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Formel 1: News

Die Details zum umstrittenen Qualifying-Modus

Mehr „Entertainment“, aber am neuen Quali-Format scheiden sich die Geister: Franz Tost erläutert die Veränderungen. Meinung der Fahrer wird befragt – die Details im Überblick. Verlängerte Frist für Regelfindung ebenfalls bestätigt.

Der neue Qualifikations-Modus ("Reise nach Jerusalem") wird definitiv schon beim Formel-1-Saisonstart 2016 in Melbourne umgesetzt. Das hat der Motorsport-Weltrat des Automobil-Weltverbandes FIA auf seiner Sitzung am Freitag bestätigt. Das neue System, das von Ferrari-Präsident Sergio Marchionne scharf kritisiert, aber von seinem Angestellten Maurizio Arrivabene (Teamchef) für gut befunden wurde, bleibt weiter im Zentrum hitziger Diskussionen.

"Es wird genauso kommen, wie wir es ursprünglich besprochen und abgesegnet hatten", erklärt Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone in Forbes. Der Brite ergänzt: "Wir hatten gedacht, dass wir die Software nicht rechtzeitig fertigbekommen würden, aber das wird doch klappen - also alles okay." Nicht ganz okay finden einige Piloten diesen Schritt. Es heißt, dass bei einem Meeting am Mittwoch alle Piloten geschlossen gegen die Einführung des neuen Systems argumentiert hätten.

"Man hätte vielleicht den einen oder anderen Punkt verändern können. Wenn es komplett als Ausscheidungsfahren gemacht wird, liegt mehr Druck auf uns. Man muss sofort eine gute Runde schaffen. Vielleicht ist die Anspannung etwas größer, aber sonst wird es nicht viel anders sein", meint Daniel Ricciardo. "Das ganze Ausscheidungsfahren wird bei trockenen Bedingungen nicht viel verändern. Im Regen kann es sehr chaotisch werden. Man muss dann auch auf der Strecke in einer guten Position sein. Dadurch könnten die Emotionen zwischen den Fahrern steigen."

Der neue Modus in der Übersicht:

Q1:
- 16 Minuten
- langsamster Fahrer scheidet nach sieben Minuten aus
- danach bis zur Zielflagge alle 90 Sekunden der langsamste Fahrer weg
- sieben Fahrer scheiden aus, 15 kommen weiter
Q2:
- 15 Minuten
- langsamster Fahrer scheidet nach sechs Minuten aus
- danach bis zur Zielflagge alle 90 Sekunden der langsamste Fahrer weg
- sieben Fahrer scheiden aus, acht kommen weiter
Q3: 
- 14 Minuten
- bis zur Zielflagge alle 90 Sekunden der langsamste Fahrer weg
- am Ende 90-sekündiges Pole-Position-Shootout mit zwei Fahrern

Bringt der neue Modus wirklich keine Veränderungen?

"Prinzipiell hat sich nichts verändert: Ein schnelles Auto kommt weiter, ein langsames scheidet aus", meint Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost. "Das war beim alten Format der Fall und ist es auch beim neuen. Es liegt an der Performance. Wir haben darüber in der Formel-1-Kommission gesprochen, im Team haben wir über die Vor- und Nachteile diskutiert. Wenn man ein konkurrenzfähiges Auto hat, dann kommt man ins Q3", ist sich der Tiroler sicher.

"Der einzige Nachteil ist, wenn man in den ersten vier, fünf Minuten ein Problem hat und nicht auf die Strecke kann. Wenn man nach sechs Minuten keine Runde gefahren hat, ist man draußen. Das ist der einzige Nachteil", ergänzt Tost. "Wir wollen das Entertainment verbessern, die Formel 1 zeigt etwas Neues. Ob es besser ist oder nicht, werden wir nach dem Qualifying sehen. Meiner Meinung nach kam es sehr spät. Man sollte so eine Entscheidung nicht drei, vier Wochen vor dem Saisonstart machen."

Die kurzfristige Einführung ohne vorherige Rücksprache mit den Beteiligten - das war auch einer der Kritikpunkte der Piloten. "Ich hoffe, dass man die Formel 1 in eine Richtung führt, die gut ist. Einen Schritt hat man schon gemacht, indem man uns Piloten nun einbezieht. Am Mittwoch in Barcelona waren alle Fahrer zu Charlie Whiting eingeladen. Dort hat man unter anderem über das Qualifying gesprochen. Es geht also in die richtige Richtung", erklärt Nico Rosberg.

Gutes Signal: Die Fahrer werden nach ihrer Meinung gefragt

"Es ist richtig, wenn man uns mehr in die Entscheidungsprozesse einbindet. Wir haben doch auch ein Gefühl dafür, was für den Sport am besten sein könnte. Auch wir haben gute Ideen", meint der Mercedes-Pilot, der im Gegensatz zu seinem Teamkollegen Lewis Hamilton am Meeting mit Whiting teilnahm. "Das Wichtigste ist, dass die 22 Fahrer aus ihren Autos steigen und grinsen. Wenn es für die Fahrer aufregend ist, dann ist es auch für alle anderen aufregend. Es ist wichtig, dass wir unsere Meinung sagen dürfen und diese dann gehört wird."

"Wir müssen auch darüber nachdenken, wie man die Show verbessert. Man darf nicht vergessen, dass die Formel 1 Entertainment-Business ist. Die Fans wollen etwas geboten bekommen. Ich hoffe, dass wird der Fall sein", spricht sich Franz Tost für weitere Veränderungen aus. "Die Formel 1 ist etwas Besonderes und das höchste Level im Motorsport. Wir sollten positive Nachrichten verbreiten, das hätte sich die Formel 1 verdient. Wir haben 21 Rennen und sehr viele Fans rund um die Welt. Wir sollten die Formel 1 nicht kritisieren."

Aus Sicht von Tost sei auch die Einführung der V6-Turbo-Hybridantriebe lange Zeit scharf kritisiert worden. Dieser Schritt sein allerdings zweifellos richtig gewesen - und heute spreche kaum noch jemand davon, so der Österreicher. Themen in Zusammenhang mit den Antrieben sind allerdings immer wieder die hohen Kosten für Kunden und der Sound. Diese beiden Punkte sollen bis zum 30. April besprochen und anschließend Maßnahmen zur Verbesserung beschlossen werden. Die entsprechende Fristverlängerung wurde heute ebenfalls vom Motorsport-Weltrat bestätigt.

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