MOTORSPORT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

„Man muss Aggressivität an den Tag legen“

Sebastien Loeb spricht im Interview über den richtigen WRX-Fahrstil, Mattias Ekströms Erfolgsgeheimnis und seine Eindrücke von Timo Scheider.

Fotos: FIA World Rallycross

Als neunmaliger Rallye-Weltmeister und mehrfacher WTCC-Laufsieger brachte Sebastien Loeb auf dem Papier ideale Voraussetzungen für einen Wechsel in die Rallycross-WM mit. Dennoch sei ihm die Umstellung auf die neue Serie zunächst schwer gefallen, wie Loeb am Rande des vierten WRX-Laufs 2017 in Mettet im Interview erklärt.

Die Rallyelegende blickt zudem auf seinen bisherigen Saisonverlauf zurück und erklärt, warum Driften auch in der WRX nicht immer der schnellste Weg um die Kurve ist. Außerdem versucht er das Erfolgsgeheimnis von Dauersieger Mattias Ekström zu ergründen und äußert sich lobend über WRX-Neuling Timo Scheider.

Frage: "Sebastien, drei Rennen der WRX-Saison 2017 sind gefahren, wie fällt Ihr Fazit aus?"
Sebastien Loeb: "Unsere Performance ist in Ordnung, allerdings ist das Niveau sehr hoch, nachdem Volkswagen jetzt mit einem starken Auto und einem starken Team eingestiegen ist. Mein Wochenende in Barcelona war wirklich schlecht. Dort hatte ich Probleme mit dem Getriebe und habe es deshalb nicht ins Halbfinale geschafft. Das war wirklich enttäuschend.

"An den beiden darauffolgenden Wochenenden war unsere Performance recht gut, aber ich habe irgendwie nicht alles zusammengebracht was man braucht, um zu gewinnen. Auf der Strecke hat es aber gepasst. Das Gefühl im Auto ist gut, allerdings gibt es noch Raum für Verbesserungen. Zum Beispiel beim Start oder auch beim Motor."

Enge Zweikämpfe waren anfangs ungewohnt

Frage: "Am vergangenen Wochenende waren Sie in Hockenheim in den Qualifyings beeindruckend stark, konnten das aber in den Finalläufen nicht in der Form wiederholen. Haben Sie schon herausgefunden, woran das lag?"
Loeb: "Vor den Halbfinals hat es angefangen zu regnen, und das machte es kompliziert. Dann fängt immer alles von Null an. Mein Start war okay, aber in der ersten Kurve ist meine Drehzahl in den Keller gegangen. Deshalb konnte Kristoffersson an mir vorbeigehen."

"Dann habe ich ihn wieder überholt, er dann wieder mich, und in der nächsten Runde habe ich einen Fehler gemacht. Dann habe ich für Solberg auch noch die Tür aufgemacht, und so wurde ich nur Dritter. Somit musste ich im Finale aus der dritten Reihe starten, und das ist immer schwierig."


Frage: "Als Sie im vergangenen Jahr in die WRX gewechselt sind, was war da am schwierigsten?"
Loeb: "So eng mit anderen Autos zu kämpfen und das richtige Maß an Aggressivität zu finden. Man muss eine gewisse Aggressivität an den Tag legen, um seine Position zu verteidigen, aber das lag mir nicht im Blut. Das geht jetzt aber besser, da habe ich mich verbessert."

"Außerdem musste ich mich erst an dieses Auto gewöhnen. Es ist zwar ähnlich wie ein WRC-Auto, hat aber andere Reifen und mehr Leistung. Daher muss man sanfter fahren. Auch musste ich das Auto erst dahin bringen, dass es so reagiert, wie ich es haben will. In diesem Jahr passt das Auto besser zu meinem Fahrstil."

Frage: "Welche Ihrer Erfahrungen hat Ihnen beim Umstieg in die WRX mehr geholfen? Die aus der WRC und die aus dem Rundstreckensport?"
Loeb: "Es ist ein wenig von beiden. Der Fahrstil und die Autos sind ähnlich wie in der WRC, das hat mir geholfen. Von der Rundstrecke hatte ich zwar die Erfahrung, dass andere Autos um mich herum fahren, aber hier ist es doch anders. Die Kurvengeschwindigkeiten sind langsamer, es gibt mehr seitliche Berührungen."

Fahrstil im Rallycross wird immer sauberer

Frage: "Ich habe den Eindruck, dass der Fahrstil im Rallycross immer sauberer wird, mit weniger Drifts. Können Sie das bestätigen?"
Loeb: "Das ist so, vor allem wenn man sich die Onboard-Aufnahmen anschaut. Von außen sehen die Drifts immer noch wild aus, aber auf den Onboard-Aufnahmen sieht es regelrecht langsam aus. Wir müssen sehr sauber fahren, die Linie halten und nicht zu viel rutschen. Nur so fährt man effizient. In diesem Jahr, wo das Niveau der Meisterschaft was Autos und Fahrer betrifft noch einmal gestiegen ist, muss man so fahren."

Frage: "Ist das vielleicht auch ein Grund, warum Fahrer wie Mattias Ekström oder Johan Kristoffersson, die einen Hintergrund im Tourenwagensport haben, derzeit so erfolgreich sind?"
Loeb: "Ja, denn letztlich ist es mehr Rundstreckensport. Der Fahrstil ähnelt zwar mehr der Rallye, aber schon dort bin ich sehr sauber gefahren. Hier muss man die Kurve wie auf der Rundstrecke immer wieder gleich fahren. Man muss die Daten analysieren, um sich zu verbessern, so wie es auf der Rundstrecke üblich ist."

"Das war anfangs nichts, was für mich normal war, aber da haben mir meine Erfahrungen auf der Rundstrecke geholfen. Mattias ist dazu ein vielseitiger Fahrer, der sich schnell auf verschiedene Kategorien einstellen kann. Er ist ja auch schon Rallyes gefahren und hat sich dort gut geschlagen. Er ist jemand, der überall schnell ist."

Starts und mentale Stärke sind Ekströms Schlüssel zum Erfolg

Frage: "Und hat bisher alle drei Saisonrennen gewonnen. Was ist sein Geheimnis, warum ist er so schnell oder besser gesagt effektiv, denn in den Qualifyings war er ja nicht immer der Schnellste."
Loeb: "Ja, wie Sie schon sagen ist er in den Halbfinals und Finals sehr stark. Warum das so ist? Ich weiß es nicht! Wenn ich es wüsste, würde ich es genau so machen. Er hat einen guten Plan und macht vor allem gute Starts. Das war beim vergangenen Rennen für ihn der Schlüssel zum Erfolg. Ich weiß nicht, ob das am Audi liegt, aber er ist am Start sehr gut. Er ist auch mental sehr stark und macht keine Fehler, wenn er in Führung liegt."

Frage: "Welchen Eindruck haben Sie von Timo Scheider?"
Loeb: "Beim ersten Rennen war er wirklich beeindruckend. Zum Glück für uns hat er sich danach auf normalem Niveau eingependelt (lacht; Anm. d. Red.). Er fährt gute Zeiten und ist sicherlich ein talentierter Fahrer. Er hat schon verstanden, wie es hier läuft. Rallycross ist immer etwas unberechenbar, aber er ist schnell genug, um ganz vorne mitzufahren."

News aus anderen Motorline-Channels:

Rallycross-WM: Interview

Weitere Artikel:

Gewinne Tickets für die komplette Rennwoche am Nürburgring

Kartenverlosung: 24h Nürburgring

Mit Motorline mittendrin in der Startaufstellung auf der Start-/Ziel-Geraden vor dem Rennen: Wir verlosen Top-Tickets samt Fahrerlager-Zugang für die gesamte Rennwoche des Vollgas-Spektakels Ende Mai, Anfang Juni

Freies Training Melbourne

Freitag Australien: Ferrari in guter Form

Haben Max Verstappen und Red Bull Konkurrenz? Ferrari präsentierte sich im zweiten Freien Training in Melbourne in bestechender Form ..

GP von Japan: Fr. Training

Regen in Suzuka: Oscar Piastri Schnellster

Oscar Piastri sicherte sich die Bestzeit im zweiten Freien Training zum Grand Prix von Japan und verdrängte damit Yuki Tsunoda noch von der Spitze

Nachgefragt beim viermaligen Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel: Ob er wirklich über ein Comeback nachdenkt und mit wem echte Gespräche stattfinden

Bergrallyecup: Demmerkogel

Saisonauftakt Bergrallyecup 2024

Bei trockenem, aber recht windigen Bedingungen ging am Demmerkogel in der südsteirischen Toscana der 1. Lauf zum Herzogmotorsport Bergrallyecup 2024 in Szene.