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Auf Vettels Spuren

Viele träumen davon, einmal selbst mit einem Formel-Rennwagen zu fahren. motorline.cc durfte den Formel BMW der Firma Formelfeeling.at ausprobieren.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Wolfgang Simlinger/www.simi.at, BMW Motorsport

Anreise zum Pannoniaring, nahe des ungarischen Kurorts Sarvar. Von Wien sind es nur 1,5 Autostunden – dennoch herrscht dort bereits ein wärmeres Klima.

Einer der Gründe, warum Hermann Weidinger, der Gründer von Formelfeeling.at, genau dort seine „Formel fahren“-Events abhält: „Auf dem Pannoniaring hast du selbst im November noch angenehme Temperaturen – dass es dort wirklich stark regnet, kommt so gut wie nie vor.“

Weidinger kommt aus dem Marketing, beschreibt seine Firma als „Premiumanbieter für maßgeschneiderte Firmenevents“ und hat sich an das Thema „Rennfahrerschule“ mit einem neuen, höchst professionellen Zugang herangewagt: Perfektes Branding, durchstrukturiertes Betreuerteam mit klar verteilten Aufgaben, sogar eine eigene Zeitung und die Freude am schnellen Autofahren als Hochgenuss.

Weidinger sagt: „Unsere Teilnehmer sollen sich am Veranstaltungstag einfach optimal betreut fühlen. ‚Geht nicht‘ gibt’s nicht! Unter diesem Motto geben wir unser Bestes.“

Wie der Name Formelfeeling.at schon sagt, geht es in erster Linie darum, selbst ein Formelfahrzeug zu bewegen. Zur Auswahl gibt es Formel BMW FB02, Formel Renault 2.0, einen Formel 3000 und sogar ein Bolide der Formel Renault 3.5 World Series kann bewegt werden.

Den Formel BMW gibt es ab 385 Euro im „Beginner-Package“, mit dem Formel Renault 3.5 beginnt der Spaß ab 1760 Euro. Weidinger erklärt: „Der Renntag selbst startet mit einer allgemeinen Begrüßung und Details zum Tagesablauf. Uns ist es wichtig, dass sich die Menschen wohlfühlen und dass sie das Abenteuer in vollen Zügen genießen können.“

Vorbereitung

Bei manchen Events steht auch ein Formel 1-Simulator zur Verfügung. Mit dem Panorama-Monitor und dem Surround Sound-System ist der Full Motion-Simulator nicht nur ein Hingucker und Spaßgerät, mit dem Weidinger auch auf Messen zugegen ist. Der Simulator eignet sich auch als Vorbereitung auf das eigene Formel-Abenteuer: „Der Simulator vermittelt einem einen ersten Eindruck, wie sich die Fahrt mit einem Formelrennwagen anfühlt. Zudem lockert es auch die Stimmung unter den Teilnehmern – man kommt ins Gespräch, man tauscht sich aus.“

Ehe im „mobilen Klassenzimmer“ in der Box Theorie-Elemente wie das Handling, die Schaltung des Formel-Boliden oder eine optimale Fahrlinie erklärt werden, „geht es mit den Privatfahrzeugen für mindestens drei Einführungsrunden auf die Rennstrecke. Der Instruktor führt im ersten Fahrzeug die Ideallinie an, dabei sollen sich die Teilnehmer die Streckenführung einprägen können.“ Als Instruktor fungiert ein früherer Formelpilot: Franz Kuncic. 2003 wurde er österreichischer Champion in der Formel König.

Einkleiden

Als wir in die Boxengasse zurückkehren, steht dort schon „das Objekt der Begierde“ bereit, der Formel BMW FB02. Mit einem solchen Boliden hat Sebastian Vettel seine ersten Formel-Rennsiege errungen. Hermann Weidinger schmunzelt: „Ich kann es nicht hundertprozentig bestätigen, aber es ist ziemlich wahrscheinlich, dass Vettel sogar mit exakt diesem Auto gefahren ist.“ Bevor wir uns auf die Spuren des vierfachen Formel 1-Weltmeisters begeben, werden wir noch eingekleidet.

Auch hier wird Formelfeeling.at seinem Anspruch als Premiumanbieter gerecht: Ein eigens dafür zuständiger Mitarbeiter ist dabei behilflich, die richtige Rennkleidung auszusuchen, schließlich soll die Rennwäsche nicht zwicken, die maximale Sicherheit soll gewährleistet sein. Kein hektisches Umkleiden im Renntransporter, das Gefühl gleicht in der abgeschirmten Garderobe eher einer gemütlichen Anprobe im Outlet-Shop. Overall, Helm, Rennschuhe, Handschuhe und Balaclava sind ausgesucht, es kann losgehen.

„Kleiner Bruder des BMW-Sauber F1“

Wie auch in der Formel 1 muss das Lenkrad abgenommen werden, ehe man sich in das enge Cockpit zwängt. Ein weiterer Mitarbeiter erklärt das Auto, hilft beim Gurte anlegen, wobei es weniger eine sitzende, sondern eher eine liegende Position ist.

Ungewohnt ist, dass man die Pedale nicht sieht - man muss sie in der engen, von der französischen Firma Mygale in Magny Cours angefertigten Kohlefaser/Kevlar-Röhre vielmehr ertasten.

Die Kupplung benötigt man ohnehin nur zum Wegfahren, denn der Formel BMW FB02 hat ein sequentielles Getriebe, man darf bei Volllast schalten, sechs Gänge sowie ein Retourgang stehen zur Verfügung.

Der „kleine Bruder des BMW-Sauber F1.07“ ist mit einem K1200RS-Motorradmotor (1,2 Liter Hubraum, 4 Zylinder, 16 Ventile) ausgestattet. Horizontal angebrachte Zylinder sorgen für einen niedrigen Schwerpunkt. Der wassergekühlte Reihenmotor setzt bei einer maximalen Drehzahl von 9.250 Umdrehungen pro Minute 140 PS frei, bei einem Fahrzeuggewicht von lediglich 450 Kilogramm ohne Fahrer. So beschleunigt der Bolide in 3,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h, je nach Kurs und Übersetzung können bis zu 230 km/h Topspeed erreicht werden. Auf dem digitalen Display werden wichtige Daten wie Drehzahl oder auch der jeweils eingelegte Gang angezeigt, die LED-Lampen helfen beim Finden der optimalen Schaltzeitpunkte.

Und los

Endlich ist es so weit, im Leerlauf wird der magische rote Knopf gedrückt, das Aggregat wird zum Leben erweckt. Der Mechaniker hat zuvor noch erklärt, dass man bei etwa 2.800 U/min die Kupplung ganz langsam kommen lassen soll – auf der Strecke soll ich auch in die Rückspiegel schauen, da auch andere, und natürlich auch schnellere Fahrzeuge da draußen unterwegs sind. Ich trete die Kupplung und lege den ersten Gang ein. Jetzt die Kupplung kommen lassen – prompt würge ich den Motor ab. Zweiter Versuch, diesmal klappt es, ich rolle die Boxengasse hinab.

Als ich mich nach der weißen Linie einreihe, merke ich, wie klein die Rückspiegel sind. Doch letztendlich reicht es völlig aus, wenn man einfach auf Linie fährt, möglichst berechenbar – so können schnellere Boliden am leichtesten überholen, ohne dass dabei Hektik entsteht. Da ich auf dem Pannoniaring bereits ein Rennwochenende als Gastpilot in der BMW 325 Challenge bestreiten durfte, kenne ich die Strecke und damit auch die Ideallinie gut. Auf dem Slovakiaring konnte ich schon einmal einen historischen Formel Ford 1600 pilotieren – doch der Formel BMW ist meine erste Ausfahrt in einem Auto mit Front- und Heckflügel. Noch dazu jenes von Sebastian Vettel…

Die Strecke ist rutschig, zudem sind am späten Nachmittag bereits die Temperaturen gesunken – doch der Bolide gibt mir schnell ein gewisses Grundvertrauen, er wirkt gutmütig. Das Fahrgefühl erinnert an ein Rennkart, die Lenkung ist präzise. Nach einer Aufwärmrunde, um die Reifen auf Temperatur zu bekommen, steigere ich mich sukzessive. Der große Unterschied zu einem Tourenwagen ist natürlich das Gefühl der Freiheit, mit dem Kopf im Fahrtwind, als würde man auf einem „fliegenden Teppich“ sitzen - einem jedoch, der rasant beschleunigt, meine Schaltzeiten werden immer kürzer. Phänomenal ist auch, wie spät man in einem solchen Boliden in die Eisen steigen kann. Wichtig ist dabei, dass man nicht zu rasant herunterschaltet – denn da droht das Heck auszubrechen.

Rasanter Tiefflug

In Kurve drei bin ich dann doch etwas zu schnell unterwegs: Ich spüre, wie das Heck ausbrechen möchte, doch es gelingt mir, den „Schlankler“ abzufangen, man merke: Der Formel BMW ist gutmütig – doch wenn man es übertreibt, reagiert er mitunter recht abrupt. Das Tolle am Pannoniaring: Selbst wenn man einen Abflug fabrizieren würde, droht hier kein Blechschaden – denn rund um die 4,74 Kilometer lange Strecke gibt es nur Wiesen und Kiesbetten, lediglich die Zielkurve sollte man mit gebotener Vorsicht nehmen, denn hier kann ein „Gegenpendler“ in den Planken enden.

Da man recht nahe am Boden sitzt oder liegt, fühlt sich die Fahrt im Formel-Boliden wie ein rasanter Tiefflug an, den genieße ich nun in vollen Zügen. Immer später bremse ich, lasse mich von der Aerodynamik durch schnelle Kurven „tragen“. Es ist ein unheimlich geiles (ein treffenderes Wort fällt mir dazu einfach nicht ein) Gefühl, die Zielgerade hinab zu brettern, um dann hart in die Eisen zu steigen. Der Wagen liegt wie ein Brett in den Kurven, die Lenkung ist direkt – so muss sich ein Rennwagen anfühlen, und bald schon hat man das Gefühl der absoluten Kontrolle.

Das perfekte Bremsen

Just in einem solchen Moment bremse ich einen Tick zu spät, mir droht die Straße auszugehen – doch ich kann den Abflug ins Kiesbett verhindern, indem ich ruhig bleibe, keine hektische Vollbremsung einlege oder gar das Lenkrad verreiße, sondern stattdessen gezielt und in kleinen Portionen den Speed herausnehme. Weil ich merke, dass nach rund acht Runden und insgesamt etwas weniger als 20 Minuten am Stück auch langsam meine Konzentration nachlässt, beschließe ich, an die Box zu fahren. Ich spüre: Jetzt wäre ich bei jenem Punkt angelangt, wo man beginnt, die Bremspunkte immer weiter nach hinten zu verlegen und schließlich die Bremse so zu dosieren, um möglichst viel Speed in die Kurven mitzunehmen.

Im Endeffekt nämlich verträgt der Formelbolide viel höhere Kurvengeschwindigkeiten, als man zu denken vermag – und meine Bremspunkte waren wohl Lichtjahre von jenen eines Profis entfernt. Ich erinnere mich noch gut daran, als wir auf dem Hungaroring dabei waren, als Österreichs Rallye-Ass Manfred Stohl zum ersten Mal Formel fuhr. Der WM-Vierte der Rallye-Weltmeisterschaft 2006 durfte den Formel 3-Boliden von Walter Grubmüller pilotieren und saß nach seinen ersten Runden beim Daten-Studium, als ihm der Ingenieur flüsterte: „Das ist schon ziemlich gut – nur: Du kannst noch viel später bremsen.“ Als „Stohlito“ nun wissen wollte, wie viel später er denn bremsen könne, staunte er nicht schlecht, als ihm der Techniker süffisant verriet: „Rund hundert Meter!“

Daten-Studium

Während bei den meisten Teilnehmern die Freude am Fahren respektive der Adrenalinkick im Vordergrund stehen, gibt es immer auch jene, die es genau wissen wollen. Hermann Weidinger erklärt: „In unseren Rennfahrerkursen zeichnen wir natürlich auch die Daten auf und arbeiten mit Onboard-Kameras. Das Daten-Studium mitzuerleben, kann schon etwas Erbauendes sein. Die persönlichen Rundenzeiten sinken und man erlebt das herrliche Gefühl, dass die Piloten immer besser werden.“ Dass auch allzu spätes Bremsen nichts bringt, wird beim Feinschliff klar: „In jeder weiteren Runde werden die Bremspunkte in Richtung Kurveneingang geschoben, wodurch entsprechend früher wieder aufs Gas gestiegen wird.“

So manches Talent hat bei Hermann Weidinger seine ersten Erfahrungen im Formelrennwagen gemacht, aber auch Hobby-Racer jeder Altersgruppe nehmen die Rennfahrerkurse in Anspruch. Weidinger sagt: „Die Zielgruppen für dieses Intensivtraining sind einerseits junge Kartfahrer, die in den Formel- oder Tourenwagensport einsteigen möchten, aber auch Neueinsteiger und ambitionierte Hobbymotorsportler.“ Beim Feedback hält Weidinger nichts davon, einem Klienten etwas vorzugaukeln – ob er schon einmal jemanden sagen musste, dass er frei von jeglichem Talent sei? Weidinger lacht: „Das kommt wirklich selten vor. Denn es geht um die Bereitschaft, dazuzulernen. Zweimal jedoch musste ich leider wirklich sagen, dass es so keinen Sinn macht. Wenn jemand rein gar nichts annimmt und sich damit auch selbst gefährdet, muss man die Reißleine ziehen.“

Adrenalin verbindet

Andere wiederum buchen die reinen Erlebnistage „Formelfahren“ oder auch die „Sportwagenvermietung“ immer wieder: „Weil es ihnen einfach gefällt, mit einer Gruppe von Gleichgesinnten einen schönen Tag voller Action zu erleben. Letztendlich muss einfach die Freude an diesem Erlebnis im Vordergrund stehen – und dafür ist eine professionelle Betreuung die Grundvoraussetzung. Für mich, meine Frau und mein Team sind das oft anstrengende Tage – doch wenn man am Abend in zufriedene Gesichter schauen kann, wenn man beobachten kann, wie Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen und Schichten miteinander über das Erlebte angeregt fachsimplen, dann ist das ein schöner Lohn für unsere Bemühungen. Hier entstehen auch immer wieder neue Freundschaften, denn der gemeinsam erlebte Adrenalinkick verbindet.“

Alle Formelfeeling-Pakete mit Ausnahme der Rennfahrerkurse können als Erlebnisgutschein gebucht werden und eignen sich daher auch gut als Geschenk für Freunde - auf formelfeeling.at kann man diese individuell buchen und auch rasch und unkompliziert einlösen. Und dann sitzt man irgendwann im Auto und fährt in den Süden, in die Nähe des ungarischen Kurorts Savar, nur 1,5 Autostunden von Wien entfernt, auf den Spuren von Sebastian Vettel…

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