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Horner-Affäre Hitzige Gespräche: Christian Horner, Max Verstappen und Raymond Vermeulen
Motorsport Images

Horner-Affäre: Wird er jetzt Chef des kompletten Red-Bull-Konzerns?

Christian Horner hat mit seinen Aussagen nach dem Grand Prix von Saudi-Arabien wenig dazu beigetragen, Max Verstappen im Red-Bull-Team zu halten

Dass sich Max Verstappen in Saudi-Arabien erstmals öffentlich klar positioniert und seine Loyalität gegenüber Helmut Marko zum Ausdruck gebracht hat, hat wenig dazu beigetragen, Spekulationen zu beenden, wonach er Red Bull verlassen und zum Beispiel zu Mercedes wechseln könnte. Und: Aktuelle Aussagen von Teamchef Christian Horner gießen vor dem Grand Prix von Australien in Melbourne zusätzlich Öl ins lodernde Feuer.

"Sag niemals nie. Wenn ein Fahrer nicht bleiben will, dann wird er woanders hingehen", sagt Horner unter anderem, und: "Keine Einzelperson ist größer als das Team. Man kann niemanden zwingen, irgendwo zu bleiben, nur weil er einen Vertrag hat. Wenn jemand nicht mehr in diesem Team sein möchte, dann werden wir ihn nicht gegen seinen Willen dazu zwingen."

Das treffe, so der 50-Jährige, auf jeden zu, "egal ob Maschinenbauer, Designer oder Hilfsarbeiter. Das gilt für alle in der Firma. Teil eines Teams zu sein bedeutet, Engagement und Leidenschaft zu zeigen. Max hat all das, wie wir gesehen haben. Er ist bei uns, seit er 18 ist. Und ich habe keinerlei Zweifel an seinem Engagement und seiner Leidenschaft."

Aussagen, die bei Familie Verstappen nicht gut ankommen, wie Recherchen von Motorsport-Total.com ergeben haben. Max Verstappen hatte sich in Saudi-Arabien in der Horner-Affäre erstmals klar positioniert und dabei zwar nicht explizit ausgesprochen, aber doch subtil durchblicken lassen, dass er nicht hundertprozentig hinter Horner steht.

Dass Horner ihm jetzt quasi freistellt, dass Team zu verlassen, sollte er das anstreben, empfinden der dreimalige Weltmeister und sein Vater Jos dem Vernehmen nach als Provokation. Zumal sich Red-Bull-intern nichts an der Ausgangslage geändert hat: Horner wird auch beim Grand Prix von Australien Teamchef von Red Bull Racing sein.

Yoovidhya-Clan steht weiterhin voll hinter Horner

Sah es nach dem Dubai-Meeting am 10. März noch kurzzeitig so aus, als würde Chalerm Yoovidhya seine Rückendeckung für Horner überdenken, so scheinen die thailändischen Mehrheitseigentümer des Red-Bull-Konzerns bei der angekündigten Überprüfung ihrer Position inzwischen zum Ergebnis gekommen zu sein, an Horner festhalten zu wollen.

Für Verstappen eine unbefriedigende Situation - und eine, die die Wahrscheinlichkeit, dass er Red Bull verlassen wird, erhöht. Ralf Schumacher glaubt, dass der 26-Jährige einen Wechsel "durchziehen" würde, sollte es hart auf hart kommen: "Da bin ich mir ziemlich sicher. Nicht nur wegen Dr. Helmut Marko, sondern vor allem wegen seines Vaters, der mit dem Thema auch ein Problem hat."

Schumacher erklärt in einem Interview auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de, dass sich Horner "viele Feinde" gemacht habe: "Was man so hört im Fahrerlager, muss er in den letzten Jahren mit dem Erfolg auch seine Persönlichkeit und intern seinen Anspruch auf Macht verändert haben. [...] Das können einige nicht nachvollziehen."

Doch Horner sitzt weiterhin fest im Sattel. Vorerst. Seit Saudi-Arabien ist jene Mitarbeiterin, die ihm sexuelle Belästigung vorwirft, nicht nur Red-Bull-intern in Berufung gegen das Ergebnis der Compliance-Untersuchung gegangen, sondern hat auch beim Automobil-Weltverband FIA offiziell eine Beschwerde gegen Horner eingereicht.

Solange diese beiden schwebenden Verfahren kein Ergebnis hervorgebracht haben, bleiben Fragezeichen. Und ein angespanntes Verhältnis nicht nur zwischen Horner und Verstappen, sondern auch zwischen Horner und Helmut Marko, dem von der Red Bull GmbH beauftragten Konsulenten für das gesamte Motorsportprogramm des Konzerns.

Dessen Rolle wird von Horner kleingeredet: "Helmut arbeitet nicht für mich oder für Red Bull Racing", sagt er. "Er arbeitet für die Red Bull GmbH. [...] Er ist Berater für Red Bull, und das Nachwuchsfahrerprogramm ist unter seiner Kontrolle." Markos Verdienste für das Formel-1-Team lässt Horner bei der Gelegenheit - bewusst oder unbewusst - unerwähnt.

Dass sich Verstappen zu Marko bekannt hat, lässt Horner kalt: "Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zu Max und hören uns immer an, was er zu sagen hat. Aber letztendlich müssen wir die richtige Entscheidung für das Team treffen. Ganz egal, ob es um ein strategisches Thema geht oder die Zukunft, den Motorenpartner oder einen Sponsor: Wir werden immer tun, was für das Team richtig ist."

Wird Horner jetzt Chef von Mintzlaff & Co.?

Und davon scheint Horner eine klare Vorstellung zu haben: Verstappen und Marko zu verlieren, weil sie ihre persönlichen Interessen über die des Teams stellen, sei notfalls hinzunehmen. Dass er selbst zurücktritt, scheint aber keine Option zu sein. Ganz im Gegenteil: Horner strebt nach noch mehr Macht im Red-Bull-Konzern - und könnte angeblich sogar CEO des Gesamtunternehmens werden.

Recherchen von Motorsport-Total.com haben ergeben, dass sich der Yoovidhya-Clan offenbar vorstellen kann, Horner zum Chef der drei aktuellen Red-Bull-CEOs Oliver Mintzlaff, Franz Watzlawick und Alexander Kirchmayr zu machen, als "Super-CEO", dessen Macht weit über die Grenzen des Formel-1-Teams hinaus reichen würde.

Hintergrund: Seit dem Tod von Dietrich Mateschitz im Oktober 2022 mischen sich die Yoovidhyas, die Mateschitz trotz 51-Prozent-Mehrheit das Business quasi komplett überlassen hatten, stärker in den operativen Bereich ein. Und denken laut Medienberichten sogar darüber nach, das derzeitige Hauptquartier in Fuschl komplett aufzugeben und den Konzern von Thailand aus zu lenken.

Dabei geht es nicht nur um die Ausübung der Kontrolle der 51-Prozent-Mehrheit, sondern auch um steuerliches Sparpotenzial. War es Mateschitz immer wichtig, Umsätze des Red-Bull-Konzerns in seiner österreichischen Heimat zu versteuern, so sehen die Yoovidhyas jetzt offenbar die Möglichkeit, kostengünstigere Steuermodelle außerhalb von Österreich zu implementieren.

Auch das kann den Verstappens unmöglich gefallen. Doch Horner betont, das Verhältnis zu seinem Starfahrer sei "absolut in Ordnung. Er arbeitet gut mit dem Team zusammen. Es gibt keine Spannungen, keinen Stress, und man kann sehen, wie entspannt er ist. Das übersetzt sich in seine Leistungen auf der Strecke. Wir sehen kein Problem mit Max."

Sollte Verstappen trotzdem gehen, würde Horner das nicht in Panik versetzen. Er unterstreicht: "Die besten Fahrer wollen in den besten Autos sitzen. [...] Wir haben ein phänomenales Auto, und wir haben ein freies Cockpit für nächstes Jahr. Und es gibt wahrscheinlich 16 Fahrer, die alles daransetzen würden, in diesem Auto zu sitzen."

Motorsport-Total.com

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