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"Wir wollen Fakten, keine Gerüchte"

Motorline.cc hat den Vorsitzenden des Präsidiums der OSK, Dr. Harald Hertz und den Vorsitzenden des Rallye-Kollegiums, Dietmar Hinteregger mit den Vorwürfen von Heribert Werginz konfrontiert.

Das Exklusiv-Interview von Heribert Werginz - beide Teile finden Sie in der rechten Navigation - hat hohe Wellen geschlagen, Motorline.cc hat daher auch den Vorsitzenden der OSK, Primarius Univ. Prof. Dr. Harald Hertz und den Vorsitzenden des Rallye-Kollegiums und Mitglied des OSK Präsidiums, Gen.Dir. Dietmar Hinteregger um ein Gespräch und eine Stellungnahme zu den Vorwürfen gebeten.

Es erweckt den Anschein als ob schon länger zwischen Herrn Werginz und der OSK etwas am Brodeln war, er hat mir gesagt, dass es seit geraumer Zeit nicht so läuft, wie er sich das vorgestellt hat und er daher die Konsequenzen gezogen hat.

Harald Hertz (HH): Herr Werginz ist seit vielen Jahren in der OSK tätig, allerdings nicht als Cheftechniker sondern zweiter Cheftechniker in der Sektion „Wien, Niederösterreich und Burgenland“. Cheftechniker in der OSK ist langem Dr. Max Lang, Herr Werginz war nie Cheftechniker der OSK. Ich möchte betonen, dass er immer ein brillianter Techniker war, der sich sehr gut in allen motorsportlichen Belangen ausgekannt hat, im Vierrad-Bereich. Herr Ing. Steinbauer ist übrigens der Cheftechniker der OSK Wien, Niederösterreich und Burgenland.

Seit einigen Monaten würde ich sagen, so um die Lavanttal-Rallye herum, hat man gehört, dass Herr Werginz sich aktiv am Aufbau einer neuen Motorsport-Dachorganisation mit beteiligen möchte. Wir haben nur Gerüchte gehört, die sind für uns aber nicht maßgebend. Auf direkte Befragungen haben wir uns nie eingelassen, die Gerüchte haben sich aber verdichtet und einige Leute sind auf uns zugekommen, dass Herr Werginz eine Kontra-Organisation aufbauen möchte.

Daraufhin haben wir ihn zu einem Gespräch ins Präsidium gebeten, er konnte nicht erklären, dass er sich nicht für diese Sache einsetzt, er hat das offen gelassen. Viele seiner Statements haben aber klar gemacht, dass er sich sehr wohl in der Causa betätigt. Aus diesem Grunde haben wir daher den Beschluss gefasst, bis zur Klärung dieser Angelegenheit Herrn Werginz bei motorsportlichen Veranstaltungen als Techniker nicht mehr einzusetzen.

Ich hab ihn nach dem Beschluss darüber telefonisch informiert. Daraufhin hat er mich gebeten, ein persönliches Gespräch zu führen. Kein Problem habe ich gesagt, jederzeit, er solle mir Termine nennen. Ja, das wird er machen, er würde sich wieder melden. Das hat er aber nicht gemacht und es gab auch kein Gespräch mehr.

Das war an einem Freitag. Am Samstag am Abend oder Sonntag in der Früh kam dann ein Mail von Herrn Knirsch [Pressebetreuer von Heribert Werginz; d.Red.], der schrieb, dass Herr Werginz alle seine Funktionen zurücklegt. Das hat mich verwundert, da man - wenn man bei einem Verein seine Funktionen zurücklegt - das normalerweise selbst macht. Er ist dann am Montag gekommen und hat seine diversen Dinge zurückgegeben. Wir nehmen das zur Kenntnis und das ist es.

Einer der Hauptkritikpunkte die Heribert Werginz angeführt hat, ist die Tatsache, dass die OSK kein Dienstleistungsunternehmen sei sondern die Kunden als Bittsteller auftreten müssen. Was ist dazu zu sagen?

HH: Wenn ich dazu konkrete Vorwürfe hören könnte, würde ich mir leichter tun. Das ist ein Blabla, mit dem kann ich nichts anfangen. Wenn sie mir sagen, der Herr XY wollte eine Lizenz haben und hat sie nicht bekommen, ihm wurden falsche Sachen gesagt und er wurde im Kreis herumgeschickt, dann werde ich der Sache nachgehen können. Aber auf so eine globale Behauptung kann ich überhaupt nichts sagen.

Ihrer Meinung nach gibt es keinen Handlungsbedarf?

HH: Mir sind keine Sachen bekannt wo die OSK nicht entsprechend ihren Aufgaben handeln würde. Wenn es solche Sachen gibt, dann bitte ich sie mir zur Kenntnis zu bringen. Ich bekomme immer wieder Mails wo sich Leute über irgendetwas Beschweren. Wenn man der Sache dann nachgeht kommt man drauf, es hat das medizinische Zeugnis gefehlt, der Wagenpass war nicht auffindbar etc. Es ist mir nicht bekannt, dass die OSK eine Fehlentscheidung oder eine nicht dem Kunden gerechte Entscheidung getroffen hat. Es war immer ein Punkt drinnen, der nicht erfüllt war. Und es gibt eben Kriterien die erfüllt werden müssen, wir sind dazu verpflichtet.

Dietmar Hinteregger (DH): Ich denke es ist auch wichtig zu betonen, dass es kein Unternehmen oder keine Behörde gibt, die zu hundert Prozent perfekt läuft. Es gibt immer Potenzial zur Verbesserung, auch in der OSK. Nur, das gehört pragmatisch gemacht, es gehören Fakten auf den Tisch. Das muss man untersuchen und Gegenmaßnahmen einleiten. Nur irgendwelche Behauptungen, die OSK sei ein träger Apparat, das ist zu wenig.

Ich erinnere mich an viele Diskussionen, speziell mit Heribert Werginz, wo ich gesagt habe, wenn etwas schief läuft, bitte Fakten auf den Tisch und nicht über zehn Ecken Flächenbrände entzünden, das bringt nichts. Aber es kam fast nichts. Das ist das Traurige daran, mir persönlich tut es sehr leid, dass diese Entwicklung sich so zu getragen hat. Ich war ja derjenige, der Heribert Werginz vor ca. 20 Jahren gebeten hat in die OSK zu kommen und gemeinsam speziell im Rallyesport etwas zu entwickeln, das haben wir auch geschafft.

Mir tut es daher wahnsinnig leid, denn Heribert Werginz ist und bleibt der profundeste Techniker, den wir – zumindest im Motorsport – in Österreich haben. Auf der anderen Seite muss man sagen, ein Verband, eine Institution wie die OSK hat gewisse Spielregeln und diese sind auch einzuhalten. Das heißt nicht, dass man kritiklos drüber schauen muss.

Die technische Kompetenz des Herrn Werginz steht glaub ich außer Frage, er hat Bedenken geäußert, dass das Niveau der technischen Abnahmen und Überprüfungen absacken könnte.

HH: Das glaube ich nicht, denn wenn sich die OSK technisch an einer einzigen Person aufhängt, wären wir schlecht beraten. Wir haben eine Vielzahl von Technikern nebst dem Dr. Lang, die Qualität der technischen Abnahmen wird mit Sicherheit nicht geringer werden. Denn hätten wir nur auf die Karte Werginz gesetzt, hätten wir uns ihm ausgeliefert, wenn er krank oder im Urlaub wäre, dann wäre alles zusammengebrochen. So bescheiden darf uns Herr Werginz nicht einschätzen. Es ist absolut so, dass es hier keinen Qualitätsverlust geben wird. Es gibt viele andere hervorragende Techniker.

DH: Es ist auch die Aufgabe einer so genannten Führungs-Persönlichkeit den Nachwuchs heranzuziehen. Wir werden jetzt die Qualität sehen, die ein Heribert Werginz in den letzten 20 Jahren gebracht hat um seine Kollegen aufzubauen. Ich bin davon überzeugt, dass wir keinen Rückschritt machen werden, ich finde das auch gegenüber anderen Technikern die mit ihm gemeinsam gearbeitet haben nicht fair.

Heribert Werginz hat auch durchblicken lassen, dass das technische Know-How der OSK mit jenem der Teams nicht mithalten kann.

HH: Das hängt nicht damit zusammen dass die OSK hier nicht mithalten kann, sondern das hängt damit zusammen, dass die Technik und vor allem die Elektronik sich so weiter entwickelt hat, dass die eigenen Leute, die etwas erfunden haben, es schon nicht mehr herauslesen können. Es ist so kompliziert und so detailliert geworden, dass es für den Elektroniker nicht mehr machbar ist. Ich erinnere an den ÖAMTC und die mobile Pannenhilfe, wo die Werke verpflichtet wurden, die technischen Daten des Motors in elektronischer Form bekannt zu geben, damit wir draußen mit dem Notebook Abfragen durchführen können.

Selbst da haben wir große Probleme dies zu tun, weil es Computerfehler und Systemfehler gibt. Daher kann man sicher nicht sagen, dass die OSK hier hinten steht und die Werke nicht mehr überprüfen kann. Natürlich kann sie es überprüfen in allen Belangen die nicht elektronisch verschlüsselt sind. Die elektronische Verschlüsselung ist nach wie vor ein Problem.

DH: Aber es ist eine große Herausforderung, der wir uns stellen müssen. Wenn die FIA in der Formel 1 die Technik im Griff hat, dann werden wir das in Österreich im Motorsport auch im Griff haben.

Stichwort Lobbying, es wurde gesagt, dass die Sitze in der Technical Working Group der FIA zurückgegeben wurden, während sich andere Länder darum bemühen.

HH: Es gibt in der FIA ein Regulativ wo es heißt, dass Leute, die sich berufsmäßig mit z.B. dem Herstellen und dem Aufbau von Rennfahrzeugen beschäftigen nicht gleichzeitig in einer offiziellen Kommission oder einer offiziellen Funktion in der FIA sein dürfen, speziell in der Technik. Herr Werginz betreibt ein Motorsport-Haus wo Rennfahrzeuge aufgebaut werden und ist damit mit dieser Funktion nicht mehr kompatibel, der Vorsitzende dieser Arbeitsgruppe hat das genauso gesehen.

War es nicht angedacht, dort einen anderen Vertreter hinzuschicken?

HH: Das hat sich momentan nicht ergeben, es ist möglich, wenngleich das ja nicht die Arbeitsgruppe der FIA sondern eine Untergruppe bzw. ein Ausschuss war. Von der Hierarchie gesehen ist oben die FIA, dann ein Ausschuss, ein Unterausschuss, noch ein Unterausschuss, ein weiterer Unterausschuss und dann erst die Working Group von irgendetwas, also ein unbedeutender Posten.

Die Tatsache, dass Heribert Werginz selbst ein Team gehabt hat ist hin wieder auch von anderen Motorsportlern mit Unmut verbunden gewesen, war das bei der OSK ein Thema?

Das Thema ist, dass– obwohl wir darauf geachtet haben, dass er persönlich bei der Rallye nicht in der historischen Klasse wo er sein Team hatte als Techniker eingesetzt ist – dass es doch so war, dass er als Techniker der Rallye mit seinen Kollegen dann auch in diesen Bereich gekommen ist. Er hat dann Geschichten erzählt und Drohungen ausgestoßen, das hat diese Leute und natürlich auch die OSK nicht erfreut. Er war nicht als Techniker im historischen Bereich wohl aber der Gesamt-Rallye eingesetzt und damit gab es immer wieder Schwierigkeiten.

Den zweiten Teil des Interviews finden Sie auf der nächsten Seite!

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