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"Man sollte aus der OSK eine Gewinn-orientierte Firma machen"

Im zweiten Teil spricht Heribert Werginz über ein drohendes Sinken des Überprüfungs-Niveaus, Befangenheit, notwendige Reformen in der OSK, uvm.

In der rechten Navigation finden Sie den ersten Teil des Interviews!

Wie siehst Du die Zukunft, im Hinblick auf Deinen Nachfolger? Du bist ja als Technik-Guru bekannt, wird das Niveau sinken?

Ich kann es nicht sagen, aber ohne jemandem etwas zu unterstellen, ich glaube dass wir auf einen Stand vor 1985 zurückfallen werden, wo es Leute gab, die mit ihren Gruppe N Autos den Gruppe-A Boliden um die Ohren gefahren sind. Das war damals ja eigentlich der Grund, warum ich installiert wurde. Ich bin damals nicht hingegangen und habe gesagt ich möchte, sondern man hat mich um Hilfe gebeten.

Heute wirft man mir vor, dass ich voreingenommen bin, dadurch dass wir selber Rennautos bauen sei ich befangen usw. Meiner Meinung nach muss man aber selbst in der Szene aktiv sein, sonst kann man nicht mitarbeiten, sonst würde man keine Fehler finden.

Private Weiterbildung ist ebenfalls enorm wichtig, sonst findet man nie die falschen Teile. Ich habe glaube ich schon vor Raimund Baumschlager das Homologations-Blatt für den EVO X in der Hand gehabt, weil mich das einfach interessiert.

Wenn du nur technischer Kommissar bist, der sein Kilometergeld verrechnet und bei der technischen Abnahme sein Pickerl auf den Helm klebt, dann tut er seinen Job so, wie sich das die OSK scheinbar erwartet. Mehr ist nicht gefordert. Gefordert wird der arme Mensch an der Front aber dann, wenn es Probleme gibt und eine Entscheidung getroffen werden soll ob etwas richtig oder falsch ist.

Hier muss auch ein Umdenken stattfinden, die eine Seite ist hochprofessionell und hochtechnisch, wir sitzen hier und haben einen Bleistift in der Hand und einen Block, wie soll das funktionieren. Beim Equipment muss man auch Beziehungen haben, sonst geht es gar nicht.

Ich muss aber zumindest wissen, wie die Teile funktionieren um mit dem Verantwortlichen in den Teams in einen Dialog zu treten. Dann haben die Teams auch Respekt und probieren verschiedene Dinge erst gar nicht aus, weil ich sie erwischen könnte. Wenn dort jemand sitzt, der sich nicht auskennt, dann kann man sich vorstellen, was passieren wird.

Wobei es ja so ist, dass viele Dinge ja gar nicht bewusst gemacht werden um sich einen Vorteil zu verschaffen, vieles passiert einfach. Hier muss man abschätzen, ob ihm das passiert ist, oder ob er betrügen will.

Reiben sich jetzt einige die Hände, dass Du weg bist?

Das ist gut möglich, wobei ich festgestellt habe, dass ich viele Sympathisanten habe. Und wer ein Auto nach dem Reglement baut, fährt zumeist billiger.

Inwieweit kann man die Aktiven in den Prozess einbeziehen, quasi versuchen für Ordnung zu sorgen bzw. eine andere Organisation zu gründen? Letztlich ist es ja in deren Interesse. Sind die Aktiven soweit, dass sie eine Änderung mittragen?

Ich würde es begrüßen, wenn sie das erkennen, weiß aber nicht, ob überhaupt alle durchschauen, was hier gespielt wird. Ich glaube, dass sehr viele dabei sind, die sich eine Lizenz kaufen, ohne groß über Entscheidungen oder Strukturen der OSK nachzudenken.

Man müsste die OSK aus dem ÖAMTC ausgliedern und als auf Gewinn ausgerichtete Firma führen. Die OSK muss kundenorientiert handeln und serviceorientiert sein. Es passieren leider sehr viele Dinge, die am Lauf des Geschehens vorbeigehen.

Die Vorgänge sind auch viel zu langsam, wie ein veralteter Beamtenapparat. Die Leute die jetzt dort das Sagen haben, bekommen das gleiche Geld, ob es 10 Veranstaltungen oder 100 Veranstaltungen im Jahr gibt, ob schnell oder langsam gearbeitet wird.

Ich erinnere mich gut an einen Ausflug nach Daytona, ich war eine Woche vor dem Rennen dort. Um kurz vor fünf am Abend wollte ich dann unsere Lizenzen holen. Ich wurde höchst freundlich behandelt, über der Tür stand folgender Satz: „Wir freuen uns, dass Sie da sind, denn wenn Sie nicht da wären, wären wir überflüssig“. Das war der Leitspruch und so wurde auch gehandelt. Alles lief völlig problemlos.

Hierzulande fühlt man sich oft als Bittsteller, nicht als Kunde. Die Fahrer und Veranstalter sind aber keine Bittsteller, das sollte man nie vergessen. Es gibt ein Scheuklappendenken oder einen Tunnelblick, das hab ich im Präsidium auch gesagt. Ich würde mir das aus den Fingern saugen, alles sei wunderbar, war die Antwort. Ich wäre ein Querulant… Man weigert sich eine Unzufriedenheit zu erkennen.

Wieviele Leute bei der OSK glaubst Du sind auf Deiner Linie?

Ich weiß überhaupt nicht, ob es noch welche gibt. Ich bin jetzt das Bauernopfer, vielleicht hofft man, dass jetzt keiner mehr von der Linie abweicht. Niki Lauda hat einmal gesagt: Ich bin immer voraus und wenn ich mich umdrehe ist keiner im Windschatten.

Wobei ich sagen muss, dass wir im Rallyebereich ein gut eingespieltes Team waren, da wusste jeder was zu tun ist. Wenn man hier einen wegnimmt, geht es halt in abgespeckter Form weiter, jeder ist ersetzbar.

Was sind deine Pläne für die Zukunft?

Arbeiten und Geld verdienen, bei der OSK hab ich ja keines verdient. Das ist auch so ein Punkt, Du kannst nicht einem freiberuflichen Funktionär Dinge abverlangen, wenn Du ihm nichts zahlst, dann tut er das im Normalfall auch nicht.

Das heißt, Du hast nur Spesen vergütet bekommen, oder?

Kilometergeld, dann einen kleinen Tagsatz und eine bescheidene Einsatzgebühr. Wenn jemand hört, was wir für unseren Job bekommen, dann wundern sich alle, dass wir uns das überhaupt antun.

Schließlich ist eine riesige Verantwortung, denn wenn wir bei der technischen Abnahme etwas übersehen und es passiert ein schwerer Unfall, dann ist der Techniker der, der den Kopf hinhalten muss. Man darf ja nicht glauben, dass wir das alles nur tun um die Leute zu ärgern, hier geht es um immense Verantwortung, daher wird akribisch genau gearbeitet.

Warum hast Du Dir das bisher „angetan“, aus Liebe zum Sport?

Es ist wirklich so. Ich möchte Dinge besser machen und habe mit meinem fachlichen Verständnis und meinem Reglement-Verständnis versucht, dem österreichischen und dem internationalen Motorsport zu helfen.

Das ist auch gelungen, wir sind eine Gruppe von vier internationalen Technikern die an einem Strang ziehen. Innerhalb von fünf Jahren haben wir international Ruhe und Chancengleichheit gebracht, aber nur durch strenge Kontrollen bis hin zum Motor zerlegen.

Wir danken für das Gespräch und bitten noch um ein paar abschließende Worte.

Es würde mich freuen, wenn es auch noch andere gäbe, die auf den Tisch hauen und sich etwas zu sagen trauen, sonst passiert wieder nichts.

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