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Supersänfte

Mercedes gönnt seinem Oberklasse-SUV ein Facelift samt neuem Namen. Aus der M-Klasse wurde der GLE. Wir testen den 258 PS starken 350 d.

Text und Fotos: Johannes Toth

Bereits 1997 stellte Mercedes, noch vor dem deutschen Mitbewerb, ein elegantes SUV - obwohl diese Bezeichnung damals noch gar nicht gängig war - mit Oberklasse-Anspruch auf die großen Räder.

Da sich BMW das M für seine Sportmodelle bereits vorher rechtlich gesichert hatte, einigte man sich auf die Bezeichnung M-Klasse und die Verlegenheits-Typenbezeichnung ML.

Mit der Verbreiterung der Modellpalette wurde die Nomenklatur bei Mercedes aber immer unübersichtlicher, und die Stuttgarter entschieden sich zu einem Schnitt und einer logischeren Namensstruktur.

So darf sich das dienstälteste Mercedes-SUV (die wesentlich ältere G-Klasse als "SUV" zu bezeichnen, grenzte an Majestätsbeleidigung) nun auch mit einem GL für Gelände und einem E für die Größen-Zuordnung auf Höhe der E-Klasse schmücken.

Dem Exterieur tut das Facelift gut, vor allem die Front wurde an das Flottengesicht angepasst und dem Heck wurden neue LED-Rückleuchten im markentypischen Nachtdesign spendiert. Die charakteristisch geneigte C-Säule blieb erhalten und führt damit ein seit Beginn bestehendes Designelement der ehemaligen M-Klasse fort. Die Motorhaube freut sich über zwei neue Powerdomes, soll heißen zwei Knicke in Längsrichtung. Diese symbolisieren dem Kenner üblicherweise, daß der Motorraum vor lauter Kraft überquillt.

Ans Interieur legten die Entwickler etwas weniger engagiert Hand an. So kommt es, daß der Innenraum nicht mehr ganz State of the Mercedes-Art ist. Insbesonders der mittlere Bedienteil des Armaturenbretts lässt zu wünschen übrig. Sowohl Design als auch Materialien erscheinen ein bisschen antiquiert und nicht der Klasse entsprechend.

Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Unser Testwagen war mit den beiden AMG-Paketen Exterieur und Interieur um jeweils rund 3.100 bzw. 3.300 Euro bestens ausgestattet. Außen treten wir damit athletischer auf: ordentliche Front- und Heckschürzen sowie fette 20-Zöller sorgen schon optisch für mehr Schwung.

Diese AMG-Dynamik setzt sich im Innenraum fort. Wir sitzen auf Sport-Sitzen, finden ein Multifunktions-Sport-Lenkrad in unseren Händen und eine Sport-Pedalanlage aus gebürstetem Edelstahl mit Gumminoppen unter unseren Füßen. Wer sich für dieses Equipment entscheidet, trägt vermutlich eher selten Goiserer beim SUV-Fahren.

Wobei der GLE sich - dank des beim 350 d serienmäßigen - "4Matic"-Allradantriebs auch im Gelände nicht fürchtet. Wer ernsthaft vom rechten Weg abkommen möchte, sollte gleich die Luftfederung Airmatic sowie das Offroad-Paket dazubestellen.

Die Airmatic in unserem Testwagen ist auch im Alltag sehr empfehlenswert, da sie die Straße butterweich bügelt. Sogar "schlafende Polizisten", weniger kreativ auch Fahrbahnhöcker genannt, werden plötzlich als superweich empfunden.

Die serienmäßige 9-Gang-Automatik tut ihr übriges zum sänftenartigen Vorwärtskommen. Durch die enge Abstufung schaltet sie unmerklich und dreht die Gänge nur im Sportmodus merkbar höher.

„Sehr chillig“, meinen die pubertierenden Menschen auf der Rückbank. Vermutlich auch deshalb, weil der Wagen insgesamt und besonders auch hinten sehr viel Platz bietet. Und während aus der feinen Harman Kardon Soundanlage „Heaven´s in the back seat of my Cadillac“ von Hot Chocolate ertönt, sind wir überzeugt, dass die wohl noch nie im GLE mitgefahren sind.

Ähnlich raumgreifend präsentiert sich der Laderaum mit seinem Grundvolumen von 690 Litern. Legt man die geteilten Fondlehnen um, kommt man auf ein gesamtvolumen von 2.010 Litern.

Nun, das Auto zählt auch von den Aussenabmessungen nicht zu den Kleinsten. Möchte es vermutlich auch gar nicht. Aber über 4,8 m Länge wollen bewegt werden. Im Rangierbetrieb helfen dabei die optionalen 360-Grad Kameras sowie der große mittige Bildschirm, die bevorstehende Berührungen mit feindlichen Objekten zuverlässig anzeigen.

Im Fahrbetrieb unterstützt der 6-Zylinder-Dieselmotor mit 2.987 ccm Hubraum, 258 PS und 620 Nm Drehmoment den Wunsch nach flottem Vorankommen.

Klingt bei einem Leergewicht von 2,2 Tonnen gar nicht nach übertrieben viel Leistung. Genügt aber in eiligen Momenten durchaus, um das elegante SUV in beachtlichen 7,1 Sekunden über die Hunderter-Marke und schlussendlich auf 225 km/h Spitzengeschwindigkeit zu jagen.

Was uns sonst noch auffällt? Zum Beispiel die sensationell gut arbeitenden adaptiven Scheinwerfer, die sich sehr schnell an die jeweiligen nächtlichen Fahrbedingungen anpassen.

Oder die elektrisch ausfahrbare Anhängerkupplung. Macht Sinn bei einem Auto mit 3 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht, das ein ideales Zugfahrzeug für Boots-, Pferde-, Segelflugzeug- und sonstige Anhänger abgibt.

Grenzwertig dagegen das riesige Mercedes-Benz-Logo, das des nächtens den Boden neben den Vordertüren beim Ein- und Aussteigen beleuchtet. Kommt vor der Disco genial gut, vor der Oper eher nicht. Da sollte man halt vor dem Mitbestellen wissen, wohin man mit dem Wagen öfter unterwegs ist.

Der Preis für den 350 d 4Matic liegt bei verhältnismäßig günstigen 69.860 Euro. Damit er aber so fein ausgestattet vor der Waldhütte steht wie unser Testauto, muss man noch den Wert eines Familienautos drauflegen und 107.424 Euro zum Händler tragen.

Der gemischte Dieselverbrauch wird vom Hersteller mit 6,6 Liter auf 100 Kilometer angegeben. Im echten kombinierten Fahrzeugleben mussten wir zwei Liter addieren.

Plus
+ supersanftes Fahrgefühl - vor allem mit optionaler Luftfederung
+ leiser, durchzugsstarker Sechszylinder-Diesel
+ optimal abgestimmte, serienmäßige 9-Gang-Automatik
+ viel Platz in beiden Sitzreihen und im Laderaum
+ in der Basisausstattung verhältnismäßig preiswert

Minus
- Materialien der Mittelkonsole nicht extrem hochwertig
- ohne optionales Kamera-Paket etwas unübersichtlich

Resümee
Ein feines Auto für feine Leute, ideal als Zugfahrzeug für größere Hobbies und dementsprechende Spielzeuge. Der GLE bietet viel Platz, strömt Ruhe und Gelassenheit aus. Er fährt sich extrem bequem, und ausgestattet mit den optionalen Rundum-Cams vergisst man leicht, welch großes Vehikel man hier seidenweich bewegt.

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