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"Intensives Testprogramm liegt vor uns"

Ross Brawn im Interview über die Zusammenarbeit mit Mercedes, die bevorstehenden Testtage und die Erwartungen im Auftaktrennen.

Die Katze ist also aus dem Sack: Das ehemalige Honda-Team heißt nun offiziell Brawn GP, Ross Brawn hat für ein symbolisches Pfund 100 Prozent der Anteile übernommen, Mercedes liefert die Motoren und Jenson Button und Rubens Barrichello bleiben als Fahrer an Bord. Die Teilnahme am Saisonauftakt in Australien ist endgültig gesichert.

Nach der offiziellen Bekanntgabe am frühen Morgen fand heute in Silverstone gleich das Rollout des BGP 001 statt. Button drehte die ersten Runden mit dem elegant aussehenden Fahrzeug und hatte dabei Insiderquellen zufolge keine ernsthaften Probleme. Nun geht es weiter nach Barcelona. Aber alle wollen wissen: Was steckt hinter dem Projekt und wie wird es in der Post-Honda-Ära weitergehen? Brawn höchstpersönlich liefert darauf die Antworten.

Ross, Gratulation zur Übernahme des früheren Honda-Teams und zum positiven Ausgang nach einigen unsicheren Monaten...

Es waren sicherlich einige herausfordernde Monate für das Team, aber ich bin sehr froh, dass wir schlussendlich eine Lösung gefunden haben und dass die Zukunft des Teams nun gesichert ist.

Wer ist Eigentümer des Teams und wie wird es strukturiert sein?

Ich möchte zunächst festhalten, dass ich es sehr bedaure, nicht mit Honda weiterarbeiten zu können, nachdem wir so lange zusammengearbeitet haben. Nach dem Ausstieg von Honda mussten wir einen Weg finden, so viele Arbeitsplätze wie möglich zu sichern, ebenso wie die fortgesetzte Teilnahme an der Formel 1. Außerdem ging es darum, die Möglichkeiten der Anlage, die wir hier in Brackley haben, zu nutzen. Ich habe das Team ganz einfach von Honda gekauft. Als Eigentümer werde ich weiterhin vom bestehenden Managementteam unterstützt, das während der Verkaufsverhandlungen eng mit mir zusammengearbeitet hat und das auch weiterhin tun wird.

Honda hatte wohl mehrere Möglichkeiten, angefangen beim Zusperren bis hin zum Akzeptieren eines externen Angebots. Warum hat sich Honda für diesen Weg entschieden?

Honda wollte alles unternehmen, um die Zukunft des Teams zu sichern. Das Zusperren war immer nur der letzte Ausweg. Es wäre aber nicht angemessen für mich, die Möglichkeiten von Honda zu kommentieren.

Es versteht sich von selbst, dass der Honda-Vorstand diese Variante empfohlen und abgesegnet hat. Darüber bin ich sehr glücklich. Ich möchte mich bei dieser Gelegenheit bei Honda für die fantastische Kooperation und Unterstützung und für den Glauben an mich und unser Team bedanken - vor allem bei den Mitgliedern des Vorstandes, die in die Abwicklung des Deals involviert waren.

Wie du gesagt hast, war es eine herausfordernde Zeit. Wie ist es um die Moral des Teams bestellt?

Ich kann nicht leugnen, dass es für jeden Mitarbeiter unserer Fabrik in Brackley eine harte Zeit war, aber ich bin immens stolz auf den Geist und auf die Kraft, die ich in den vergangenen Monaten erlebt habe.

Das Designen und Produzieren des neuen Autos - das musste parallel zur Rettung des Teams geschehen - ging relativ geradlinig vonstatten. Das ist insofern besonders zufrieden stellend, als unser Auto um einen neuen Motor herum entwickelt werden musste. Sowohl Chassis wie auch Getriebe mussten für den Motor modifiziert werden. Der erste Test - auch wenn er viel später stattfindet als geplant - ist für uns alle ein bewegender Moment.

Erzähl uns bitte von der neuen Partnerschaft mit Mercedes!

Wir sind sehr glücklich darüber, einen Motorenliefervertrag mit Mercedes-Benz abgeschlossen zu haben. Unser Auto, der BGP 001, wird von einem 2,4-Liter-Mercedes-Benz-FO108W-Motor angetrieben. Ich möchte mich bei ihnen für die Unterstützung in den vergangenen Monaten bedanken. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit, während wir gleichzeitig versuchen, die Entwicklungs- und Testarbeit mit dem BGP 001 vor dem ersten Rennen zu maximieren.

Eure Fahrerpaarung bleibt unverändert. Stabilität bei den Fahrern ist angesichts der begrenzten Vorbereitungszeit vor Saisonbeginn offenbar besonders wichtig, oder?

Wir sind sehr glücklich mit unseren erfahrenen Piloten Jenson Button und Rubens Barrichello. Sie werden es uns ermöglichen, sofort loszulegen, wenn wir nächste Woche in Barcelona testen. Sie sind schon seit vier Jahren Teamkollegen, kennen das Team in Brackley, unsere Systeme und Ingenieure. Das ist besonders wertvoll.

Jenson und Rubens kamen schon immer gut miteinander aus und wir rechnen damit, dass sie sich während der Saison gegenseitig anstacheln werden, um die maximale Performance aus dem Auto herauszuholen und die Entwicklung voranzutreiben. Beide Fahrer sind extrem motiviert und haben über den Winter hart trainiert, um bestmöglich in Form zu sein. Wir sind schon gespannt, was sie vom BGP 001 halten.

Wie sieht euer Testprogramm vor dem ersten Rennen aus?

Wir hatten heute in Silverstone unseren ersten Shakedown. Jetzt brechen das Auto und das Team nach Barcelona auf, wo wir von 9. bis 12. März an den offiziellen Testfahrten teilnehmen werden. Von 15. bis 17. März testen wir in Jerez. Vor uns liegt ein intensives Testprogramm, das unsere maximale Aufmerksamkeit erfordert.

Die anderen Teams konnten sich schon wesentlich ausführlicher vorbereiten. Wie schwierig wird es, von Anfang an mitzuhalten?

Die größte Hürde war, in Melbourne am Start zu sein. Die ist mal genommen. Aufgrund des Mangels an Testfahrten könnten wir anfangs Zuverlässigkeitsprobleme bekommen, aber wir glauben, dass wir ein gutes Auto haben. Hoffentlich wird unsere Performance respektabel sein. Wir glauben an die fundamentalen Designprinzipien unseres Autos und freuen uns auf die Möglichkeit, es während der Saison weiterzuentwickeln.

Was erwartest du dir für Melbourne in drei Wochen?

Das Auftaktrennen mit 20 brandneuen Autos ist immer schwierig vorherzusehen. Ich werde das daher gar nicht erst probieren. Auf jeden Fall können wir stolz auf uns sein, weil wir in Melbourne am Start sein werden. Damit haben wir eine große Herausforderung bestanden.

Was kannst du uns über die Lackierung des BGP 001 verraten?

Wir sind sehr zufrieden mit der neuen Lackierung, die bewusst einfach gehalten wurde, um den momentanen Status von Brawn GP zu reflektieren. Schwarz und Weiß schienen mir am Anfang eine natürliche Wahl zu sein und das fluoreszierende Gelb gibt dem Ganzen einen etwas auffallenderen Touch. Unser Auto sieht anders aus als alle anderen auf dem Grid.

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