100 Nm bei 6.250 Touren reicht völlig aus. Aus dem Stand schiebt der Drilling kräftig voran und liefert gerade im mittleren Drehzahlbereich erfreulich viel Druck. Zudem schmeichelt der von einer Einspritzung befeuerte Dreizylinder mit einem ganz speziellen, gefälligen Sound.
Hektisches Schalten im Sechsganggetriebe ist nur selten nötig. Jedoch sollte, wer sportliche Zwischenspurts einlegen möchte, darauf achten, die Gänge sauber einzulegen. Die Schaltbox möchte korrekt bedient werden, sonst landet man gelegentlich zwischen den Gängen.
Die britische Raubkatze erweist sich als eine ideale Reisemaschine. Einen Beitrag dazu leistet unter anderem die Front, die ungeachtet ihres schmalen Schnitts einen guten Wind- und Wetterschutz bietet. Erst jenseits von 180 km/h wird der Winddruck auf Dauer störend. Die mögliche Höchstgeschwindigkeit von 220 km/h wird folglich nur selten abgerufen. Auch kommt die entspannt aufrechte Sitzposition der Kilometerfresserei entgegen.
Nicht zuletzt ist die ordentliche Reichweite ein weiterer Beitrag zur Reisetauglichkeit. Selbst bei forcierter Fahrweise steigt der Verbrauch kaum über sechs Liter Super auf 100 Kilometer. In Kombination mit dem aus Stahlblech gefertigten 20-Liter-Tank sind somit Reichweiten von gut 330 Kilometern möglich. Etwas irritierend ist nur, dass die Warnleuchte schon nach rund 200 Kilometern Alarm schlägt.
Trotz ihrer Reisequalitäten fühlt sich die schlanke Tiger auf kleinen Straßen am wohlsten. Die Überarbeitung hat im Vergleich zur Vorgängerin neue Talente zum Kurvenräubern geweckt, denen auch der stabile Brückenrahmen aus Leichtmetall entgegenkommt. Das gute Fahrwerk verleiht ihr eine bislang ungekannte Agilität. Neu sind auch die Leichtmetall-Gussräder im 17-Zoll-Format sowie die voll einstellbare 43-mm-Upside-Down-Gabel, die gut mit dem verstellbaren Zentralfederbein harmoniert.
Zum Allrounder wird das Bike schließlich durch die fahrbare Vielseitigkeit. Sowohl schlechte Pisten als auch makellose Straßen mit schnellen Kurven sind mit ihm zu meistern. Zudem bietet es eine ausgezeichnete Schräglagenfreiheit. Für die nötige Verzögerung sorgen zwei radial verschraubte Vierkolben-Festsattelzangen auf 320-mm-Scheiben vorne, während hinten eine Doppelkolbenzange nebst 255-mm-Scheibe zum Einsatz kommt. Trotz guter Bremsen empfiehlt es sich, das 1.000 Euro teure ABS zu ordern - nicht ganz billig, aber effektiv.
Der reiselustige Biker sollte jedoch auch den Zubehörkatalog wälzen, der nicht nur eine Griffheizung bietet oder einen passenden Tankrucksack (auf dem kantigen Stahlblechtank haben normale Magnethalter ihre Probleme), sondern auch entsprechende Seitenkoffer. Zurrhaken sucht der Fahrer nämlich vergebens. Einzig an den stabilen Soziusgriffen oder den metallenen Soziusrastenhalter lässt sich Gepäck befestigen. Interessant wäre für künftige Modellpflegemaßnahmen noch ein kleines Seitenfach in der Verkleidung, wie bei der Honda Varadero.