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Schweden-Schrank

Billy ist bekannter, XC90 aber attraktiver. Der Schweden-Schrank von Volvo tritt zum Test mit 235 Diesel-PS und der Ausstattung "R-Design" an.

Georg Koman

Des Volvo-Image ist schon ein feines: Kommt man mit einem fetten SUV von Audi, BMW oder Mercedes daher, wird man schief angesehen und als Bonze, Macho, Umweltfeind oder Neureicher betrachtet.

Fährt man hingegen mit dem nicht weniger fetten Volvo XC90 vor, wird man für sein vorbildliches Sicherheitsbewusstsein und seinen guten Geschmack bewundert. Der XC90 überzeugt trotz seiner 4,95-Meter-Größe mit skandinavisch coolem Design ohne aufgesetzten Prunk & Protz, vielleicht wird er auch deshalb von niemandem als aggressiv oder bedrohlich wahrgenommen.

Außerdem werden Volvo-Fahrer als ausgeglichene, nette und individualistische Typen gesehen, die keine Geschwindigkeitsrekorde aufstellen, andere Verkehrsteilnehmer nicht brutal schneiden und außerdem die Kunst des Blinkens beherrschen.

Abseits der Gefühlsebene ist man in einem Punkt aber ganz objektiv vernünftiger unterwegs als in manchem Konkurrenzprodukt: Volvo hat sich als freiwillige Obergrenze Zweiliter-Vierzylindermotoren gesetzt.

Die können mit Turbopower und Elektro-Unterstützung auch bis zu 407 PS auf die Kurbelwelle wuchten, in unserem Fall reichen aber 235 Diesel-PS. Beim Erstauftritt des XC90 vor gut einem Jahr hatte die stärkere der beiden Diesel-Varianten (D5) übrigens noch 225 PS, inzwischen fanden die Schweden aber noch zehn weitere Pferdchen.

Innen geht es uneingeschränkt nobel zu: Matte Naturhölzer an Mittelkonsole und Armaturenbrett und höchstwertig wirkende Knöpfe und Schalter verleihen dem Interieur etwas Hochklassiges.

Auffallend ist auch das 9,7 Zoll große Touchpad (das derzeit zweitgrößte nach jenem im Tesla Model S), mit dem sich praktisch alles abseits der klassischen Grundfunktionen steuern lässt. Ganz wie vom Smartphone gewohnt, "wischt" man durch die Menüs und kann Ansichten per Fingerbewegung vergrößern.

Umgekehrt gibt es kaum noch klassiche Knöpfe. Auf der Mittelkonsole gibt es nur noch Schalter für Warnblinkanlage, Front- und Heckscheibenheizung.

Selbst Veränderungen der Klimatisierung oder die Einstellung der SItze - alles wird über das große Display vorgenommen. Was all jene vor logistische Probleme stellen könnte, die sich mit Smartphone oder Tablet-PC nicht sonderlich per Du fühlen.

Die Platzverhältnisse sind fürstlich. Für fünf Passagiere jedenfalls. Bestellt man die Sitzbank für zwei weitere Sitze, empfiehlt sich diese primär für Kinder oder für kürzere Distanzen. Auch der Laderaum kann sich mit seinem Volumen von 721-1.886 Litern (beim Fünfsitzer) mehr als sehen lassen.

7,8 Sekunden genügen dem 2,1-Tonner für den Sprint auf 100 km/h. Beim Anfahren benötigt die 8-Gang-Automatik ein wenig Bedenkzeit, ansonsten macht sie schnell und ruckfrei ihre Arbeit.

Auch der Motor selbst verhält sich, abgesehen von seiner ordentlichen Schubkraft von 480 Nm, die zwischen 1.750 und 2.250 Touren anstehen, sehr dezent. Lediglich nach dem Kaltstart lässt er Schlüsse auf seine Zylinderzahl zu, ansonsten ist er ein Vorbild an Laufruhe und Geräuscharmut.

Als Verbrauch gibt Volvo im Mix 5,8 Liter an, im richtigen Testleben waren es 7,9 Liter. Deutlich mehr, dennoch ein feiner Wert für einen vollformatigen Allradler.

Das Fahrwerk, das als Besonderheit eine Querblattfeder hinten aufweist, ermöglicht sportlichere Kurvenfahrten als erwartet, zudem ist es angenehm komfortabel. Die Lenkung reagiert präzise, und der Wendekreis ist mit 12,3 Metern angesichts der Fahrzeuglänge durchaus tolerabel.

Das Thema Sicherheit wird beim XC90 noch größer geschrieben als bei anderen Volvo-Modellen. Zur serienmäßigen Sicherheitsausstattung gehören ein Notbrems-Assistent, der auch Querverkehr erkennt und "Run off Road Protection" zum Insassenschutz bei Unfällen durch Abkommen von der Fahrbahn. Dann stellt sich das Fahrwerk blitzschnell auf unebenen Untergrund ein, die Gurte werden vorgespannt, die Fenster geschlossen.

"R-Design" ist eine von vier Ausstattungslinien und liegt gemeinsam mit "Inscription" an der Preisspitze. Während sich "Inscription" klassischem Luxus verpflichtet fühlt, gibt es bei "R-Design" sportliche Zutaten im Überfluss.

Etwa elektrisch verstellbare Sportsitze in Nubuk-Leder, Sportlenkrad mit Schaltwippen, Alupedale, digitalisierte Instrumente, Fahrmodus-Vorwahl, zwei integrierte Auspuffrohre, Alu-Dachreling, 20-Zoll-Felgen und eine Menge weiterer sportlicher Design-Elemente.

Aufpreis-Posten gibt es jede Menge, allerdings durchwegs zum recht stolzen Preis. Etwa ein "Bowers and Wilkins"-Soundsystem mit gewaltigen 1.400 Watt Leistung um 4.500 Euro, Luftfederung um 2.500 Euro, klimatisierte Massagesitze um 830 Euro etc.

Auch ohne die letztgenannten Goodies kostet der Volvo XC90 D5 AWD R-Design als 7-Sitzer "deutsche" 72.052 Euro. Sollte die bei weitem nicht ärmliche Ausstattung "Kinetic" genügen, kommt man mit 60.700 Euro weg. Wer mit dem D4 auf 45 PS (190 statt 235) und Allradantrieb verzichtet, spart nochmals 4.400 Euro, der Fünfsitzer ist durchwegs 1.800 Euro günstiger.

Plus
+ mächtiges Format, das vom coolen Design nicht überbetont wird
+ großzügige Platzverhältnisse für Passagiere und Gepäck
+ zwei Liter Hubraum reichen in diesem Fall völlig
+ neues Bedienkonzept kommt mit sehr wenigen Schaltern und Knöpfen aus
+ sehr modern in Sachen Sicherheit
+ viel Luxus serienmäßig

Minus
- das neue Bedienkonzept könnte manchem zu radikal sein
- vergleichsweise wenig Ablagemöglichkeiten
- tolle Extras, aber allesamt nicht billig

Resümee
Der Volvo XC90 ist ein absolut ernstzunehmender Gegner der deutschen SUV-Elite. Trotz nomineller Zurückhaltung beim Hubraum bringt er solide 235 Diesel-PS, vernünftigen Verbrauch, zeitloses Design, jede Menge an Sicherheits- und Luxus-Features plus sympathisches Schweden-Image. Preis-Schnäppchen ist er allerdings keines.

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